Strommacher: Walter Reckendorfer stellt sich vor
Sie sorgen dafür, dass in Österreich die Lichter nicht ausgehen: die tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Energiewirtschaft. Hier erzählen sie von ihrer Motivation, ihrer Verantwortung und ihrem beruflichen Alltag.
Wenn jemand wie ich im Marchfeld aufwächst, dann hat er als Kind gar nicht so viele Möglichkeiten, mit unberührter Natur in Kontakt zu kommen. Die meisten Flächen sind landwirtschaftlich genutzte Äcker. Es gibt allerdings Teiche und die bieten für Kinder jede Menge an Entdeckungsmöglichkeiten: Laich, Kaulquappen, Frösche, Libellen – das ganze Programm. Ich weiß, dass ich als Kind viele, viele Stunden am Wasser verbracht hatte. Und wir hatten Haustiere: Katzen und Hunde. All das hat mich sehr geprägt. Nach der Matura war mir klar, dass ich Biologie bzw. Ökologie studieren möchte.
Die Faszination für Gewässer hat auch dazu geführt, dass ich mich später als Forschungsassistent an der Uni Wien und beim Wassercluster Lunz mit verschiedenen Aspekten der Gewässerökologie und Hydromorphologie beschäftigt habe, unter anderem in Auenlandschaften. Und ich baute in Wien ein technisches Büro für Biologie auf.
Als VERBUND vor zehn Jahren einen Gewässerökologen suchte, hat mich die Idee, für einen Energieversorger zu arbeiten sofort angesprochen. Bis heute sehe ich es als meine Aufgabe, die Produktion von grünem Strom, den die Wasserkraft liefert, noch umweltverträglicher, noch naturschonender zu gestalten. VERBUND war in diesem Punkt übrigens ein Pionier und so war ich vor zehn Jahren einer der ersten Ökologen überhaupt, die bei einem Unternehmen der E-Wirtschaft angestellt wurden. Heute sind wir viele. Die Branche hat sich in diese Richtung sehr stark weiterentwickelt.
Was ich an meinem Job schätze, ist die Vielfalt. Ich treffe die unterschiedlichsten Menschen und ich beschäftige mich mit den unterschiedlichsten Aspekten der Gewässerökologie. Oft ist es Neuland, das meine Kolleginnen und Kollegen und ich betreten dürfen. Ein solches spannendes Projekt, das VERBUND angestoßen hat, war das Monitoring von Fischwanderhilfen mit PIT-Tags. Das sind Chips, die gleichen übrigens, die bei Katzen oder Hunden verwendet werden und mit deren Hilfe man Fische über mehrere Jahre lang verfolgen kann.
In Österreich gibt es als Folge unserer ersten Projekte inzwischen rund 50.000 solcher Fische. Die Erkenntnisse, die man so gewinnen kann, sind sehr wertvoll, um Wanderhilfen zu optimieren. Sie zeigen auch eindeutig, dass Fische diese Hilfen annehmen und auch in beide Richtungen nutzen. Kraftwerksgegner:innen haben das ja lange angezweifelt.
Zu den schönsten Erlebnissen bei meiner Arbeit gehört es, wenn es uns gelingt, Gebiete zu renaturieren und sie in einen ökologisch einwandfreien Zustand zu bringen. Wenn ich mir ansehe, wie die niederösterreichische Traisen früher ausgesehen hat und wie wunderbar der Fluss heute ist, dann ist das etwas unglaublich Schönes. Oder Altenwörth, wo wir an einem der größten Renaturierungsprojekte Niederösterreichs arbeiten. Das ist einfach großartig.