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Wie wollen wir die Versorgung sichern?

Das Ziel ist klar: bis 2040 soll Österreich klimaneutral sein. Das bedeutet, dass sich der Strombedarf verdoppeln wird. Damit das gelingt, müssen Erzeugung, Netze und Speicher ausgebaut werden, dazu kommt die Integration neuer Marktteilnehmer:innen. Wie können wir angesichts dieser Herausforderungen die hohe Qualität der Stromversorgung sichern? Die aktuellen Fragen zur Versorgungssicherheit diskutierten Tara Estel, Werner Hoffmann und Thomas Lassacher im Zuge des Oestereichs Energie Kongress 2024.

Tara ESTERL, AIT Austrian Institute of Technology GmbH; Werner HOFFMANN, Contrast EY-Parthenon Management Consulting Österreich; Thomas LASSACHER, Fundermax GmbH © Christian Fürthner

Der Umbau des Energiesystems ist eine Herausforderung – er ist aber auch eine wirtschaftliche Chance. „Bis zu 90 Prozent der Investitionen in die Transformation des Energiesystems bleiben in Österreich“, verweist Werner Hoffmann, Senior Partner der Contrast EY-Partheon Management Consulting, auf die unternehmerischen Möglichkeiten von Green-Tech-Kompetenzen.

Auch volkswirtschaftlich sieht Hoffmann in der Gestaltung der Energiezukunft großes Potenzial: „Wo es staatliche Zuschüsse braucht, werden diese später wieder über deutlich höhere Steuereinnahmen ins Budget zurückfließen.“ Diese wirtschaftlichen Chancen müssten stärker kommuniziert werden, sagt Hoffmann, bei Politik und einzelnen Unternehmen sei schon eine leichte „Erneuerbaren-Ermüdung“ feststellbar. Für eine stabile Versorgungssicherheit plädiert er für einen massiven Ausbau der Speicherkapazität, Flexibilisierung und ökonomische Anreize für netzdienliches Verhalten von Konsument:innen und Wirtschaft.

Die wichtigsten Aussagen

  • Dekarbonisierung, Dezentralisierung, Digitalisierung – diese drei D´s sind maßgeblich für die Transformation des Energiesystems.
  • Versorgungssicherheit muss zu konkurrenzfähigen Preisen funktionieren.
  • Österreichische Transformations-Kompetenz bietet die Chance für internationalen wirtschaftlichen Erfolg.

Die österreichische Industrie sei zu diesem netzdienlichen Verhalten grundsätzlich bereit, sagt Thomas Lassacher, Geschäftsführer von Fundermax, das funktioniere aber eben nur im Rahmen der jeweiligen Produktionsprozesse und müsse zudem unbürokratisch und einfach möglich sein. Lassacher: „Eine hohe Versorgungssicherheit ist nicht nur die Grundlage für den Wirtschaftsstandort, sie ist auch die Grundlage für unser aller Wohlstand.“ Versorgungssicherheit dürfe aber nicht „was auch immer“ kosten, sondern müsse zu konkurrenzfähigen Kosten gewährleistet sein. „Energiepreise sind entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen und da dürfen wir nicht den internationalen Anschluss verlieren.“
 

Mehr Anreize für netzdienliches Verhalten

Regulierbare und auch kurzfristig steuerbare Kraftwerke wären auch künftig entscheidend für eine hohe Versorgungssicherheit, sagt Tara Esterl vom AIT. Sie müssen volatile erneuerbare Energiequellen jederzeit ausgleichen können. „Schritt für Schritt müssen auch Erneuerbare, wie Photovoltaik, durch netzdienliche Services einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten“, so Esterl. Entscheidend sei, dass diese neuen und dezentralen Erzeuger auch „technisch ansteuerbar“ sind. Nach Meinung der AIT-Expertin brauche es deutlich mehr Anreize für Konsument:innen, aber auch für Wirtschaft und Industrie, ihren jeweiligen Stromverbrauch netzdienlich zu gestalten. Studien hätten gezeigt, dass ein auf die Netzkapazität abgestimmter automatisierter Stromverbrauch zu deutlichen Einsparungen in Unternehmen führen könne.

Podiumsteilnehmer:innen

 

Tara Estel
Head of Competence Unit Integrated Energy Systems, AIT Austrian Institute of Technology GmbH

Werner Hoffmann
Senior Partner, Contrast EY-Parthenon Management Consulting Österreich

Thomas Lassacher
Geschäftsführer, Fundermax GmbH