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Strommacher: Christof Kurzmann-Friedl stellt sich vor 

Sie sorgen dafür, dass in Österreich die Lichter nicht ausgehen: die tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Energiewirtschaft. Strom Linie lässt in jeder Ausgabe zwei von ihnen selbst zu Wort kommen: Hier erzählen sie von ihrer Motivation, ihrer Verantwortung und ihrem beruflichen Alltag.
 

Der Kraftwerksstandort Mellach-Werndorf begleitet mich schon mein ganzes Leben lang. Ich bin in der Gemeinde Fernitz-Mellach aufgewachsen, schon mein Großvater hat in dem inzwischen zurückgebauten Kraftwerk Werndorf gearbeitet, mein Onkel dann im Fernheizkraftwerk Mellach. Kraftwerke waren in meiner Jugend also immer präsent. Heute mag man es kaum noch glauben, aber als das mit Steinkohle betriebene Fernheizwerk Mellach in der ersten Hälfte der 80er-Jahre gebaut wurde, war das ein Meilenstein für den Umweltschutz, weil man damit erstmals das Smog-Problem im Grazer Becken in den Griff bekommen hat.

Christof Kurzmann-Friedl

„Der Kraftwerksstandort Mellach-Werndorf begleitet mich schon mein ganzes Leben lang.“

Christof Kurzmann-Friedl Werksgruppenleiter Mellach-Werndorf, VERBUND

Übrigens: Auf dem Grund, wo heute das Fernheizkraftwerk Mellach steht, hatten meine Eltern noch einen Acker bewirtschaftet. Meine Begeisterung für die Landwirtschaft, die ich mir bis heute als Hobby bewahrt habe, habe ich wohl von ihnen geerbt. Studiert habe ich dann aber doch Maschinenbau/Verfahrenstechnik und bin 2005 schließlich zu VERBUND gekommen, wo ich für die Verbund Thermal Power zunächst als Projektmitarbeiter gearbeitet habe, dann als Projektleiter.

2012 ergab sich eine Chance, die mich für eine Weile nach Niederösterreich führte: Ich habe die Werksgruppenleitung für die Kraftwerksgruppe Dürnrohr-Korneuburg übernommen. Mittlerweile ist Dürnrohr-Korneuburg endgültig stillgelegt und seit 2020 bin ich wieder ganz in Mellach – als Leiter der Werksgruppe. Für die Stromversorgung in Österreich spielt Mellach ja eine zentrale Rolle. Das Gas- und Dampfkraftwerk am Standort sorgt weiterhin für Fernwärme, aber insbesondere auch für Netzstützung, wenn infolge der volatilen Erzeugungen aus Wind und Photovoltaik die Netzbelastung ausgeglichen werden muss. Deshalb ist das Kraftwerk auch so ausgelegt, dass es nach Bedarf immer wieder hoch- und runtergefahren werden kann. Das kann in Spitzenzeiten bis zu zwei Mal am Tag sein, dann gibt es wieder längere Perioden, wo es auf Stand-by bleibt. Technisch ist das alles andere als trivial.

Das stillgelegte Fernheizkraftwerk Mellach beschäftigt uns seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine natürlich auch massiv. Es stand die Option im Raum, das Kraftwerk für das aktuelle Winterhalbjahr betriebsbereit zu machen, um es bei einer Gasmangellage wieder mit Steinkohle betreiben zu können. Wir haben die diesbezüglichen vorbereitenden Planungen durchgeführt, zur Umsetzung ist diese Maßnahme jedoch nicht gekommen.

Mellach ist für die Versorgungssicherheit in Österreich bedeutsam, weil wir eine gesicherte Leistung, unabhängig von Windverhältnissen oder Sonneneinstrahlung, liefern können. Je mehr Österreich auf neue erneuerbare Energien umsteigt, desto wichtiger wird es sein, eine solche Reserve zu haben.