Arbeitswelten von morgen
Welche Veränderungen der Arbeitswelt werden der E-Wirtschaft über die COVID-19-Pandemie hinaus erhalten bleiben – das war das Thema der abschließenden Podiumsdiskussion bei Oesterreichs Energie Kongress 2021. Zentraler Aspekt dabei: Das Homeoffice. Dieses werde zweifellos weiterhin wichtig bleiben und sich auf die Vorgesetzten sowie die Art der Mitarbeiterführung auswirken, erklärte Guntram Aufinger, Vorsitzender des Ausschusses Personal bei Oesterreichs Energie. Nicht zuletzt gewinne damit auch die Fähigkeit zur Selbstorganisation an Bedeutung. Leider bringe die Heimarbeit aber auch verminderte soziale Kontakte und damit verbundene Defizite mit sich. Nach der Pandemie werde es nötig sein, diese wieder abzubauen: „Aber Homeoffice wird es weiter geben. Das wollen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – und die Arbeitgeber werden es weiter anbieten.“
Marie-Luise Wolff, die Vorstandsvorsitzende der ENTEGA, sieht neben positiven Aspekten, dass in Sachen Homeoffice und Digitalisierung auch viel Unsinn geschehe. Das Kundenservice Computern zu überlassen sei ebenso wenig sinnvoll wie der Versuch, Aus- und Weiterbildungsprogramme ausschließlich digital durchzuführen: „Wir wollen komplexe Kenntnisse vermitteln, von denen sich etliche nicht am Computer erlernen lassen.“ Außerdem müsse auch angesichts einer natürlichen Fluktuation klar sein, dass zumindest die Mitarbeiter der absehbaren Zukunft die Mitarbeiter von heute seien. Die Führungskräfte sieht Wolff aufgefordert, Verantwortung stärker zu delegieren. Wer sich zu sehr in das Agieren von Beschäftigen einmische, verfalle zurück in die alte Welt.
Anna Nowshad, Partnerin bei Deloitte Österreich, betonte, dass auch unter den Bedingungen von Digitalisierung und Homeoffice die Rollen der Beschäftigten klar definiert werden müssten: „Allerdings werden die Rollen, der einzelnen Personen flexibler.“ Die Unternehmen könnten sich nicht mehr mit der Fortschreibung der Vergangenheit begnügen, sondern müssten „unterschiedliche Szenarien entwerfen und sich anschauen, welche Personen und welche Fähigkeiten sie dafür brauchen“. Mit einer flexibleren Gestaltung der Rollen der Beschäftigten ließen sich deren Potenziale besser als bisher nutzen: „Künftig geht es auch darum, herauszufinden, welche Kombinationen von Personen für die jeweilige Aufgabe am besten geeignet sind.“
Michael Hakes, Personalchef bei Mondi, vertrat die Ansicht, dass das Vertrauen in die Beschäftigten ebenso wichtig sei wie eine konsequente Kontrolle: „Im letzten Jahr hat man gezweifelt, ob Homeoffice klappt. Es klappt sehr gut. Allerdings sind im menschlichen Bereich andere Skills gefragt als bisher.“ Mangels direkter sozialer Kontakte sei mehr Einfühlungsvermögen vonnöten, nicht zuletzt seitens der Vorgesetzen: „Man muss den Beschäftigten wirklich zuhören und herausfinden, was sie motiviert.“