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Warum braucht die Energieerzeugung Forschung?


Drei Fragen an Karl Heinz Gruber, Spartensprecher Erzeugung bei Oesterreichs Energie.
 

Stimmt die Analyse, dass bei der Produktion von erneuerbarem Strom trotz aller Erfolge der Innovations- und Forschungsbedarf riesig bleibt?

Ja, es stimmt, vor allem wenn wir die Herkulesaufgabe betrachten, vor der wir stehen. Klimaneutralität bis 2040, wie Österreich es anstrebt, bedeutet, dass wir die Leistung der Erneuerbaren von derzeit rund 20 MW auf rund 65 MW mehr als verdreifachen müssen. Da sind wir dabei, die Effizienz dieser Erzeugungstechniken nochmals zu steigern. Weil sich bei diesen gigantischen Mengen jedes gewonnene Prozent, ja jedes Zehntelprozent an Wirkungsgradverbesserung ganz massiv auswirkt. Parallel dazu arbeiten wir an Speichertechnologien, um den volatilen Windkraft- und PV-Strom sicher in das Energiesystem zu integrieren. Hier verbessern wir kontinuierlich die Effizienz der großtechnischen Pumpspeicherkraftwerke und arbeiten an der Weiterentwicklung von Batteriekonzepten für die Kurzzeitspeicherung. Und wir entwickeln die nachhaltige Herstellung und Verwendung von grünem Wasserstoff.

„Klimaneutralität bis 2040, bedeutet, dass wir die Leistung der Erneuerbaren von derzeit rund 20 MW auf rund 65 MW mehr als verdreifachen müssen.“

Karl Heinz Gruber Spartensprecher Erzeugung bei Oesterreichs Energie

Was wird noch intensiv beforscht?

Ein ebenfalls sehr wichtiger Bereich ist alles, was mit Sicherheit zu tun hat. Da geht es natürlich einmal um die Steigerung der Personensicherheit beim Anlagenbetrieb. Aber auch um die Anlagensicherheit, also darum, dass wir Ausfälle von Erzeugungsanlagen verhindern, beziehungsweise dass wir Ausfälle, wenn es denn doch welche gibt, so rasch wie möglich beheben können. Digitalisierung ist hier ein entscheidender Hebel. Mit dem Einsatz innovativer digitaler Methoden können wir in das Innere der Anlagen sehen, ohne diese stilllegen und öffnen zu müssen. Wir schaffen sozusagen gläserne Anlagen. Zugleich hat Digitalisierung aber auch ihre Risiken. Fragen der Cybersicherheit gewinnen daher auch im Sinne der Versorgungssicherheit an Bedeutung und betreffen als Innovations- und Forschungsthema die gesamte Energie-Erzeugungssparte.

Wie auch Fragen der Ökologie.

Ja, denn auch wenn es bei den einzelnen Erzeugungstechniken unterschiedliche ökologische Auswirkungen gibt, so existieren doch etliche Konstanten, die so gut wie alle Erzeuger betreffen und die deshalb auch in gemeinsamen Forschungsprojekten behandelt werden können. Dazu zählt zum Beispiel die Frage, wie es gelingt, die teils schwer zu vereinbarenden Ansprüche von Biodiversität und grüner Stromproduktion als Mittel zur Verhinderung der Klimakrise optimal auszutarieren. Auch Akzeptanz für neue Anlagen bzw. Wege, um diese Akzeptanz zu steigern, sind Forschungsthemen, die alle Energieerzeuger betreffen.