Strommacher: Thomas Stangl stellt sich vor
Sie sorgen dafür, dass in Österreich die Lichter nicht ausgehen: die tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Energiewirtschaft. Strom Linie lässt in jeder Ausgabe zwei von ihnen selbst zu Wort kommen: Hier erzählen sie von ihrer Motivation, ihrer Verantwortung und ihrem beruflichen Alltag.
Was ich mache? Seit inzwischen mehr als zwanzig Jahren habe ich mit Tarifen und Netzentgelten zu tun. Ich bin Ende der 90er-Jahre, nach meinem Studium der Elektrotechnik, zur EVN gekommen und gleich in dieses Thema geraten. Damals stand ja die erste Stufe der Strommarktliberalisierung vor der Tür, Großkunden sollten als Erste ihren Stromanbieter frei wählen können. Eine unserer großen Aufgaben war es da, eine Tarifberechnung zu etablieren, die den Energieanteil und Netzentgelt voneinander trennt.
Bis heute ist es nicht leicht, in einem liberalisierten Strommarkt ein Netzentgelt zu finden, das die ökonomischen Tatsachen realistisch widerspiegelt und sowohl die Interessen der Kunden als auch der Netzbetreiber berücksichtigt. Das ist ein sehr komplexer Prozess, der gesetzlich geregelt ist und über den die E-Control als Behörde wacht. Die Rahmenbedingungen dazu werden alle fünf Jahre neu verhandelt, und da gilt es, sehr viele Daten zu sammeln und auszuwerten, sehr viele Meinungen zu hören und in Verhandlungen zu einem Ergebnis zu kommen.
Bei solchen Gesprächen, sowohl innerhalb von Oesterreichs Energie als auch mit Vertretern anderer Interessensverbände, bin ich oft als Fachmann mit dabei. Es ist jedes Mal aufs Neue spannend, wie in diesen Runden nach Lösungen und Kompromissen gesucht wird.
Netzentgelte sind, wie erwähnt, ein sehr komplexes Thema: Es kommt darauf an, in welchem Gebiet ein Netzbetreiber sein Netz betreibt, wie seine Kundenstruktur ist, welche Investitionen von der Öffentlichkeit erwartet werden. Das alles am Ende in ein Tarifmodell zu gießen, ist wirklich vielschichtig. Deshalb habe ich nicht die richtige Antwort gefunden, wenn meine Töchter nach meiner genauen beruflichen Tätigkeit gefragt haben. Inzwischen sind sie erwachsen und wir führen manchmal durchaus hitzige Diskussionen über die Energiezukunft. Dass wir seit kurzem stolze PV-Betreiber einer 7-kW-Photovoltaikanlage in unserem Garten sind, finden aber auch sie richtig gut.