Strommacherin: Melanie Schönböck stellt sich vor
Sie sorgen dafür, dass in Österreich die Lichter nicht ausgehen: die tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Energiewirtschaft. Strom Linie lässt in jeder Ausgabe zwei von ihnen selbst zu Wort kommen: Hier erzählen sie von ihrer Motivation, ihrer Verantwortung und ihrem beruflichen Alltag.
Seit ich im Vorjahr die Geschäftsführung bei der Energie AG Oberösterreich Trading übernommen habe, bin ich die Letztverantwortliche für alle Energie-Handelsaktivitäten im Energie AG-Konzern, und auch dafür, dass sie im Gleichgewicht bleiben. Denn auf der einen Seite bewirtschaften wir die Kraftwerke und Strombezugsrechte der Energie AG, auf der anderen Seite beliefern wir unseren Vertrieb mit Strom, Erdgas und Herkunftsnachweisen für unsere Kunden. Unsere Mitarbeiter treffen laufend Entscheidungen: Wann und wie viel Energie müssen wir für den Vertrieb zukaufen, damit dieser den Kunden faire und attraktive Preise gewährleisten kann, und wie können wir überschüssige Energie bestmöglich an den internationalen Märkten platzieren? Das ist ein ziemlich schnelles Geschäft. Vielleicht nicht ganz so schnell wie an der Wall Street, aber ähnlich.
Doch das ist nur ein Teil unserer Aufgaben. Es geht auch darum, langfristige Partnerschaften und Verträge abzuschließen und abzusichern. Und es gilt eine ganze Reihe an internen Projekten voranzutreiben – aktuell zum Beispiel im weiten Feld der Digitalisierung. Aber immer sind es sehr konkrete, operative Aufgaben. Die Entscheidungen, die meine Mitarbeiter und ich treffen, haben unmittelbare Auswirkungen auf die Weiterentwicklung oder das Ergebnis unserer Gesellschaft, der Schwestergesellschaften sowie des gesamten Konzerns. Das gefällt mir. Das Geschäft ist greifbar, weil die Auswirkungen vieler Entscheidungen in Geld messbar sind. Das bedeutet viel Verantwortung und auch die Verpflichtung, umsichtig zu handeln. Immerhin machen wir als Trading rund eine Milliarde Euro Umsatz im Jahr.
Mein Studium der Wirtschaftspädagogik hat sich am Ende nicht als Nachteil erwiesen. Im Gegenteil: Vieles aus der Pädagogik lässt sich auch auf einen Managerjob übertragen, vor allem wenn es darum geht, Menschen zu motivieren. Was ich mir hingegen erst erarbeiten musste, war ein gewisses technisches Grundverständnis, das für meinen Job nötig ist. In diesem Zusammenhang wird mir übrigens immer mehr bewusst, wie wichtig es ist, dass sich Frauen in diesem Bereich mehr zutrauen. Die Möglichkeiten, die sich dann auf dem Arbeitsmarkt eröffnen, sind sehr spannend.