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Factsheet Green Finance

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Leuchtturm für die Finanzierung der Energiewende?

Ambitionierte Klimaziele erfordern zusätzliche, nachhaltige Investitionen

Die integrierte Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung #mission2030 sieht vor, dass Österreich seinen Strombedarf 2030 im Jahresschnitt bilanziell zu hundert Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energien decken soll. Das österreichische Vorhaben im Rahmen der EU-Zielsetzung, bis 2030 klimaschädliche Emissionen in der EU im Vergleich zu 1990 um gut 40 Prozent zu reduzieren, ist machbar, aber sehr ambitioniert.

Der ehrgeizige EU-Plan wird jährlich geschätzte rund 180 Milliarden Euro an zusätzlichen Investitionen erfordern. Neue Finanzierungsideen sollen deshalb privates Kapital für nachhaltige Investitionen verfügbar machen. Eine eigens geschaffene „hochrangige EU-Sachverständigengruppe für ein nachhaltiges Finanzwesen“ veröffentlichte Empfehlungen, die im März 2018 von der EU-Kommission als Sustainable Finance Action Plan vorgestellt wurden. In Österreich ging das Thema Green Finance als Leucht­turmprojekt 8 in die #mission2030 ein.

„Grüne“ Anleihen“Bereits seit einiger Zeit hat sich das neue Marktsegment der „grünen Anleihen“ oder ethischer Investments am Markt etabliert. Green Bonds sind ein junges und spezielles Anleihesegment, die auf der Idee basieren, dass dort investiertes Geld ausnahmslos für nachhaltige Projekte eingesetzt werden darf. Nur dann verdiene eine grüne Anleihe diese Bezeichnung. Hinsichtlich der Interpretation oder Definition von „grün“ gibt es aber große Unterschiede.

Die EU- Kommission hat eine Technical Expert Group eingesetzt, die an der Entwicklung europäischer Nachhaltigkeitsstandards unter anderem für Green Bonds arbeiten soll. Damit sollen Staaten und Unternehmen ermutigt werden, mehr Green Bonds zu emittieren und in nachhaltige Projekte zu investieren. Zusätzlich soll Missbrauch unter dem Label „green“ vorgebeugt werden. Österreichs E-Wirtschaft ist über Eurelectric in die Arbeit dieser Expertengruppe eingebunden.

Bisher gibt es international freiwillige Grundsätze für grüne Investments, die in den „Green Bond Principles“ festgehalten sind. Ein nationales Beispiel in Österreich ist das Zertifikat ÖGUT-Responsible Investment Standard (RIS). Bis Juni 2019 soll es den Vorschlag für den EU-weiten Green Bond Standard geben. Der derzeit noch sehr kleine Markt soll mit diesem Nachhaltigkeitsstandard gefördert werden, denn aktuell entfallen nur rund zwei Prozent der weltweit ausstehenden Anleihen auf dieses Segment.

Starker Zuwachs erwartetDie US-Ratingagentur Standard & Poor‘s rechnet weltweit mit einem Zuwachs von gut 30 Prozent bei ethischen Investments im Jahr 2018. Damit würde der Markt eine Größe von rund 200 Milliarden Dollar erreichen. Einer der größten regionalen Emittenten ist China. In Europa gibt es Initiativen in Frankreich und Polen. Auch in Österreich gibt es Engagement im grünen Segment, beispielsweise emittieren österreichische Unternehmen Green Bonds, Vorsorgekassen bieten Anlagen in nachhaltige Projekte an, die Wiener Börse unterhält eine Green- und Social Bonds Plattform und mit VÖNIX gibt es bereits einen Nachhaltigkeitsindex österreichischer Aktien. Bei allen diesen Aktivitäten spielt die Frage der Environmental, social and corporate governance (ESG) eine wichtige Rolle.

Wirtschaftliche Vorteile bietet das „grüne“ Segment für Anleger oder Emittenten bisher nicht, die Finanzierungslinien unterstützen aber den Ausbau von erneuerbaren Energien, energieeffizienten oder effizienzsteigernden Projekten. Langfristig kann es durch die Verschränkung von Nachhaltigkeit und Finanzierung gelingen, wirtschaftliche Vorteile, bei Bonität aus Unternehmenssicht und durch Risikominderung aus Anlegersicht, zu generieren.

Österreichs E-Wirtschaft steht bereit Österreichs E-Wirtschaft steht bereit, im Rahmen der EU-Standards und der konkreten Ausgestaltung der österreichischen #mission2030 ihr Know-how in der Finanzierung nachhaltiger Projekte einzubringen. Mit dem FuturE Stromcamp haben Oesterreichs Energie und die Österreichische Energieagentur eine Vernetzungsplattform für den gemeinsamen Umbau des Energiesystems ins Leben gerufen, die zentrale Fragen branchenübergreifend thematisierte: „Was ist Green Finance“, „Sind Menschen bereit, einen wirtschaftlichen Nachteil zu akzeptieren, um ihr Gewissen zu beruhigen?“ „Braucht es neue gesetzliche Regelungen, um Green Finance zu realisieren?“.

Für das in der #mission2030 formulierte Ziel, Österreich bis 2030 zu 100% (bilanziell) mit Strom aus erneuerbarer heimischer Erzeugung zu versorgen, sind jedenfalls massive Investitionen in den Ausbau von Erzeugungsanlagen, intelligenten Netzen und Speichersystemen nötig. Entscheidend wird hierfür sein, dass die notwendigen Pro­jekte wirtschaftlich darstellbar sind, andernfalls werden sie nicht – weder grün noch konventionell – realisiert werden.

Ansprechpartner

Alexandra Gruber
Handel & Vertrieb
+43 1 501 98 211
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a.gruber@oesterreichsenergie.at