Der überschätzte Mensch - Was machen KI, Smartphone und ChatGPT mit uns?
Energieunternehmen stellen den Kunden und somit den Menschen in den Vordergrund. Doch was bedeutet es, Mensch zu sein, in einer Zeit, die zunehmend von technischen Hilfsmitteln geprägt wird? Dieser grundsätzlichen Frage widmete sich die Philosophin Lisz Hirn im Zuge des Oestereichs Energie Kongress 2024.
In der Tradition des Humanismus galt die Annahme, dass der Mensch besser werden könne, indem er durch Bildung, Empathie und Reflexion seine Schwächen überwindet. Spätestens mit Nietzsche, so Hirn, begannen aber Bemühungen, dieses Konzept zu verändern. Nietzsche, sagt sie, sah den Menschen als „ein Seil, gespannt zwischen Tier und Übermensch“ und er wollte ihn zum Übermenschen weiterentwickeln, wobei der Begriff damals noch nicht die späteren nationalsozialistisch induzierten Konnotationen hatte.
Vielen gilt Nietzsche daher als der geistige Urheber des Posthumanismus und damit auch als ein Vorläufer des Transhumanismus, der den Menschen durch Technologie, etwa durch implantierte Chips optimieren will. „Das ist ein verlockendes und zugleich erschreckendes Konzept“, so Hirn. Denn einerseits böten sich damit Möglichkeiten, um etwa körperliche Beeinträchtigungen auszugleichen, andererseits sei das Missbrauchspotential gewaltig.
Die wichtigsten Aussagen
- Bei der Nutzung neuer Technologien muss deren Integrität gesichert sein.
- Der Zweck, zu dem technische Hilfsmittel verwendet werden, sollte stärker hinterfragt werden.
- Dem dystopischen Gegensatz zwischen Mensch und Maschine kann eine utopisch positive Idee einer Symbiose gegenübergestellt werden.
Der Zweck entscheidet
Diese Situation gebe es allerdings bei jedem Werkzeug, das der Mensch einsetze. Schwierig werde es, wenn neue Technologien genutzt würden, ohne dass deren Integrität gesichert werden könne, sagt Hirn. Wenn etwa Drohnen gebaut würden, ohne dass ihr möglicher Einsatz zu militärischen Zwecken bedacht werde. Oder wenn bei der Verwendung von generativer KI Urheberrechtsfragen ignoriert würden.
Damit, meint Hirn, ergäben sich für die Nutzung von technologischen Hilfsmitteln zwei entscheidende Fragen: „Wozu wollen wir diese Hilfsmittel nutzen? Und wie wirkt diese Nutzung auf uns zurück?“ Gelingt es diese Fragen zu lösen, so sei es möglich, vom Gegensatz zwischen Mensch und Maschine zu einer Symbiose zu kommen. Und damit von einer dystopischen Sicht zu einer utopischen.