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E-Wirtschaft in Zeiten der Krise

Gesundheit, Wirtschaft, Arbeitsmarkt – Österreich befindet sich seit Jahresbeginn in einer umfassenden Krise, die auch die E-Wirtschaft unerwartet und massiv getroffen hat. In der aktuellen Situation sind Prognosen schwierig – oberstes Ziel muss es daher sein die Stabilität unserer Unternehmen langfristig zu sichern.

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Die Mitgliedsunternehmen von Oesterreichs Energie haben in den kommenden Monaten eine Reihe von Herausforderungen vor sich: die Bewältigung der Krise, die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit und die Sicherung von Arbeitsplätzen. Hinzu kommt, dass sich die Branche finanziell und organisatorisch auf den bevorstehenden Ausbauwettlauf im Bereich der Erneuerbaren Erzeugung in Österreich rüsten muss.

In dieser Situation ist es essentiell die Finanzkraft – und damit die Investitionsfähigkeit – der Unternehmen zu sichern und zu stärken. Aktuell sehen sich unsere Unternehmen einer Reihe von Risiken gegenüber – von der konjunkturellen Entwicklung über die Marktsituation bis hin zur Liquidität.

Es muss daher unbedingt verhindert werden, dass die Branche weiteren Belastungen wie etwa einem Verzicht auf Abschaltungen ausgesetzt wird. Die E-Wirtschaft hat im Zuge des ersten Lockdowns schnell und unbürokratisch geholfen – damit die Branche aber ihren Beitrag zum wirtschaftlichen Wiederaufbau leisten kann, geht nun der Schutz der Wettbewerbsfähigkeit vor.

Umfeldanalyse

  • Weltweite Gesundheits- und Wirtschaftskrise: Die Welt befindet sich im Herbst 2020 in einer Krise, die die globalen Wirtschaftsräume unerwartet und massiv getroffen hat. Die Covid-19-Pandemie führte zu einem historischen Einbruch der Wirtschaftsleistung und stellt Unternehmen und Wirtschaftsstandorte heute weltweit vor ungeahnte Herausforderungen.
  • Konjunkturentwicklung: Die Wirtschaftsdaten und Prognosen zeigen, dass die Entwicklungen jedenfalls nicht wie ein gedrucktes „V“ aussehen werden, sondern eher asymmetrisch mit einer weniger steilen Aufwärtsbewegung – dies gilt nicht nur für Österreich, sondern auch für andere europäische Staaten und wichtige Handelspartner.
  • Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Die im Zuge der Krise stark angestiegene Arbeitslosigkeit droht sich zu verfestigen. Die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt erfordert ein Bündel an Maßnahmen, nicht zuletzt, um eine drohende soziale Krise abzuwehren.
  • Freiwilliger Covid-19-Abschaltverzicht: Auch die E-Wirtschaft hat rasch geholfen. Der freiwillige Abschaltverzicht für die Zeit des Lockdown war eine wirksame Maßnahme, die sich als akute Unterstützungsmaßnahme als hilfreich erwiesen hat. Als Dauerlösung sind derartige branchenspezifische Moratorien allerdings kein probates Mittel. Es darf zu keiner Verwässerung der Verantwortlichkeit für sozialpolitische Maßnahmen kommen.
  • Klima- und Covid-19-Krise stellt die Branche vor große Herausforderungen: Die Folgen des starken Rückgangs der Wirtschaftsleistung waren bereits bisher zu spüren und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen legen einen signifikanten Anstieg des Liquiditätsrisikos in den kommenden Monaten nahe.
  • Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen: Experten erwarten aufgrund der deutlich niedrigeren Insolvenzmeldungen im ersten Halbjahr 2020 einen massiven Anstieg der Insolvenzen – sowohl bei Unternehmen als auch bei Privatpersonen – ab Herbst 2020.
  • Covid-19-Krise braucht umfassende Antworten für Wirtschaft und Arbeitsmarkt: Der wellenartige Verlauf von Pandemien lässt langfristige und wiederkehrende (negative) Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung erwarten. Dafür braucht es belastbare, nachhaltige Maßnahmen und Lösungen. Kurzfristige Rettungsmaßnahmen, wie auch freiwillige Branchenvereinbarungen, sind dafür nicht geeignet.
  • Ende und Erholung von der Covid-19-Krise ungewiss: Je länger die gesundheits- und wirtschaftspolitische Krise andauert, desto weniger eindeutig ist eine Abgrenzung zwischen Covid-19-bedingten Härtefällen/Zahlungsschwierigkeiten und anderen Effekten und sonstigen Wirkungen.
  • Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit der E-Wirtschaft aufrechterhalten: Die Verantwortung und der Beitrag, den die E-Wirtschaft im Rahmen von Stundungen und Zahlungsmoratorien leisten kann, sind begrenzt. Die im Wettbewerb stehenden und am freien Markt agierenden Unternehmen haben dem Prinzip nach der „Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmannes“ entsprechend zu handeln, sodass keinesfalls der Verdacht und Vorwurf der Untreue entstehen kann. Darüber hinaus gibt es gerade zum Rechnungslegungsprozess in der Branche umfassende gesetzliche Vorgaben, die genau einzuhalten sind. Nicht zuletzt bringt die Entwicklung der Judikatur zum Thema persönliche Haftung des Geschäftsführers Unsicherheiten bzw. Risiken mit sich.

Anhang: Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Aktuelle Konjunkturentwicklung und -prognose

Aufgrund der Covid-19-Pandemie und der zu ihrer Bekämpfung ergriffenen Maßnahmen ist die Wirtschaftsaktivität Mitte März 2020 enorm eingebrochen. Der massive Ausfall der Konsumnachfrage und enorme Wertschöpfungseinbußen in Tourismus, Verkehr, Handel, persönliche Dienstleistungen sowie Kunst, Unterhaltung und Erholung führten zu diesem historischen Rückgang der Wirtschaftsleistung. Nicht zuletzt ist mit dem internationalen Umfeld auch die heimische Industrie und die Exportnachfrage eingebrochen.

Im 1. Quartal 2020 schrumpfte das BIP um 2,5 % gegenüber dem Vorjahr 2019. Im 2. Quartal ist das BIP sogar um 14,5 % gegenüber dem Vorjahr geschrumpft.

Am 30. Oktober 2020 wurde zudem die erste VGR-Schätzung für das 3. Quartal 2020 veröffentlicht. Demnach wuchs das BIP im 3. Quartal 2020 geschätzt um 11,1 % gegenüber dem Vorquartal und sank um minus 5,3 % gegenüber dem Vorjahresquartal, was auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie hinweist und die (zwischenzeitliche) Erholung widerspiegelt.

Mit Hinblick auf die volkswirtschaftlichen Auswirkungen des zweiten Lockdowns geht das WIFO für das Jahr 2020 nun insgesamt von einem BIP-Rückgang von –7,7 % statt –6,8% gegenüber dem Vorjahr 2019 aus. Das reale BIP wird den Prognosen zufolge demnach im 4. Quartal 2020 um 4,0% gegenüber dem Vorquartal schrumpfen.