StromLinie 02-2024
Die Energiezukunft ist eine Europäerin
Wenn ganz Europa am 9. Juni zu den Wahlurnen schreitet, entscheiden wir nicht nur über die Zusammensetzung des Europaparlaments – wir entscheiden auch über die Zukunft unserer Energiepolitik. Selbst wenn weiterhin viele grundlegende energiepolitische Entscheidungen auf nationaler Ebene fallen – es ist heute klarer denn je, dass das Energiesystem auch auf europäischer Ebene ganzheitlich gedacht werden muss.
Ein Green Deal ist auf nationaler Ebene ebenso wenig vorstellbar wie ein europaweit abgestimmtes Vorgehen bei der Beschaffung von Gas auf den internationalen Märkten. Mit seinen rund 450 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern verfügt Europa über den größten Binnenmarkt der Welt – diesen Trumpf gilt es auch in Zukunft bestmöglich zu nutzen. Das kann uns aber nur gelingen, wenn wir uns der neuen Herausforderungen bewusst werden, denen wir heute gegenüberstehen. Die Energieversorgung des Kontinents wurde in den vergangenen Jahren von einer Selbstverständlichkeit zu einem Risiko – insbesondere für unsere wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit.
Was früher unseren Wohlstand gesichert hat, bedroht ihn nun. So ist derzeit etwa ungewiss, ob kommendes Jahr weiter russisches Gas nach Österreich fließen wird. Selbst wenn das der Fall sein sollte – und wir mit prall gefüllten Speichern in den kommenden Winter gehen – müssen wir uns die Frage stellen, wie wir unsere Energieversorgung künftig resilienter machen können. Wie können wir Abhängigkeiten reduzieren und unsere Selbstbestimmung in diesem Bereich künftig stärken?
Mit dem Green Deal liegt bereits vieles auf dem Tisch – doch wenn es um unsere Wettbewerbsfähigkeit, die Absicherung unserer Lieferketten oder unseren Umgang mit protektionistischen Tendenzen in anderen Teilen der Welt geht, gibt es zahlreiche drängende Fragen. Welche Antworten die nächste Kommission darauf geben könnte, haben wir uns in dieser Ausgabe für Sie angesehen.
Eines aber ist klar: Der Green Deal ist gekommen, um Realität zu werden – in der nächsten Legislaturperiode wird es vor allem darum gehen, den bereits getroffenen Entscheidungen größtmögliche Wirkung zu verleihen. Ob das auch in Österreich gelingt, wo das Elektrizitätswirtschaftsgesetz mit Spannung erwartet wird, werden die kommenden Wochen zeigen.
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