Bild im Seitenkopf

Strommacherin: Sarah Wagner stellt sich vor 

Sie sorgen dafür, dass in Österreich die Lichter nicht ausgehen: die tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Energiewirtschaft. Strom Linie lässt in jeder Ausgabe zwei von ihnen selbst zu Wort kommen: Hier erzählen sie von ihrer Motivation, ihrer Verantwortung und ihrem beruflichen Alltag.
 

So ganz gerade war mein Weg in die Technik nicht. Dabei komme ich aus einem sehr technikaffinen Haus. Mein Bruder ist gelernter Flugzeugtechniker. Meine Mutter war eine der ersten Frauen bei der Atomenergiebehörde in Wien. Ich wollte ebenfalls von klein auf etwas mit Strom, mit Energie machen. Das hat mich immer schon fasziniert.

Sarah Wagner

„Das Schöne an meiner Aufgabe ist mitzuwirken, dass sich die Welt verändert. Und ich merke, sie verändert sich wirklich!“

Sarah Wagner Wiener Netze

Gelandet bin ich zunächst einmal aber in einer HTL für Textiltechnik – weil auch meine Eltern letztlich das Gefühl hatten, als Mädchen bin ich dort besser untergebracht. Sie hatten damit zwar nicht recht – ich habe die Schule nach vier Jahren geschmissen –, aber ich kann ihre Gedanken nachvollziehen. Damals, in den 90er-Jahren, war Österreich tatsächlich noch nicht wirklich reif für Frauen in technischen Berufen.

Ich kann mich erinnern: Als ich nach einigen Jahren Jobben im Einzelhandel meine Elektrotechnik-Lehre im BFI startete, kam ich für ein Praktikum in eine kleine Firma im 21. Wiener Gemeindebezirk. Dort hat der Chef gesagt: Aber du musst gleich umgezogen in die Arbeit kommen. Umkleiden für Frauen gab es nämlich keine, ein Damenklo übrigens auch nicht. Es hat mir aber trotzdem gefallen. Nach eineinhalb Jahren war ich gelernte Elektrotechnikerin und ziemlich stolz darauf.

Dann hatte ich Glück. Ich konnte sofort beim BFI als Ausbilderin einsteigen, machte parallel die zweijährige Werkmeisterausbildung dazu, vor allem aber wusste ich schon nach wenigen Wochen: Anderen Elektrotechnik erklären, sie dabei zu unterstützen, etwas Neues zu erfahren, das ist genau das, was ich machen will. Und was mir liegt. Ich mache es bis heute – inzwischen bei den Wiener Netzen. Hier bin ich unter anderem für ein Programm zuständig, das Frauen im zweiten Bildungsweg in die Technik bringen will und ihnen eine Lehre in Elektrotechnik ermöglicht.

Derzeit sind bei mir zehn Frauen zwischen 25 und 45 Jahren. Sie machen, weil sie schon Berufserfahrung haben, die verkürzte zweijährige Lehre. Das Schöne an dieser Aufgabe ist, dass ich mitwirken kann, dass sich die Welt verändert. Und ich merke, dass sie sich auch wirklich verändert: Denn Karrieren wie die von meinen erwachsenen weiblichen Lehrlingen sind heute nicht mehr so ungewöhnlich wie in der Zeit, als ich meine Ausbildung machte. Da macht das Unterrichten wirklich Freude!