Klimaneutralität bis 2040 - wie ist das zu schaffen?
Im Rahmen von Oesterreichs Energie Kongress 2021 formulierte Werner Hoffmann, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, vier Thesen zum Thema Klimaneutralität: Erstens werde die Dekarbonisierung vor allem durch lange Genehmigungsverfahren behindert. Zweitens seien für die Umgestaltung des Energiesystems hohe Investitionen in Kraftwerke und Netze notwendig – das sei aber kein Problem, wenn es sich rechne. Drittens würden für die Versorgungssicherheit technische Innovationen benötigt, vor allem hinsichtlich der Stromspeicherung. Importe sollten künftig minimiert werden. Viertens gehöre der intelligenten Kopplung von Strom und Wasserstoff die Zukunft: „Erste diesbezügliche Schritte müssen zeitnah gelingen“, so Hoffmanns Appell.
Michael Strugl, Präsident von Oesterreichs Energie, unterstützte insbesondere die These hinsichtlich überlanger Genehmigungsverfahren: Es gelte, solche Verfahren „in vernünftiger Zeit abzuschließen. Sonst nimmt niemand mehr Projekte in Angriff.“ Auch Hofmanns Einschätzung der künftigen Rolle von Wasserstoff sei im Wesentlichen richtig. Seine Bedeutung habe grüner Wasserstoff nicht zuletzt bei der saisonalen Speicherung von Strom. Wesentlich für die Dekarbonisierung sei aber auch die Steigerung der Energieeffizienz.
Angela Köppl vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) sieht ebenfalls die Genehmigungsverfahren als wichtigen Punkt, Hoffmanns Argumentation greife aber zu kurz: Es gehe nicht nur um die Betrachtung von Projekten als solche, sondern auch um deren Folgeeffekte. Innovation sollen nicht nur technologisch, sondern auch sozial begriffen werden.
Nach Ansicht von Christoph Wagner, dem Präsidenten von Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ), muss die Gesellschaft für die Dekarbonisierung „wieder initiativ werden“. Oft hänge die Realisierbarkeit von Projekten an einzelnen Personen: „Da gibt es Sachverständige, die die Macht haben, gegen alles zu sein.“
Michael Spiekermann, Aktivist bei „Fridays for Future“, forderte eine Reduktion der CO2-Emissionen um 80 Prozent. Dafür seien auch leistungsstarke Netze nötig: „Uns geht es nicht um das Landschaftsbild, sondern um eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten.“ Beim Einsatz grüner Gase wünscht sich Spiekermann in manchen Bereichen Zurückhaltung: Diese sollten nicht zur Heizung von Gebäuden genutzt werden.