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Factsheet Elektromobilität braucht starke und intelligente Netze

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Elektromobilität ist eine wichtige Chance für den Klima­schutz und die Steigerung der Energieeffizienz. Öster­reich braucht mehr Strom und Effizienz im Energiesys­tem, um die Energie­ und Klimaziele zu erreichen. Laut der Stromstrategie von Oesterreichs Energie sollte der Anteil von Strom im Energiesystem bis 2030 auf 33 Prozent gesteigert werden. Schon heute kommt Österreichs Strom zu rund 76  Prozent aus erneuerba­ren Energiequellen, wir verfügen zudem über genü­gend Erzeugungspotenzial aus Erneuerbaren, um die Umstellung auf Elektromobilität umweltfreundlich zu ermöglichen. Elektromobilität ist also ein bedeuten­des Zukunftsfeld für wirtschaftliche Aktivitäten der Elektrizitätswirtschaft.

Der zusätzliche elektrische Energiebedarf beläuft sich auf nur etwa 15 Prozent, wenn 100 Prozent Elektro­mobile auf Österreichs Straßen unterwegs sind.

  • Damit die Einführung von Elektromobilität und der Aufbau von Ladestationen gelingen, muss in ein leis­tungsstarkes Netz investiert werden. Haushalte haben derzeit etwa 3 bis 5 Kilowatt (kW) Bezugsrecht, moderne E­Mobile dagegen weisen Ladeleistungen in mehrfacher Höhe auf. Für zusätzliche Leistung muss daher ins Netz investiert werden.
  • Neben dem klassischen Netzausbau sind Entwicklun­gen intelligenter Lösungen für netzfreundliches Laden, sowie zweckmäßige regulatorische Rahmen bedingungen notwendig.
E-Mobile sind energieeffizient

Ein Mittelklassewagen braucht ca. 7 Liter Sprit/100 km, das entspricht 70 kWh Strom. Ein E­Mobil benötigt für  die selbe Strecke 10 bis 15 kWh, das entspricht 1 bis  1,5 Liter Benzin.

Lösungsansätze aus Sicht der Netzbetreiber

Die Elektromobilität in Österreich nimmt langsam aber  sicher Fahrt auf. Nicht zuletzt durch Fördermaßnahmen und organisatorische Unterstützung wird für immer mehr Privatpersonen und Unternehmen die Anschaffung eines Elektroautos zur wirtschaftlichen Alternative.

Elektromobilität ist für die Stromnetze eine neue und zusätzliche Aufgabe von beträchtlichem Ausmaß – und sie kommt vielleicht schneller, als derzeit angenommen. Die Bedeutung des Stromnetzes für das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben wird durch zusätzliche Dienstleis­tungen für die Elektromobilität weiter erhöht. Das ist ein fundamentaler Umbruch im Energiesystem – der energi­eintensive Mobilitätssektor wandert vom Öl zum Strom. Durch die höhere Effizienz der E­Mobilität können etwa zwei Drittel an Primärenergie eingespart werden.

Um den benötigten Strom zu den Endkunden zu transpor­tieren, werden jedoch die Stromnetze – und hier insbeson­dere die Niederspannungsnetze – vor ganz neue Heraus­forderungen gestellt.
Bei „netzfreundlicher“ Ladung mit niedriger Leistung und/oder intelligenter Laststeuerung könnte sich der Ausbaubedarf verdoppeln, ohne diese Maßnahmen sogar sechs Mal höher werden.

Wichtig ist vor allem ein abgestimmtes Gesamtkonzept beim Aufbau der Ladeinfrastruktur. An jedem Ort hohe Ladeleistungen zur Verfügung zu stellen, ist volkswirt­schaftlich nicht sinnvoll. Vielfach werden Elektromobile zu Hause während der Nachtstunden geladen. Damit ist ausreichend Zeit vorhanden, um die Batterien auch mit geringerer Leistung voll aufzuladen. Hohe Ladeleistungen zur Verfügung zu stellen, ist bei privaten Haushalten meist technisch schwierig realisierbar und mit hohen Kosten verbunden.

Die österreichische Netzregulierungsbehörde E­Control spricht sich in solchen Fällen klar für das Verursacherprin­zip aus – wer mehr Leistung will, muss dafür bezahlen! Die Einführung des Smart Meters ermöglicht zukünftig eine verursachergerechte Verrechnung des Netzaufwandes.

Die Ladeleistungen von Elektromobilen betragen ein  Vielfaches der derzeit an Hausanschlüssen bereitgestellten Leistung von 3 bis 5 kW. Durch die häufigen und langen Ladevorgänge tritt eine hohe Gleichzeitigkeit des Leis­tungsbedarfs im Netz auf. Dadurch stoßen bestehende Niederspannungsnetze ohne Maßnahmen schnell an  
ihre Grenzen.

Ein verstärkter Netzausbau bedeutet zusätzliche Kabel und zusätzliche Trafostationen und somit natürlich hohe Kosten. In bestehenden Siedlungen, in Vorgärten, entlang von Gemeindestraßen und in Ortszentren sind dafür Gra­bungsarbeiten erforderlich. Volkswirtschaftlich sinnvoller und mit geringeren Belastungen für die Kommunen ist es, schon in der Startphase der E­Mobilität smarte Systeme einzuführen, die eine „netzfreundliche“ Ladung ermögli­chen. Die österreichischen Verteilernetzbetreiber stellen sich kompetent der neuen Herausforderung.

Volkswirtschaftlich betrachtet ist es sinnvoll, wenn in Zukunft Schnellladestationen im öffentlichen Raum, Ladeinfrastruktur am Arbeitsplatz und Lademöglichkeiten zu Hause einander  sinnvoll ergänzen. Ein abgestimmtes Gesamtkonzept sollte sicherstellen, dass Grabungsarbeiten in Ortszentren und Wohngebieten möglichst gering gehal­ten werden.