Strommacherin: Edith Hofer stellt sich vor
Sie sorgen dafür, dass in Österreich die Lichter nicht ausgehen: die tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Energiewirtschaft. Strom Linie lässt in jeder Ausgabe zwei von ihnen selbst zu Wort kommen: Hier erzählen sie von ihrer Motivation, ihrer Verantwortung und ihrem beruflichen Alltag.
Seit November 2011 bin ich als Beamtin bei der Europäischen Kommission. In Brüssel lebe ich aber schon 21 Jahre. Um EU-Beamtin zu werden, musste ich erst den Concours bestehen.
Das ist jetzt vielleicht erklärungsbedürftig. Jede:jeder, die:der eine unbefristete Stelle als EU-Beamtin bzw. EU-Beamter anstrebt, muss sich einem offenen Auswahlverfahren unterziehen, dem sogenannten Concours, bei dem eine ganze Reihe von Fertigkeiten geprüft wird: vom logischen Denken über EU-Wissen und fachspezifischem Wissen bis zu Sprachkenntnissen. Als EU-Beamtin bin ich, anders als wäre ich nationale Expertin, Lobbyistin oder Assistentin eines Politikers oder einer Politkerin, ausschließlich der Europäischen Union verpflichtet, nicht einzelnen Mitgliedsstaaten oder anderen Interessengruppen. Das macht unsere Position schon besonders.
Ich bin derzeit stellvertretende Leiterin der Abteilung für Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit der Energiequellen in der Generaldirektion für Energie. Insgesamt sind wir 22 Personen, daher sind viele meiner Tätigkeiten Managementaufgaben. Fachlich beschäftige ich mich vor allem mit Bioenergie, der Nutzung von Wasserstoff, Methanemissionen und Carbon-Capture-Verfahren. Von meiner Ausbildung her bin ich, wie viele Kolleginnen und Kollegen in Brüssel, allerdings Juristin. Ich war aber auch schon einmal für vier Jahre ganz weg vom Energiethema und in einer Abteilung, die für die europäische Drogenpolitik zuständig ist.
Das mag jetzt eigenwillig klingen, aber für EU-Beamtinnen und EU-Beamte ist es nicht ungewöhnlich, dass man sich immer wieder in neue Themen einarbeiten muss. Ich bin zwar die meiste Zeit meines Berufslebens im Energiesektor tätig, vor der EU-Kommission unter anderem für die österreichische E-Control oder den Branchenverband Eurelectric, doch auch im Bereich Energie muss ich immer Neues lernen. Es ist ja auch ein Sektor im Umbruch – zum Glück. Vor 21 Jahren, als ich nach Brüssel gekommen bin, da war grüne Energie noch eher ein Nischenthema. Heute treibt Europa die grüne Energiewende voran.