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Wie wollen wir die Industrie dekarbonisieren?

Wie dekarbonisieren wir die Industrie der Zukunft? Wie kann der Standort Österreich wettbewerbsfähig bleiben? Was tut die energieintensive Industrie bereits und was plant sie? Was braucht sie, damit diese Pläne Wirklichkeit werden? Diese Fragen zur Zukunft des Industrie diskutierten Jörg Eisenschmied, Berthold Kren, Ulrike Rabmer-Koller und Michael Sponring im Zuge des Oestereichs Energie Kongress 2024.

Florian PETAUTSCHNIG, ORF; Jörg EISENSCHMIED, Infineon Technologies Austria AG; Berthold KREN, Holcim Central Europe; Ulrike RABMER-KOLLER, Rabmer Gruppe; Michael SPONRING, PWC Österreich © Oesterreichs Energie

„Die Dekarbonisierung der Industrie ist kein Thema, das zur Diskussion steht, sie ist ein Muss“, bringt es Jörg Eisenschmied, Finanzvorstand von Infineon auf den Punkt. Die Transformation der Industrie sei schwierig, herausfordernd und auch mit Risiken verbunden, aber sie sei zu bewältigen. Es brauche diesbezüglich für die Industrie stabile und längerfristige Rahmenbedingungen, fordert Eisenschmied: „Das Denken in Legislaturperioden greift dabei zu kurz. Alleine Planung, Genehmigung und Bau einer modernen Halbleiter-Fabrik dauern länger. Wir brauchen langfristige Planbarkeit und Sicherheit.“ Zahlreiche Industriesparten, wie etwa die Chip-Produktion, befänden sich in einem geopolitischen Wettbewerb, dabei dürfe Österreich nicht zurückfallen.
 

Markt braucht Pull-Faktoren

Damit die Dekarbonisierung auch wirklich erfolgreich umgesetzt werden könne, brauche es auch mehr Nachfrage nach den entsprechenden Produkten von Seiten der Kund:innen, sagt Berthold Kren, CEO von Holcim Central Europe. „Es wird viel und schön geredet, etwa über E-Mobilität oder Stromsparen, durch den Markt aber ohne entsprechende Pull-Faktoren wird es nicht klappen“, so Kren. Viele Kund:innen würden lieber zu „lange bekannten und bewährten Produkten und Angeboten“ greifen und Innovationen, die CO2 einsparen helfen, ignorieren. Kren: „Der Preis ist dabei gar nicht so entscheidend. Es ist eher eine Scheu vor Neuem.“

Die wichtigsten Aussagen

  • Stabile Netze sind auch die Grundlage für eine Dekarbonisierung der Industrie.
  • Der Fokus muss auch bei der Dekarbonisierung auf höherer Energieeffizienz liegen.
  • Es braucht einen offenen Diskurs zu regulatorischen Rahmenbedingungen und langfristige Planungssicherheit.

Als größtes Plus für eine weiterhin hohe Wettbewerbsfähigkeit trotz Dekarbonisierungs-Herausforderungen führt Kren die österreichische Forschungsförderung an: „Die ist international einzigartig gut und hilft, die Dekarbonisierung auch wirtschaftlich zu einem Erfolg zu machen.“ Zentral wären dabei, so Kren, eine cross-sektorale Zusammenarbeit von E-Wirtschaft und Industrie und ein stärkerer Fokus auf Kreislaufwirtschaft.

 

Masterplan für die Dekarbonisierung gefordert

Einen Masterplan für die Dekarbonisierung der Industrie fordert Ulrike Rabmer-Koller, geschäftsführende Gesellschafterin der Rabmer Gruppe: „Ziele sind wichtig und gut. Ohne einen konkreten Plan, wie sie erreicht werden können, nützen sie leider nur wenig.“ Zusätzlich schlägt Rabmer-Koller eine „vier-i-Strategie“ für die Dekarbonisierung der Industrie vor: Innovation, Investition, Information und Internationalisierung. „Es gibt sehr viel Innovation in diesem Bereich, vieles davon ist zu wenig bekannt und diese Innovationen könnten noch viel stärker zu einem österreichischen und europäischen Export-Schlager werden.“ Bedauerlich findet Rabmer-Koller, dass etwa der europäische Green-Deal für viele vor allem mit überbordender Bürokratie und weniger mit Chancen verbunden sei.

Für mehr Technologie-Offenheit in Hinblick auf die Dekarbonisierung plädiert Michael Sponring von PWC Österreich: „Wir müssen etwa auch die Möglichkeiten von Geothermie oder Biogasen mitdenken. Natürlich wird das noch lange dauern, aber wir haben zahlreiche Optionen.“ Dabei sollten E-Wirtschaft und Industrie an einem Strang ziehen. Natürlich sei der internationale Wettbewerb herausfordernd für ein Gelingen der Dekarbonisierung, so Sponring, er glaube aber, dass etwa die hohe Versorgungsicherheit mit leistbarer Energie ein wichtiger Wettbewerbsvorteil für heimische Unternehmen sei.

Podiumsteilnehmer:innen

 

Jörg Eisenschmied
Finanzvorstand, Infineon Technologies Austria AG

Berthold Kren
CEO, Holcim Central Europe

Ulrike Rabmer-Koller
geschäftsführende Gesellschafterin, Rabmer Gruppe

Michael Sponring
Territory Leader Energie, Utilities & Resources, PWC Österreich