StromLinie 4-2025
Österreichs Souveränität ist nicht selbstverständlich. In den vergangenen Jahrzehnten haben wir sie mit dem Ausbau der Wasserkraft zwar gestärkt, doch die Energiekrise hat gezeigt: Allein darauf können wir uns nicht verlassen.
Wo wollen wir in 20 Jahren stehen? Wenn wir weniger anfällig für internationale Krisen werden wollen, müssen wir in unsere Resilienz und unsere Versorgungssicherheit investieren. Im Energiebereich heißt das, Herausforderungen vor allem mit eigenen Ressourcen zu bewältigen. Wir müssen noch mehr mit dem arbeiten, was wir in Österreich haben: Energie aus Wasser, Sonne und Wind, leistungsfähige Speicher verbunden durch starke Netze.
2024 stammten zwar bereits 94 Prozent unseres Stroms aus erneuerbaren Quellen, beim gesamten Energieverbrauch zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Nur etwas mehr als ein Drittel stammt aus Österreich, der Rest wird importiert. Allein im letzten Jahr flossen 10 Milliarden Euro dafür ins Ausland.
Ökonomisch ist die Richtung klar: Investitionen in heimische Infrastruktur bleiben im Land, schaffen Wertschöpfung und Arbeitsplätze. Die E-Wirtschaft sichert bereits jetzt über 100.000 Jobs und trägt rund 4 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Mehr Eigenerzeugung senkt außerdem die Importkosten, macht uns unabhängiger und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Mit jedem neuen Kraftwerk, mit jeder neuen Leitung, mit jedem zusätzlichen Speicher wächst nicht nur unser Energiesystem, sondern auch unsere Selbstbestimmung in Energiefragen.
Diese Selbstbestimmung gibt es jedoch nicht zum Nulltarif. Wir stehen mitten im größten Umbau, den unser Energiesystem je gesehen hat. Umso weniger passt der neue Name jenes Gesetzes, das den Rahmen dafür schaffen soll: „Günstiger-Strom-Gesetz“. Wer heute Billigstrom für morgen verspricht, weckt Erwartungen, die sich nicht erfüllen lassen. Dieses größte Infrastrukturprojekt unserer Zeit ist eine Chance – eine Investition in unsere Zukunft. Und die findet man üblicherweise nicht im Sonderangebotsregal.

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