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Big Data - wie nutzen wir die wachsenden Datenressourcen?

Wie lässt sich „Big Data“ für die neue Energiewirtschaft nutzen? Auch dieser Frage wurde im Rahmen von Oesterreichs Energie Kongress 2021 nachgegangen. Dass dabei weniger die Erhebung neuer Daten, sondern vielmehr die intelligente Nutzung vorhandener Bestände im Vordergrund stehe, erläuterte Christiane von Flotow, Head of Data Design bei Uniper: „Wir müssen unsere Datenstrategie mit unserer Businessstrategie verbinden, um unsere Wertschöpfungskette zu verlängern.“ Dazu gelte es, verstärkt an die Kunden heranzutreten und diesen Produkte sowie Dienstleistungen anzubieten, die ihr Leben verbessern. Datensicherheit sei ein zentrales Thema, das allerdings überbetont werde: „Man denkt zu sehr darüber nach, was die Kunden gegen die Nutzung der Daten haben, und zu wenig darüber, welchen Nutzen man ihnen bieten könnte.“

Ähnlich argumentierte Michael Sponring, Territory Leader Energy, Utilities & Resources bei PwC Österreich. Die Energieunternehmen verfügten bereits über eine Vielzahl von Daten, nutzten diese aber noch nicht in der Wertschöpfung. Der Ausgleich zwischen dezentraler Energieerzeugung und Energieverbrauch sei nur mit Echtzeitdaten möglich. Als kommerziell sinnvoll erweise sich auch das Energy Tracking, also das Nachverfolgen des Energieverbrauchs von Kunden. Wenn genau bekannt ist, wofür der Kunde die Energie benötigt, könnten Bedarf und Kosten optimiert werden, so Sponring. Personalisierte Daten seien für die Entwicklung einschlägiger Produkte und Dienstleistungen nicht notwendig - in vielen Fällen genügten pseudonymisierte Daten.

Jens Strüker, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Universität Bayreuth, sieht derzeit einen klaren Trend in Richtung einer „Echtzeit-Energiewirtschaft, in der Millionen von Prosumern koordiniert werden müssen“. Das lasse sich nicht zentral bewerkstelligen, sondern nur netzwerkartig. Die Blockchain-Technologie könne dabei ein Teil der Lösung sein. Sie müsse aber mit anderen Technologien kombiniert werden.

André Felker, der Mitbegründer und CEO der Backbone.one GmbH, betonte, dass der Einsatz von Big Data in der Energiewirtschaft keine rein technische Frage, sondern eine des Mindsets sei. Energiekunden und insbesondere Prosumer, seien durchaus bereit, ihre Daten Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Voraussetzung sei allerdings, dass mit diesen sorgsam umgegangen werde und die Kunden Vorteile davon hätten. Künftig könnte von Prosumern erzeugte Energie auch als „Währung“ genutzt werden, mit der Einkäufe getätigt oder Kredite zurückgezahlt werden könnten. „So haben Kunden einen ganz unmittelbaren Nutzen, wenn sie ihre Daten zur Verfügung stellen“, erklärte Felker.

Dem schloss sich Konstantin Greger, Principal Solution Engineer bei Salesforce, an. Energieunternehmen, die Wertschöpfung aus ihren Daten erzielen möchten, müssten fundamental anders arbeiten als bisher. Dabei gehe es weniger um die Technik, als um den menschlichen Zugang: „Das ist vor allem eine Frage des Mindsets“. Mithilfe von Big Data könnten Energieunternehmen ihren Kunden nicht zuletzt völlig neue Bezugsverträge bieten und ein neues Bewusstsein schaffen. „Dem Kunden ist dann klar, dass er seine Daten preisgibt. Aber er weiß auch, er hat Vorteile davon“, so Greger.