Der Bauer als Erneuerbaren-Pionier
Seit 2006 erzeugt Franz Dorner, vulgo Treppbauer, Solarenergie auf den Dächern seiner Hühnerfarm. Jetzt will er auch in die Freiflächen-PV, Windkraft und Wasserstoff-Erzeugung einsteigen.
Der Treppbauer Franz Dorner hat viele Eigenschaften. Unnachgiebigkeit ist eine davon. Jene, die nicht so gut mit ihm klarkommen, würden an dieser Stelle möglicherweise sagen: Sturheit. Oder von einem sprechen, der sich von einer Idee, die einmal den Weg in seinen Kopf gefunden hat, nicht so leicht trennt. Dass der auf rund 1.300 Metern Höhe gelegene Treppbauer-Hof, den Dorner mit seiner Frau Maria und den drei Söhnen in fünfter Generation bewirtschaftet, zu einem Vorzeigebetrieb in Sachen Solarenergie wurde, verdankt er aber genau dieser Mischung aus visionärem Denken und einer gewissen Uneinsichtigkeit.
So wollte Dorner schon vor zwanzig Jahren nicht einsehen, warum er die Dachflächen seines Hühnermastbetriebs nicht dazu verwenden soll, um Sonnenstrom zu produzieren. Dass eine Zuleitung zum rund zwei Kilometer weit weg gelegenen nächsten Trafo fehlte, brachte ihn ebenso wenig von der Idee ab wie langwierige Behördenwege. Die Behördenwege stand er mit der ihm eigenen Beharrlichkeit aus, die Zuleitung baute er selbst und führte die Kabel unterirdisch durch unwegsames Gelände. Kostenpunkt: 250.000 Euro.
Halbe Million ins Netz investiert
Es sollte nicht die letzte Investition bleiben: „Bisher habe ich ins öffentliche Netz und in drei Trafo-Stationen rund eine halbe Million Euro investiert“, erzählt er, obwohl, wie er findet, das eigentlich die Aufgabe der öffentlichen Hand wäre: „Die Politik sieht noch immer nicht, dass zig Millionen in den Netzausbau investiert werden müssen, damit wir die Klimawende schaffen.“
Rund 120.000 Hühner-Mastplätze gibt es auf Dorners Hof, der Betrieb ist EMAS-zertifiziert und besitzt seit 2012 das AMA-Gütesiegel. Zugleich ist Dorner über die Jahre aber auch zu einem wichtigen Erzeuger von grünem Strom geworden. „Ich habe bis jetzt 13 Millionen Kilowattstunden an Strom erzeugt, der Umwelt wurden dadurch 10,2 Millionen Kilogramm CO2-Ausstoß erspart. 380 Haushalte können mit unserem Strom versorgt werden.“
Und das ist noch nicht alles. Dieses Jahr will Dorner mit dem Bau einer Freiflächenanlage beginnen, die 500 Kilowatt-Peak liefern soll. Möglich und auch genehmigt wären auf den zur Verfügung stehenden zwei Hektar 2,5 Megawatt-Peak, doch dafür fehlt im Moment die Netzleistung. Das Netz zum nächsten Umspannwerk in Wolfsberg kann maximal 1,6 Megawatt aufnehmen. „Das Zwischenstück, das ich 2006 bis zum Trafo gebaut habe, ist hingegen schon jetzt für 7,5 Megawatt ausgelegt“, betont Dorner. Und kommt dann so richtig in Schwung.
Nächstes Ziel: Wasserstoff von der Hühnerfarm
Da er für seine Hühnerzucht ständig 400 bis 500 Kilowatt an Wärme benötigt, hat er auch in eine E-Speicherhalle investiert, wo er bis zu fünf Megawatt speichern kann. Teil des Konzepts ist auch ein Salzwasserspeicher, der auf 500 Kilowatt ausgelegt ist, doch der kann derzeit wie so vieles nicht geliefert werden. Was Franz Dorner freilich nicht davon abhält, an seinen Zukunftsvisionen festzuhalten und weiter über die Verwendung der überschüssigen Energie nachzudenken: „Im Vollausbau, wenn alle Paneele auf der Freifläche installiert sind, möchte ich Wasserstoff und die Abwärme zu Heizzwecken verwenden, um Biomasse einzusparen.“
Und dann gibt es auch noch das Projekt Windkraft, auch wenn es dabei, wie Dorner einwendet, nur „Hürden über Hürden“ gebe. Vor mehr als zehn Jahren war Dorner einer der Initiatoren des Windparks Bärofen mit acht geplanten Windrädern auf einem Ausläufer der Koralm. Inzwischen wird das Projekt von der in Niederösterreich ansässigen Ecowind betrieben, die wiederum eine 100-Prozent-Tochter der bayrischen BayWa r.e. ist, eines in 29 Ländern mit einem Umsatz von rund 3,5 Milliarden Euro tätigen Errichters von erneuerbaren Energieanlagen. „Als Einzelner kannst du es dir nicht leisten, Windkraftanlagen zu beantragen“, kommentiert Dorner und meint damit die langen Verfahrensdauern und auch die hohen Gutachterkosten.
Windpark auf der Alm
Inzwischen ist der Windpark Bärofen bewilligt, ein Beschwerdeverfahren am Bundesverwaltungsgericht, das von mehreren NGOs, unter anderem auch dem Alpenverein und den Naturfreunden betrieben wird, läuft aber noch. Einige Projektgegner haben angekündigt, bis zum Europäischen Gerichtshof zu gehen, sollte ihrer Beschwerde nicht stattgegeben werden.
Ja, selbst ein Kleinwindrad zu errichten, sei mit unzähligen Erschwernissen verbunden, klagt Dorner. Ein solches würde er nämlich gerne zur Ergänzung seiner Energieproduktion auf dem Gelände des Dornerbauer-Hofs errichten. Bei geplanten Kosten von rund 100.000 Euro hätten allein die Gutachten, die er in Auftrag gab, an die 20.000 Euro gekostet, sagt er und zählt dann auf: „Es müssen Prüfungen über die Standsicherheit stattfinden, dazu Landschaftsbildgutachten, Vegetationsgutachten, Vogelzuggutachten, Fledermausgutachten und Eisabfallgutachten. Es ist verrückt.“ Durchhalten möchte er dennoch, denn, so erklärt er: „Wir bekommen mit der Klimakrise die Rechnung für die massiven Versäumnisse der Vergangenheit präsentiert. Da können wir nicht weiter abwarten.“
Zur Person
Franz Dorner (64) führt mit seiner Frau Maria und den drei Söhnen den Treppbauer-Hof auf der Kärntner Seite der Koralpe in fünfter Generation. Er hat ihn 1987 übernommen und dann von Rinderzucht auf Hühnerzucht umgestellt. Drei Jahre später stellte er auch die Energieversorgung des Hofs von Öl auf eine Hackschnitzelheizung um, die mit Holz aus dem eigenen Wald betrieben wurde, und begann sich intensiv mit der Produktion von erneuerbarer Energie zu beschäftigen. 2006 errichtete er auf den Dächern seiner Ställe die damals größte Photovoltaik-Anlage in Südösterreich. 2008 gewann Dorner den Österreichischen Solarpreis, 2009 den Agrarprojektpreis Austria, 2019 war er Ceres-Award-Finalist. Der Ceres-Award prämiert europaweit Landwirte in unterschiedlichen Kategorien. Dorner war in der Kategorie Energielandwirt erfolgreich. Heuer bekam er für seine PV-Anlagen die österreichische klimaaktiv-Auszeichnung.
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