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Oesterreichs Energie startet Frauennetzwerk Powerfrauen

Wien

Der Frauenanteil in Österreichs E-Wirtschaft ist nach wie vor sehr gering – nur rund jede vierte Mitarbeiterin ist weiblich und im Top-Management nur jede zehnte. Mit der Netzwerk-Initiative „Powerfrauen“ will Oesterreichs Energie das nun ändern. Die Interessenvertretung der E-Wirtschaft will die Branche für weibliche Beschäftigte attraktiver machen. Den Auftakt machte die Veranstaltung „Die Energiezukunft ist weiblich“ Ende März.

Die E-Wirtschaft zählt zu den „männlichsten“ Branchen in Österreich – derzeit sind nur rund 24 Prozent der Beschäftigten Frauen. Studien belegen jedoch, dass Teams mit einem höheren Frauenanteil effizienter, lösungsorientierter und kreativer agieren. Um künftig mehr Frauen für die Mitarbeit in der E-Wirtschaft zu begeistern, startet Oesterreichs Energie nun das Frauennetzwerk „Powerfrauen“.

 

Das Frauennetzwerk „Oesterreichs Energie #Powerfrauen“ ist für alle geöffnet, die in der Energiebranche und dem näheren Umfeld tätig sind.
Hier geht’s zur Anmeldung:

 

 

Nicole Prieller, Partnerin PwC Österreich
Nicole Prieller, Partnerin PwC Österreich © Hannah Ecker

Diese Einschätzung teilte auch Nicole Prieller von PwC Österreich: „Es gibt auf verschiedenen strukturellen Ebenen, auf der Unternehmensseite, in der Bildung, aber auch gesamtgesellschaftlich noch genug zu tun.“ Mit „diversen“ Teams aus Männern und Frauen ließen sich aber die bevorstehenden Herausforderungen deutlich besser bewältigen. „Unternehmen, die Geschlechterdiversität glaubwürdig leben, haben zufriedenere Beschäftigte und damit letzten Endes auch zufriedenere Kunden“, so Prieller.

Michael Strugl, Präsident von Oesterreichs Energie; Mari Lang, Moderatorin
Michael Strugl, Präsident von Oesterreichs Energie; Mari Lang, Moderatorin © Hannah Ecker

Das Argument, Frauen könnten die körperlich anstrengenden Tätigkeiten in der E-Wirtschaft, etwa im Kraftwerksbau, nicht bewältigen, gelte angesichts der vielfältigen Dienstleistungen und neuen Geschäftsfelder der Branche längst nicht mehr, sagt Oesterreichs Energie Präsident Michael Strugl. Für manche Stellen keine Bewerberin zu finden, könne es einfach nicht mehr geben. „Es geht – aber es geht nicht von selbst“, das müsse auch das Management klar signalisieren und entsprechende Schritte setzen. „Frauen in allen Sektoren in der E-Wirtschaft zu beschäftigen, ist ein Erfolgsweg, und den sollten wir gehen“, so Strugl.

Johann Hubmann, der Bundesvorsitzende des Wirtschaftsbereichs Energie der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), sprach sich für eine Verbesserung der rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aus und hob die Bedeutung eines entsprechenden „Mindsets“ hervor.

Engagierte Frauen ansprechen

Um das Interesse an der Branche zu wecken, sei es wichtig engagierte Frauen anzusprechen, betonte Oesterreichs Energie Generalsekretärin Barbara Schmidt. Die E-Wirtschaft arbeite an der Energiewende und damit an der Umsetzung des Klimaschutzes. Das Netzwerk „Powerfrauen“ soll Vorbilder und Karrierewege in der Branche sichtbar machen und mit einem Mentoringprogramm Frauen auf dem Karriereweg unterstützen. Allerdings könne die Branche nicht alle Hindernisse selbst beseitigen – im Bereich der Nachmittagsbetreuung und Ganztagsschulen etwa sei die Politik gefordert.

Barbara Schmidt, Generalsekretärin Oesterreichs Energie © Hannah Ecker

Die Technologieexpertin Sabine Seymour sprach sich in ihrer Keynote für eine „Demokratisierung“ der täglich generierten Daten aus, die derzeit vor allem von Technologiekonzernen wie Google, Facebook und Amazon kommerziell genutzt werden. Notwendig sei außerdem die Etablierung  eines „Privacy by Design“-Zugangs, der dem Datenschutz oberste Priorität einräumt. Außerdem plädierte Seymor dafür, die „Generation Z“ für die Mitarbeit in der Branche zu begeistern. Dieser Generation, die vor allem durch die Krisen der vergangenen Jahrzehnte geprägte wurde – von der Finanzkrise 2008 über die Covid-Pandemie bis hin zum Ukraine Krieg – könne die E-Wirtschaft durch die Arbeit an der Energiewende und für den Klimaschutz eine attraktive Perspektive bieten.

Sabine Seymour, Zukunftsinstitut
Sabine Seymour, Zukunftsinstitut © Hannah Ecker

Frauen sprengen Grenzen – und Windräder

Wie Frauen in der E-Wirtschaft schon jetzt zum Gelingen der Energiewende beitragen, schilderte Brigitte Bach, die Vorständin der Salzburg AG.

Brigitte Bach, Salzburg AG
Brigitte Bach, Vorständin Salzburg AG © Hannah Ecker

Im Rahmen eines Impulsreferats erläuterte sie die Strategie ihres Unternehmens zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung. Während der Weg bei der Raumwärme mit Wärmepumpen und Biomasse sich bereits relativ klar abzeichne, sei die klimaneutrale Versorgung der Industrie mit Prozesswärme eine Herausforderung. Strom und feste Biomasse würden dabei wichtige Rollen spielen, einen gewissen Bedarf an gasförmigen Energieträgern wie Biomethan oder Wasserstoff werde es aber immer geben. „Der Klimawandel ist ein Problem – doch die Energiewirtschaft kann es bewältigen. Man muss uns nur lassen“, so Bach abschließend.

Melanie Schönböck, Geschäftsführerin Energie AG Oberösterreich Trading GmbH, berichtet von den „extrem spannenden Zeiten“ der vergangenen Monate. Angesichts der enormen Preissprünge an den Energiemärkten musste das Riskmanagement in dieser Zeit erheblich ausgebaut werden.

In den emotionalen und von Nervosität geprägten Debatten dieser Zeit habe sich ihre Fähigkeit zum Ausgleich von Interessen bestens bewährt. So sei es gelungen Ruhe zu schaffen, Emotionen herauszunehmen und faktenbasiert zu diskutieren.

Melanie Schönböck, Geschäftsführerin Energie AG Oberösterreich Trading GmbH
Melanie Schönböck, Geschäftsführerin Energie AG Oberösterreich Trading GmbH © Hannah Ecker
Nadine Kroemer, Operator Schaltanlage Austrian Power Grid AG; Mari Lang, Moderatorin
Nadine Kroemer, Operator Schaltanlage Austrian Power Grid AG; Mari Lang, Moderatorin © Hannah Ecker

Mit Hochspannung im wörtlichen Sinne beschäftigt sich Nadine Kroemer, die als Schaltmeisterin in einem Umspannwerk der Austrian Power Grid (APG) unter anderem Sicherheitsfragen verantwortet. Im Hinblick auf diese Tätigkeiten sei es wichtig, dass Unternehmen Frauen die Angst vor technischen Berufen nehmen. Dass diese teilweise auch anstrengend sind, lasse sich nicht leugnen. „Doch das trifft auch auf Berufe wie die Krankenpflege zu, in denen Frauen seit jeher tätig sind.“

Jessica Bauer sprengt bei der Energie Burgenland als technische Projektleiterin nicht nur Windräder sondern auch Geschlechtergrenzen. Bei der Modernisierung des Windpark Neudorfs mit 22 Windrädern war sie unter den zeitweise 400 Arbeitern auf der Baustelle eine von nur zwei Frauen.

Neben den Windrädern mussten im Zuge dieses Repowerings auch die massiven Fundamente neueren Modellen weichen. Um das Projekt am Ende aber in einen Erfolg zu verwandeln, brauchte es neben Improvisationstalent und Flexibilität auch einige Überzeugungsarbeit gegenüber männlichen Kollegen, von denen viele zum ersten Mal mit einer Projektleiterin zusammenarbeiteten.

Jessica Bauer, technische Projektleiterin, Burgenland Energie AG © Hannah Ecker

Gleichstellung im Beruf leben

Dass Veränderungen nun eben mit Anstrengungen verbunden seien, betonte Guntram Aufinger, Vorsitzender des Personalausschusses von Oesterreichs Energie, zum Abschluss der Veranstaltung. In der Branche geschehe im Bereich der Frauenförderung bereits viel – manchmal sei es zwar schwierig Positionen mit Frauen zu besetzen, man müsse es aber trotzdem einfach tun.

Julia Ilger, Bundesfrauensekretärin
Julia Ilger, Bundesfrauensekretärin © Hannah Ecker

Dem stimmt auch Julia Ilger, Bundesfrauensekretärin der GPA und Mitinitiatorin, zu. Die Auftaktveranstaltung habe gezeigt, dass die Behauptung es fänden sich in bestimmten Berufen eben einfach keine Frauen ein Scheinargument sei. Es gelte die viel beschworene Gleichstellung von Frauen und Männern zu leben: „Wenn wir das von dieser Veranstaltung mitnehmen, ist das sehr viel wert.“