Startup vereinfacht PV-Anlagenbau
Alexander Hojas, Thomas Auer und Johannes Frühmann sind Sonnenschmiede. Ihr Geschäftsmodell ist schnell erklärt: Das Start-up hilft Eigentümern und Eigentümergemeinschaften, PV-Anlagen auf Dächern von Mehrfamilienhäusern zu errichten.
Diese Start-up-Geschichte nimmt ihren Anfang vor vier Jahren in einem unscheinbaren Mehrparteienhaus in Murau. Herr und Frau Hojas wollten damals etwas für den Klimaschutz tun und überlegten, am Dach eine Photovoltaikanlage zu errichten. Die rechtlichen Voraussetzungen dafür waren mit dem Paragraph 16a des Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetzes bereits gegeben.
Allerdings: Entgegen dem schönen Kalenderspruch findet sich eben nicht überall, wo ein Wille ist, sofort auch ein Weg. Fast wäre das Vorhaben an diversen organisatorischen Hürden gescheitert. Für Alexander Hojas, den Sohn der beiden, war das der Anlass, sich in die Sache mit den Solaranlagen erst recht hineinzuknien – bis er alle Paragraphen kannte, alle Auflagen, alle Anforderungen. Der nächste Schritt war nur logisch: „Ich habe dieses Unternehmer-Gen in mir. Seit ich erwachsen bin, bin ich selbständig und immer auf der Suche nach neuen Ideen.“
Die Gründung
Gemeinschaftliche Photovoltaikanlagen auf Dächern von Mehrparteienhäusern schienen ihm eine Geschäftsidee, die es wert ist, verfolgt zu werden. Rund 400.000 solcher Dächer gibt es in Österreich, nur auf wenigen davon befinden sich Solarpaneele. 2022 gründete Hojas daher gemeinsam mit Thomas Auer und Johannes Frühmann die Sonnenschmiede, ein Start-up, das die Planung, Errichtung und Betreuung von gemeinschaftlichen Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Mehrparteienhäusern als Geschäftszweck hat und das sich, wie die Gründer betonen, als ein Gegenentwurf zu Contracting-Lösungen sieht.
„Beim Contracting“, erklärt Johannes Frühmann, „stellt die Eigentümergemeinschaft eines Mehrparteienhauses ihre Dachflächen einem Anlagenbetreiber zur Verfügung und wird dafür entgolten. Die Anlage selbst gehört aber dem Betreiber.“ Beim Modell, das die Sonnenschmiede anbietet, bleibt die Anlage hingegen im Besitz der Hausgemeinschaft, der Strom wird im Haus verteilt, was energiewirtschaftlich den Vorteil hat, dass nur selten Überschüsse entstehen. Denn anders als in einem Einfamilienhaus findet sich hier fast immer jemand, der den Strom brauchen kann.
Navigieren durch den Paragraphendschungel
Entschließt sich eine Eigentümergemeinschaft dazu, auf Photovoltaik zu setzen, muss sie auch heute noch einen beträchtlichen bürokratischen Aufwand in Kauf nehmen. „Genau das nehmen wir unseren Kunden ab“, sagt Hojas. Von der Erstanalyse eines Projekts über die nötigen Hausversammlungen und die Planungs- und Errichtungsphase ist die Sonnenschmiede dabei und übernimmt den organisatorischen Teil, kümmert sich um Lieferanten, beaufsichtigt die Montage und bleibt auch dann an Bord, wenn die Anlage fertig ist und Strom liefert.
„Jeder Bewohner des Hauses hat die Möglichkeit, den auf dem eigenen Dach erzeugten Sonnenstrom zu beziehen – auf freiwilliger Basis und zu fairen Konditionen. Wir übernehmen die verantwortungsvolle Aufgabe der Abrechnung. Überschüssiger Strom, der nicht innerhalb des Hauses verbraucht wird, wird in das öffentliche Netz eingespeist“, erläutert Hojas.
Für rund 100 Anlagen hat die Sonnenschmiede bereits Analysen erstellt und Erstberatungen durchgeführt. Mehr als 20 Projekte befinden sich derzeit im Errichtungsprozess. Und laufend kommen Anfragen für neue dazu. Waren es zuerst eher selbstnutzende Eigentümergemeinschaften, die sich an die Sonnenschmiede-Gründer Auer, Frühmann und Hojas wandten, so ist inzwischen verstärkt Interesse von Hausverwaltungen und Wohnbaugenossenschaften da. „Es hat sich offenbar herumgesprochen, dass wir all jenen, die eine gemeinschaftliche PV-Anlage errichten wollen, viel Arbeit abnehmen können und für eine rechtssichere Umsetzung sorgen. Unser Modell funktioniert auf fast jedem Mehrparteienhaus“, kommentiert Frühmann.
Buntes Team
Denn während sich Eigentümergemeinschaften in der Regel schnell auf ein Dachprojekt einigen, sobald sie die ökonomischen Vorteile sehen, hakt die Umsetzung oft anderswo. Bei Altbauten und in historischen Ortskernen erschweren zum Beispiel oft Auflagen des Denkmalschutzes die Errichtung. Manchmal fehlen beim Netzbetreiber auch die Kapazitäten. Und immer wieder gibt es statische Herausforderungen am Dach zu lösen. Oder auch ganz praktische Dinge zu entscheiden, wie zum Beispiel die bei Neubauten sehr wichtige Frage, wie man am besten eine E-Ladeinfrastruktur in das Projekt integrieren kann.
„Inzwischen kennen wir aber auf, ich würde sagen: neun von zehn Fragen die Antworten“, sagt Hojas. Was einerseits an der Erfahrung liegt, die das Gründerteam der Sonnenschmiede aufgrund der vielen Anfragen in sehr kurzer Zeit sammeln konnte, aber auch daran, weil sich die drei Gründer von ihrem beruflichen Vorleben her ideal ergänzen. Thomas Auer, der unter anderem das Wien-Geschäft des in Graz ansässigen Unternehmens betreibt, bringt nach einer Bankkarriere neben der Begeisterung für Photovoltaik ein umfangreiches finanz- und betriebswirtschaftliches Know-how in die Sonnenschmiede ein und auch das Wissen darum, wie große Konzerne ticken. Was gerade für ein Start-up auf Wachstumskurs sehr nützlich sein kann.
Alexander Hojas und Johannes Frühmann sind von Kindesbeinen an Unternehmer, möchte man fast sagen. Hojas unter anderem mit einer Event- und einer Werbeagentur, Frühmann als Unternehmensberater, der sich auf Klima- und Innovationsthemen spezialisierte. Als einer der ersten Abgänger des in den 1990ern gegründeten Studiums Umweltsystemwissenschaften war das für ihn naheliegend. Heute ist er bei Sonnenschmiede der Mann, der besonders oft draußen bei den Kunden ist. Alexander Hojas, der Ideengeber der Sonnenschmiede, kümmert sich als HTL-Abgänger neben allen anderen Aufgaben wiederum um Technik- und Softwarethemen.
Wie wollen wir wachsen
Strategische Entscheidungen fällt das Trio gemeinsam. Eine, die derzeit ansteht, lautet: Wie wollen wir wachsen? Schnell oder sehr schnell? Derzeit lässt sich das Wachstum der Sonnenschmiede aus dem Cashflow bestreiten, das Kapital stammt von den Gründern, die ihre früheren Unternehmen verkauft haben, um den Start der Sonnenschmiede zu finanzieren.
Und dann gibt es auch immer wieder die Frage: Wie bekommen wir die besten Leute, Elektrotechniker, Leute für das Backoffice, Kundenberater? Noch sei das Unternehmen personell überschaubar, aber schon bald könnte es nötig sein, die Mannschaft weiter aufzustocken.
Keine Sorgen machen sich die Sonnenschmiede-Gründer, dass sie auf dem überhitzten PV-Markt vielleicht schon bald nicht genug Komponenten bekommen könnten, um ihre Anlagen zu bauen, oder keine Fachleute, die sie montieren. „Klar, auch wir bekommen es mit, dass es immer wieder Lieferengpässe gibt, aber bislang haben wir stets alles bekommen, was wir brauchen“, sagt Hojas.
Da sei die Sonnenschmiede aber in einer bevorzugten Situation, ergänzt er, weil man auf Mehrfamilienhäusern naturgemäß größere Anlagen abwickle, die zudem oft technisch gut umsetzbar seien: „Für einen Solarteur ist es natürlich attraktiver, eine große Anlage auf einem Flachdach zu montieren, als fünf Projekte auf kleinen Dächern, wo allein die Logistik viel umständlicher ist.“
Das Unternehmen Sonnenschmiede
Sitz: Graz
Gründung: 2022
Aktuelle Märkte: Österreich
Geschäftsmodell: Planung, Errichtung und Betreuung von gemeinschaftlichen PV-Erzeugungsanlagen in Mehrfamilienhäusern
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