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Strommacher: Martin Schletterer stellt sich vor 

Sie sorgen dafür, dass in Österreich die Lichter nicht ausgehen: die tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Energiewirtschaft. Strom Linie lässt in jeder Ausgabe zwei von ihnen selbst zu Wort kommen: Hier erzählen sie von ihrer Motivation, ihrer Verantwortung und ihrem beruflichen Alltag.
 

Meine Karriere als Limnologe, also Spezialist für Binnengewässer, verdanke ich der Tatsache, dass ich als Jugendlicher Tauben züchtete. Dabei bin ich auf einen Bericht gestoßen, wonach die Gendarmerie in Tirol bis in die 1970er- Jahre Brieftauben im Einsatz hatte. Das hat mich so fasziniert, dass ich beim Landesgendarmeriekommando nachgefragt habe und auch Archivmaterial sammelte. Ein Jahr vor meiner Matura schrieb ich dann einen Beitrag, den ich im Eigenverlag veröffentlichte.

Martin Schletterer, TIWAG – Tiroler Wasserkraft AG – Tiroler Wasserkraft AG

„An Bestandsanlagen ist die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie wesentlich und auch hier sind wir als TIWAG sehr innovativ.“

Martin Schletterer TIWAG – Tiroler Wasserkraft AG, Leiter der Fachgruppe Ökologie

„Einsatz von Brieftauben bei Gendarmerie und Bundesheer“, hieß er. Das Büchlein fiel ein Jahr später einem Schweizer Uni-Professor in die Hände, der mich daraufhin in ein Forschungsprojekt einbinden wollte. Und so bekam ich einen perfekten Studentenjob: Ich habe mit GPS-Datenloggern Taubenflugwege erhoben: in Tirol, Frankreich, Belgien, Italien und schließlich auch in Russland an der oberen Wolga.

Und das ist jetzt der Verbindungspunkt zu meiner Karriere als Limnologe. Denn an der Wolga kam ich mit russischen Gewässerforschern in Kontakt, von denen ich 2005 zu einer Expedition eingeladen wurde. Einen Teil der dabei gewonnenen Daten verwertete ich für meine Masterarbeit. Danach schrieb ich meine Dissertation über die Lebenswelt der oberen Wolga und arbeitete in einem Zivilingenieurbüro für Biologie. Ich war gerade dabei, für die Befähigungsprüfung für Ingenieurbüros zu lernen, als mich ein Headhunter kontaktierte. Erst im Laufe des Prozesses erfuhr ich, dass der Auftraggeber die TIWAG war, die einen Gewässerbiologen suchte. Das war 2009.

So konnte ich in den letzten 15 Jahren bei der TIWAG wesentliche Projekte der Energiewende aus ökologischer Sicht begleiten. Derzeit bin ich bei den Projekten Speicherkraftwerk Kühtai und Tauernbach als Umweltkoordinator für die Erfüllung und Dokumentation der umweltrelevanten Bescheidauflagen verantwortlich. An Bestandsanlagen ist die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie wesentlich und auch hier sind wir als TIWAG sehr innovativ – wir haben 2015 zum Beispiel den ersten mechanischen Fischlift Österreichs installiert. Und wir konnten 2024 das 300.000 Quadratmeter große Schwallausgleichsbecken Silz in Betrieb nehmen.

Neben dem Monitoring und Management von bestehenden Kraftwerken und der Betreuung von Neubauprojekten besteht die dritte Säule meiner Tätigkeit in Forschungsprojekten, die den Zweck haben, unsere Maßnahmen zum Gewässerschutz noch besser zu machen. Da gibt es sowohl Projekte von Oesterreichs Energie als auch eigene TIWAG-Projekte. Doch auch die universitäre Forschung hat mich nie losgelassen: Seit 2020 bin ich auf der Universität für Bodenkultur im Fach Limnologie habilitiert und halte regelmäßig Lehrveranstaltungen ab.

 Wie ich das alles zeitlich unterbringe? Das frage ich mich manchmal auch. Für Uni-Forschung und Lehre muss eben der Urlaub herhalten.