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Leuchttürme der Energiewende: Sonnenpark Nickelsdorf

Die Burgenland Energie errichtet in Nickelsdorf den bisher größten Solarpark Österreichs. Die Leistung dieses Parks stellt bisherige Projekte in den Schatten.

Das Ziel ist ebenso bekannt wie ambitioniert: Bis 2030 soll die Ökostromerzeugung in Österreich um 27 Terawattstunden (TWh) oder etwa 50 Prozent anwachsen. Rund elf TWh davon entfallen auf die Photovoltaik, deren installierte Leistung in etwa versechs- bis versiebenfacht werden soll.

Sonnenpark in Nickelsdorf: Nicht nur Innovation, sondern auch Beitrag, die Bevölkerung für die Energiewende zu gewinnen.

Eine Abschätzung der regionalen Potenziale durch die Österreichische Energieagentur im Auftrag des Dachverbands Erneuerbare Energie Österreich zeigte, dass diese vor allem im Osten des Bundesgebiets zu finden sind. Gerade im Burgenland soll verstärkt die Photovoltaik zum Einsatz kommen und die bisher dominierende Windkraft ergänzen. Dabei würden Freiflächen-Anlagen eine maßgebliche Rolle spielen, heißt es seitens der Burgenland Energie: „Selbst wenn im Burgenland das ganze Potenzial an Dachflächen inklusive Carports und Lärmschutzwänden genützt würde, könnte damit nur ein Bedarf von 0,4 TWh gedeckt werden. Um das für die Klimaneutralität und Energieunabhängigkeit des Burgenlands bis 2030 erforderliche Ziel von 7 TWh zusätzlich aus erneuerbaren Energien decken zu können, braucht es neben rund 4 TWh aus Windenergie auch Flächen-Photovoltaikanlagen. Hier liegt der Bedarf bis 2030 bei 3,1 TWh erzeugter Leistung.“

Vor diesem Hintergrund ist derzeit das bisher größte österreichische Vorhaben zum Ausbau der Photovoltaik in Umsetzung: In Nickelsdorf, etwa 40 Kilometer östlich von Eisenstadt und unweit der Grenze zu Ungarn, errichten die Burgenland Energie und ihr langjähriger Partner ImWind auf rund 1,5 Quadratkilometern Fläche ein Solarkraftwerk mit der Bezeichnung „Sonnenpark“ und einer Höchstleistung von mehr als 120 Megawatt peak (MWp). Zum Vergleich: Laut dem Ökostrombericht der E-Control waren Ende 2020 im Burgenland rund 4.600 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 50,4 MW installiert.

Das Projekt in Zahlen
Projektbeginn: Juni 2022 (Spatenstich Inbetriebnahme: erste Ausbaustufe Dezember 2022 (geplant), Herbst 2023 vollständige Fertigstellung

Investitionen: mehr als 90 Millionen Euro

Effekt: wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität des Burgenlands

Der Sonnenpark in Nickelsdorf bringt jedoch nicht nur technische Vorteile und Innovationen mit sich, sondern trägt auch dazu bei, die Bevölkerung für die Energiewende zu gewinnen. Er ist als „Bürger-Energie-Anlage“ konzipiert. Mittels des sogenannten Sonnenabos stellt die Burgenland Energie den Strom aus dem Park vor allem regional über erneuerbare Energiegemeinschaften zur Verfügung. Dem Unternehmen zufolge könne sich die Bevölkerung in Nickelsdorf pro Haushalt im Jahr durchschnittlich 150 Euro an Stromkosten ersparen.
 

Wind und SonneTechnisch gesehen weist der Sonnenpark in Nickelsdorf nicht zuletzt eine Besonderheit auf: Im Burgenland stehen bis dato keine freien Netzkapazitäten für Freiflächen-Photovoltaikanlagen dieser Größenordnung zur Verfügung. Derartige Anlagen müssten laut der Burgenland Energie daher „als Hybridanlagen mit Windkraftanlagen errichtet werden“. Zu diesem Zweck nutzen die beiden Projektpartner den Netzanschluss des nahegelegenen Windparks Nickelsdorf, der eine Gesamtleistung von rund 42 MW aufweist. Von dem Windpark aus wird eine Kabelverbindung zum neuen Solarkraftwerk geschaffen. Das ist sinnvoll, weil sich die Windkraft und die Photovoltaik von ihrer Erzeugungsstruktur her ausgezeichnet ergänzen: In Zeiten geringer Windstromproduktion steht oftmals viel Strom aus Photovoltaikanlagen zur Verfügung und umgekehrt. Somit kann die Netzinfrastruktur optimal ausgenutzt werden. Gerade dies spielt bekanntlich eine wesentliche Rolle für das Gelingen der Energiewende – nicht zuletzt, weil der Ausbau der Übertragungs- und Verteilernetze oft mit überlangen Genehmigungsverfahren verbunden ist. Auch bei anderen Projekten im Bereich der Photovoltaik geht die Burgenland Energie ähnlich vor wie in Nickelsdorf. Sie plant, jedes ihrer bestehenden Windkraftwerke mit einer Photovoltaikanlage zu ergänzen und somit zu einem Ökostrom-Hybridkraftwerk umzugestalten. „Demzufolge wird es in der Nähe der bestehenden Windparks noch weitere PV-Anlagen geben müssen, um die vorhandene Netzinfrastruktur bestmöglich zu nutzen“, heißt es seitens des Unternehmens.
 

Technisch innovativDer neue Sonnenpark besteht aus zwei Teilen, Nickelsdorf Nord und Nickelsdorf Süd. Geplant ist, im Verlauf des Herbstes in Nickelsdorf Süd Anlagen mit insgesamt 80 MWp zu errichten, in Nickelsdorf Nord solche mit 20 MWp. Wie rasch die Arbeiten vorangetrieben werden können, hängt einerseits von der Witterung ab, andererseits von der weiteren Entwicklung der COVID-19-Pandemie. Bekanntlich rechnen Epidemiologen damit, dass die zuletzt rückläufigen Infektionszahlen wieder ansteigen werden.

Ein weiteres Thema spielt bei der Errichtung des PV-Parks eine ebenfalls nicht zu unterschätzende Rolle: Im Zuge der angespannten Lage der Weltwirtschaft ist auch die Burgenland Energie von gelegentlichen Lieferverzögerungen bei Anlagenteilen betroffen. Diese könnten jedoch „durch sehr frühe Bestellungen“ in einem vergleichsweise geringen Ausmaß gehalten werden, heißt es seitens des Unternehmens. Die bei PV-Projekten zurzeit weithin zu verzeichnenden Kostensteigerungen treffen auch die Burgenland Energie, insbesondere was die Dienstleistungen und den Aufwand für die Stromkabel anbelangt.

Für das dritte Quartal des kommenden Jahres ist der Beginn des zweiten Bauabschnitts von Nickelsdorf Nord vorgesehen, der weitere 20 MWp umfasst. Insgesamt erreicht der Sonnenpark damit seine endgültige Kapazität von mehr als 120 MWp. Das ermöglicht, eine jährliche Strommenge von rund 164.000 MWh zu erzeugen. Rechnerisch können somit rund 44.000 Haushalte mit einem Strombedarf von mehr als 3.700 kWh pro Jahr versorgt werden. Das Investitionsvolumen für den gesamten Sonnenpark inklusive der Kabelverbindung mit dem Windkraftwerk beziffert die Burgenland Energie mit etwas mehr als 90 Millionen Euro.

Als eine der ersten großen Flächen-PV-Anlagen Österreichs ist der Sonnenpark als sogenannte Agro-PV-Anlage gestaltet. Die Module werden aufgeständert installiert. Somit erfolgt keine Versiegelung des Bodens. Im Gegenteil, es wird eine parallele landwirtschaftliche Nutzung ermöglicht. „Zwischen den Modulreihen sorgen Blühwiesen für noch mehr Biodiversität und Artenreichtum und bieten neuen Lebensraum für Insekten und Wildtiere. Ebenso soll die Fläche durch Nutztierhaltung mit Schafen landwirtschaftlich genutzt werden“, heißt es seitens der Burgenland Energie.

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