Strommacherin: Marion Medlitsch
Sie sorgen dafür, dass in Österreich die Lichter nicht ausgehen: die tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Energiewirtschaft. Hier erzählen sie von ihrer Motivation, ihrer Verantwortung und ihrem beruflichen Alltag.
Dass ich einmal in der Energiewirtschaft tätig sein würde, war zu Beginn meines Arbeitslebens nicht abzusehen. Ich habe Jus studiert, das Gerichtsjahr gemacht und war dann für eine große Schweizer Versicherung tätig. Als die Versicherung ihre Niederlassung in Wien aufgab, schaute ich mich nach einer neuen Aufgabe um und bin, eher zufällig, in die Strom- und Gaswelt gekommen.
Ich war dann als Juristin bei der Gründung der Strom- bzw. Gasverrechnungsstellen APCS und AGCS dabei und habe so den Big Bang der Strom- und Gasmarktliberalisierung live miterlebt, eine sehr aufregende Zeit. Damals war die Idee, dass Kundinnen und Kunden ihre Strom- und Gaslieferanten selbst aussuchen können sollten, geradezu revolutionär. Heute ist das selbstverständlich.
Ich blieb über zwanzig Jahre in der Rechtsabteilung von APCS/AGCS/Cismo in verschiedenen Funktionen tätig und hatte dabei auch immer regen Kontakt zur EXAA, lange Zeit auch als Aufsichtsrätin. Als mein Vorgänger an der EXAA beschlossen hat, das Unternehmen zu verlassen, wurde ich gefragt, ob ich den Vorstandsjob übernehmen will.
Um ehrlich zu sein: Ich habe nicht gleich ja gesagt. Ich war mir nicht sicher: Soll ich mir das zutrauen? Was wird meine Familie dazu sagen? Bin ich wirklich bereit für diese Aufgabe? Am Ende habe ich zugesagt und bis jetzt habe ich meine Entscheidung keine Sekunde bereut. In einigen Punkten musste ich Neues lernen und meine Sicht verändern. Ich bemühe mich, mein Team so kollegial und partnerschaftlich wie möglich zu führen, aber manchmal muss ich Entscheidungen alleine treffen, sehr oft spontan und „in der Sekunde“. Ganz oben kann man auch nicht immer everybody´s darling sein.
Was ich an der EXAA mag: Unter den vielen, teils großen Strombörsen, die in Europa tätig sind, haben wir als kleines Unternehmen eine Sonderstellung, weil es uns möglich ist, ein sehr nahes Kundenservice zu betreiben. Ich bezeichne uns daher gern als den Delikatessenladen unter den Strombörsen. Was uns als solche auszeichnet, ist das Angebot der lokalen Auktion um 10.15 Uhr, noch vor der europäischen Hauptauktion zu Mittag. Wir konkurrieren mit anderen europäischen Strombörsen – nicht über Preise, die setzt der Markt – sondern über Servicequalität, Angebotsvielfalt und vor allem: Nähe und Verlässlichkeit.
Ein Thema, das uns aktuell besonders beschäftigt, ist die Weiterentwicklung unserer Produktpalette. Speicherprodukte, Viertelstundenhandel oder auch die Einbindung von Flexibilitäten. Und auch eine Expansion nach Frankreich und Belgien. Für Freizeit oder Hobbies bleibt mir da im Moment wenig Zeit.