Strommacherin: Ines Leobner stellt sich vor
Sie sorgen dafür, dass in Österreich die Lichter nicht ausgehen: die tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Energiewirtschaft. Strom Linie lässt in jeder Ausgabe zwei von ihnen selbst zu Wort kommen: Hier erzählen sie von ihrer Motivation, ihrer Verantwortung und ihrem beruflichen Alltag.
Ich will ehrlich sein: Als ich mich um meinen Job beworben habe, war ich gar nicht so sicher, ob er wirklich zu mir passt. Nach acht Jahren in der Forschung, mit Verträgen, die immer nur über zwei Jahre gingen, suchte ich aber nach etwas Stabilerem. Bei der ÖBB habe ich deutlich mehr als nur das gefunden.
Als Expertin für Energiestrategie erstelle ich für die ÖBB Infrastruktur Prognosen darüber, wie die Energieversorgung der Zukunft aussehen wird. Für die Bahn ist es ein zentrales Thema zu wissen, wie sie ihr Netz, ihre Züge, ihre sonstige Infrastruktur in fünf, zehn oder zwanzig Jahren betreiben wird. Wie können wir Strom aus Wasserkraft und Photovoltaik bestmöglich für das bahninterne Netz nutzen? Wie unsere Gebäude damit beleuchten? Wie ließen sich Strecken, die aus wirtschaftlichen Gründen nicht mit einer Oberleitung elektrifizierbar sind, fossilfrei betreiben? Woher werden wir den Großteil unseres Stroms beziehen und welche Rolle wird Windkraft im Bahnstromnetz spielen?
Weil eine Person solche Fragen niemals allein beantworten kann, besteht ein wichtiger Teil meiner Arbeit in stetigem Austausch mit anderen Expertinnen und Experten, innerhalb und natürlich auch außerhalb des Unternehmens. Meine Vergangenheit in der Wissenschaft kommt mir da sehr zugute. Ich habe übrigens Maschinenbau studiert und war dann Assistentin am Institut für Energietechnik und Thermodynamik der TU Wien.
Eigentlich fühle ich mich immer noch als Forscherin. Zugleich hat meine Arbeit heute aber viel mehr Praxisbezug, als das früher der Fall war. Da es bei Energiefragen sehr oft auch um regulatorische Rahmenbedingungen geht, habe ich mir außerdem inzwischen recht viel an juristischem Zusatzwissen angeeignet. Ich habe nämlich schon als Studierendenvertreterin ein – für viele nicht ganz nachvollziehbares – Faible für Paragraphen entwickelt. Absolutes Neuland war es also für mich nicht.
In einer grünen Zukunft, wie ich sie mir wünsche, wird Bahnverkehr eine noch größere Rolle spielen als heute. Auch deshalb bin ich gern bei der ÖBB. Abgesehen davon begeistert mich auch, was die Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Abteilungen schaffen. Zum Beispiel, dass wir bei Nachtverbindungen inzwischen zu den Vorreitern in Europa gehören. Ich reise auch privat sehr viel und nütze diese Verbindungen total gern. Gerade war ich vier Tage in Venedig. Hin und zurück mit Schlafwagen – sehr entspannt.