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Factsheet Stromnetze benötigen ausreichende Finanzierung

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Die Investitionen der österreichischen Netzbetreiber und der Betrieb der Stromnetze sowie die kontinuierliche Verfüg barkeit von Strom für die Wirtschaft und die Bevölkerung in unserem Land tragen essenziell zur Aufrechterhaltung des Wohlstandes bei. Laut einer Studie des Economica-Instituts für Wirtschaftsforschung  (2016) im Auftrag der Regulierungsbehörde E-Control bewirkt allein der Betrieb des heimischen Stromnetzes eine jährliche Wertschöpfung von rund 2,54 Mrd. Euro – das sind etwa 0,86 Prozent des Bruttoinlandsprodukts  (BIP) – und sichert mehr als 20.000 Jobs in Österreich.

Das Ausmaß der den Netzbetreibern zur Verfügung stehenden Investitionsmittel wird über den Finanzierungskostensatz (WACC, Weighted Average Cost of Capital = gewichteter durchschnittlicher Kapitalkostensatz) durch die E-Control festgelegt. Für die aktuelle Regulierungsperiode  beträgt der WACC 6,42 Prozent. Aktuelle Verhandlungen für die künftige Periode deuten auf spürbare Reduktion auf unter fünf Prozent. Eine Reduktion der zur Verfügung stehenden Investitionsmittel in diesem Ausmaß würde die Erhaltung der Versorgungssicherheit gefährden und die Modernisierung und Digitalisierung der Stromverteilungssysteme unseres Landes spürbar bremsen.

Oesterreichs Energie lehnt eine abrupte und überzogene Absenkung des WACC ab. Jede Senkung des WACC wirkt sich direkt und negativ auf die Investitionsperspektiven  und somit auf die tatsächliche Investitionstätigkeit der regulierten Netzbetreiber und letztendlich auf die hohe Versorgungssicherheit und -qualität für den Wirtschaftsstandort Österreich aus.

Durch eine Absenkung des WACC um einen Prozentpunkt droht schwerer Schaden für den Standort. Ein Prozentpunkt weniger WACC entspricht einer Reduktion der für die Finanzierung zur Verfügung stehenden Mittel um 100 Mio. € – bei jährlichen Budgets für Erweiterungen, Erneuerungen und Instandhaltungen der Stromnetze von rund 800 Mio. €. Ein Achtel weinger Investitionen fehlt auch der Wirtschaft: Die Investitionen der Netzbetreiber kommen nämlich nahezu ausschließlich der heimischen Wirtschaft zugute. Investitionen von 100 Mio. € im Bereich der Netze sichern bis zu 1000 Arbeitsplätze für ein Jahr.

Wenn der vorliegende ECA-Konsultationsvorschlag zur Neufestsetzung des WACC vor Steuer i. H. v. 4,88 Prozent bzw. 5,20 Prozent (inkl. Mark-up für Neuinvestitionen) umgesetzt wird, würde das die österreichischen Netzbetreiber und damit den Wirtschaftsstandort Österreich hart treffen. Die Folge ist eine Senkung von 24 Prozent gegenüber der bisherigen WACC-Festsetzung i. H. v. 6,42 Prozent und würde zudem die österreichischen Netzbetreiber zu europäischen Schlusslichtern machen. Damit liegt die angedachte Höhe des WACC um 1,28 Prozentpunkte bzw. 0,96 Prozentpunkte (inkl. Mark-up für Neu investitionen) unter dem Durchschnitt jüngster europäischer Festsetzungen.

Für die Stromkunden ergibt sich aus der Reduktion des WACC dennoch keine spürbare Ent lastung, die einen  derartigen Eingriff rechtfertigen würde. Für einen durch-schnittlichen Haushalt brächte eine Absenkung des WACC um 1,0 Prozent lediglich eine Ersparnis von einem Euro  pro Monat.

Unsere Position:


Oesterreichs Energie schlägt eine maßvolle und sachgerechte Anpassung des WACC vor, die den Herausforderungen der Zukunft (Integration hochvolatiler dezentraler Einspeisungen durch einen Ausbau sowie Modernisierung der Netze [Smat Grids], Roll-out intelligenter Messsysteme [Smart Meter], weitere Verbreitung der E-Mobilität etc.) Rechnung trägt, die aktuellen Gegebenheiten am Kapitalmarkt berücksichtigt und sich zugleich an vergleichbaren europäischen Ländern orientiert.

Oesterreichs Energie verweist zudem darauf, dass es einen erheblichen Unterschied zwischen den vorgeschlagenen Werten in Österreich und den jüngsten Entscheidungen von Regulatoren in anderen europäischen Ländern gibt. Wir sehen es als unzulässig an, die aktuell durch die europäische Finanz- und Schuldenkrise ausgelösten Marktverwerfungen, die zu einer inversen Korrelation zwischen stark sinkendem Basiszinssatz und entsprechend steigender Marktrisikoprämie führen, nicht zu berücksichtigen. Einer derartigen Fehleinschätzung könnte durch die Bezugnahme auf den  so genannten „Total Market Return“ (GesamtmarktrenditeAnsatz) wirkungsvoll begegnet werden. Bei der Bestimmung der Eigenkapitalkosten wäre demzufolge zu berücksichtigen, dass die Gesamtmarktrendite in den letzten Jahren nachweislich annähernd konstant geblieben ist und die Reduktion des risikolosen Basiszinssatzes zu einer entsprechenden Erhöhung der Marktrisikoprämie geführt hat.

Vor diesem Hintergrund wurden seitens Oesterreichs Energie sowie seitens des FGW Gutachten zur Neufestsetzung des Finanzierungs kostensatzes (WACC) von NERA, Becker Büttner Held (BBH) bzw. BDO und Prof. Dockner (WU)  erstellt. Die Experten der Gutachten von NERA und BBH bzw. BDO und Prof. Dockner erachten – unabhängig voneinander – eine Bandbreite für die Neufestsetzung des WACC von 5,62 Prozent bis 6,57 Prozent als sachlich gerechtfertigt bzw. zur Bestimmung angemessener zukünftiger Finanzierungskosten als erforderlich.

Nur dadurch werden die notwendigen Investitionsrahmenbedingungen für Netzbetreiber geschaffen, um zukünftige Investitionserfordernisse im Stromnetzbereich auch tatsächlich realisieren zu können.