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Warum brauchen Energiehandel und Energievertrieb Forschung?


Drei Fragen an Michael Strebl, Spartensprecher Handel und Vertrieb bei Oesterreichs Energie.
 

Welche Forschungsvorhaben sind heute aus der Sicht des Energievertriebs besonders interessant?

Alle alternativen Energieträger und Energiesysteme, die derzeit erforscht werden, sind auch für den Energievertrieb sehr relevant. Grüne Gase, Wasserstoff, Photovoltaik, aber auch E-Mobilität oder Wärmepumpe haben alle einen Einfluss auf Angebot und Nachfrage und damit auf die mittel- und langfristige Vermarktungsstrategien. Die Forschung in diesem Bereich kann helfen, Verfügbar­keiten und damit auch Preisentwicklungen besser zu verstehen und so auch im Hinblick auf Versorgungssicherheit bessere Prognosemöglichkeiten zu schaffen. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, sich verändernde Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel die Regionalisierung, im Auge zu behalten und zu erforschen, um darauf besser reagieren zu können.

„Energieforschung kann helfen, Verfügbar­keiten und damit auch Preisentwicklungen besser zu verstehen und so auch im Hinblick auf Versorgungssicherheit bessere Prognosemöglichkeiten zu schaffen.“

Michael Strebl Spartensprecher Handel und Vertrieb bei Oesterreichs Energie

Zu welchen Themen wären mehr  Forschungsergebnisse hilfreich?

Digitalisierung spielt auch im Bereich des Vertriebs eine immer größere Rolle. Auch die Analyse von Märkten und Nutzerverhalten sowie Prognosen und Auto­mati­sierungen in diesen Bereichen werden in Zukunft vertriebliche Entscheidungen beeinflussen. Auch für den Bereich der Produktentwicklung und der Lieferketten ist eine stetige Weiterentwicklung notwendig.

Derzeit diskutiert ganz Europa über einen neuen Mechanismus zur Strompreisfindung. Welche Fragen, die damit im Zusammenhang stehen, müssten möglicherweise noch besser erforscht werden?

Die hohen Strompreise in Europa haben Forderungen nach einer kritischen Betrachtung der EU-Stromgroßhandelsmärkte ausgelöst. Die EU-Kommission hatte im Oktober 2021 ACER, der Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungs­behörden, den Auftrag erteilt, die Vor- und Nachteile der derzeitigen Strommarkt­gestaltung zu untersuchen und gegebenenfalls Empfehlungen auszusprechen. 13 Maßnahmen hat die Behörde zur Entschärfung der hohen Preise formuliert. Dazu zählen die beschleunigte und verbesserte Integration des Strommarktes, den Erneuerbaren-Ausbau voranzutreiben und dabei besonders schutzbedürftige Kunden vor der übermäßigen Preisvolatilität zu schützen. Diese Themenfelder gilt es unbedingt bei der anstehenden Folgenabschätzung für die angekündigte Reform des EU-Strommarktes zu erforschen.