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Versorgungssicherheit als oberstes Ziel


Österreich ist mit einer Ausfallssicherheit von 99,9 Prozent hervorragend aufgestellt. Dieses hohe Gut gilt es langfristig zu sichern.

Am 8. Jänner 2021 führte eine Störung zu einem massiven Frequenzabfall im synchronisierten Hochspannungsstromnetz, der das europäische Stromsystem an seine Grenzen brachte. Nach der Großstörung vom 4. November 2006, bei der zehn Millionen Haushalte in Westeuropa vom Stromnetz getrennt werden mussten, war dies der bisher zweitschwerste Vorfall. Nur durch automatische Schutzeinrichtungen und das Zusammenwirken wesentlicher Marktakteure konnte die kritische Situation rasch beherrscht und eine Stunde nach dem Vorfall das normale Betriebsniveau wieder erreicht werden. Zentrale Voraussetzung für die Bewältigung der Störung waren die ausreichend vorhandenen Reservekapazitäten.
 

Dieses Ereignis zeigte, dass die vielfältigen Sicherheitsmechanismen im europäischen Stromsystem rasch und zuverlässig greifen und sich unsere Investitionen in die transnationale Zusammenarbeit und die Etablierung grenzüberschreitend vernetzter Strukturen bezahlt machen.

Dennoch ist diese massive Störung auch ein Weckruf – Versorgungssicherheit ist weit mehr als eine Annehmlichkeit. Die sichere und zuverlässige Versorgung mit Elektrizität ist eine zentrale Säule unseres gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens. Sie ist ein Standortfaktor, ein Wettbewerbsvorteil und eine der essenziellsten wirtschaftlichen Ressource des digitalen Zeitalters. Dieses hohe Gut, gilt es langfristig zu sichern.

Noch verfügt Österreich über ausreichende Kapazitäten, um die Stabilität des Stromsystems in jeder Situation zu gewährleisten. Doch mit dem Umbau des Energiesystems in Richtung 100-prozentiger Erzeugung aus erneuerbaren Energiequellen wachsen die Anforderungen an unsere Netze, Kraftwerke und Speicher. Gleichzeitig schwinden durch die Dekarbonisierung des Energiesystems jene Reservekapazitäten, die wir dringend brauchen, um die alltäglichen Schwankungen in unserem Stromsystem zu glätten und es in Extremsituationen vor Schieflagen zu bewahren.

Um unser Stromsystem in Zukunft nicht nur sauber und leistbar, sondern auch weiterhin sicher betreiben zu können, müssen die Weichen jetzt richtiggestellt werden. Unsere Sicherheit hat nicht nur ihren Wert – sie hat auch einen Preis und will langfristig geplant werden.

Fünf Grundsätze zur Wahrung der Versorgungssicherheit

 

1. Bewusstsein schärfen

Versorgungssicherheit ist wirtschaftlich und gesellschaftlich ein kostbares Gut. Aus diesem Grund plädieren wir dafür, Versorgungssicherheit als einen wesentlichen Eckpfeiler des energiepolitischen Handelns zu etablieren. Dafür sollten folgende Prozesse und Mechanismen eingerichtet werden, die eine konsequente Abschätzung der Auswirkungen von energiepolitischen Entscheidungen auf die Versorgungssicherheit ermöglichen.
 

2. Infrastrukturausbau beschleunigenUnser Energiesystem steht vor einer grundlegenden Transformation. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten wird die Erzeugung aus erneuerbaren Energiequellen massiv zunehmen, gleichzeitig werden gesicherte Kapazitäten in großem Umfang vom Netz gehen. Um unser Stromsystem sicher und stabil durch diesen Umbau zu bringen, müssen wir jetzt mit der Errichtung der notwendigen Infrastruktur beginnen.

 

3. Versorgungssicherheit durch grüne Gase vorantreibenThermische Kraftwerke werden auch 2030 eine wichtige Rolle bei der Wahrung der Versorgungssicherheit spielen. Damit diese Erzeugungseinheiten ihre wichtige Rolle auch im Rahmen der Dekarbonisierung des Energiesystems wahrnehmen können, muss jetzt mit der Entwicklung realistischer Szenarien für den Einsatz und die Verfügbarkeit grüner Gase, etwa auf Basis von Wasserstoff begonnen werden.

 

4. Forschung & Innovation unterstützen

 

5. Cybersecurity weiter stärken

Studie: Aspekte der Versorgungssicherheit

Wie kann die Versorgungssicherheit im Elektrizitätssektor auch zukünftig gewährleistet werden? Diese Frage bildet ein wesentliches Element der öffentlichen Debatte um die Transformation des Energieversorgungssystems hin zu einer CO2-freien, überwiegend auf erneuerbaren Quellen beruhenden Stromproduktion. Seit der Großstörung im kontinentaleuropäischen Stromverbundnetz vom 8. Januar 2021, die zu einer Auftrennung des Übertragungsnetzes in zwei Teilnetze führte, intensivieren sich die entsprechenden Diskussionen. Um Klarheit in die Diskussion zu bringen, beauftragten wir eine Studie bei Consentec. Darin werden die unter dem Begriff der Versorgungssicherheit zusammengefassten technisch-wirtschaftlichen Phänomene systematisiert und kurz- und mittelfristige Herausforderungen aufgezeigt. Christoph Maurer, Geschäftsführer Consentec, stellte die Studie im Zuge des Oesterreichs Energie Trendforums vor: