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Stromnetze benötigen sichere Investitionsbasis

Energiewende und Dekarbonisierung erfordern umfassenden Umbau der Infrastruktur

Die Energiewende und eine beschleunigte Dekarbonisierung der Elektrizitätsversorgung bedeuten, dass Übertragungsnetze und Verteilernetze, die gebaut wurden, um der Stromnachfrage folgen zu können, durch dezentrale Einspeisung zunehmend belastet werden. Das erklärten Experten österreichischen Netzbetreiber im Rahmen eines Hintergrundgesprächs von Oesterreichs Energie. Insgesamt planen Österreichs Netzbetreiber bis 2030 Investitionen von mehr als 10 Mrd. € zum Ausbau der Netze. Das ergab der jüngste Investitionstest von Oesterreichs Energie.

Die erforderlichen  Investitionen können nur getätigt werden, wenn den Netzbetreibern eine ausreichende Rendite zur Verfügung steht. Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie: „Der WACC (Weighted Average Cost of Capital), der von der Regulierungsbehörde festgelegt wird, darf nicht stärker als um 0,3 Prozentpunkte abgesenkt werden.“ Regulierung darf sich nicht in dem Ziel erschöpfen, Kosten zu reduzieren, so Schmidt, sondern müsse auch Incentives für Investitionen in die Versorgung der Zukunft vorsehen. Regulierung kann den Umbau der Stromversorgung entweder unterstützen, aber auch bremsen, bzw. verhindern. Das müsse den Verantwortlichen bei allen ihren Entscheidungen stets bewusst sein. Schmidt: „Eigentümer werden in Verteilernetze nur dann investieren, wenn die Investitionen nötig und wirtschaftlich darstellbar sind.“ Das betrifft insbesondere Smarte Systeme. Investitionen in die Zukunft müssen belohnt, nicht erschwert werden.

Investitionstest zeigt hohen Bedarf

Laut Investitionstest wollen die Netzbetreiber von 2015 bis 2030 3,93 Mrd. € in Übertragungsnetze und 6,10 Mrd. € in Verteilernetze investieren. Franz Strempfl, Sprecher Netze von Oesterreichs Energie und Geschäftsführer Energienetze Steiermark GmbH: „Der WACC ist entscheidend für die Kreditwürdigkeit der Netzbetreiber. Wenn eine Institution hier an Wert verliert, muss man auch davon ausgehen, dass es schwieriger wird Investitionen zu tätigen.“ Können die Netze nicht ausreichend investieren, gefährdet dies auch die Energiewende. Strempfl: „Die Art und Weise, wie die Netze der Zukunft errichtet werden, wird großen Einfluss auf die Zukunft der Stromversorgung haben.“

Einen Ausbau der Netze halten Strempfl sowie Klaus Schüller, Systemführung Netze TINETZ-Tiroler Netze GmbH für unabdingbar. Aufgaben und Verantwortung der Verteilnetzbetreiber nehmen mit dem Anschluss vieler zig-tausender dezentraler Einspeiseanlagen, auch im Hinblick auf die aktive Einbindung der Kunden hinsichtlich ihres Erzeugungs- und Verbrauchsverhaltens, deutlich zu. Das gelte auch für Übertragungsnetze. Ökostromanlagen wie Windturbinen oder Photovoltaik gelten zwar als dezentrale Methoden der Stromproduktion, im europäischen Maßstab ist dies jedoch nicht der Fall, denn die häufig regional konzentrierten Anlagen an günstigen Standorten forderten die Übertragungsnetze stärker heraus als konventionelle Großkraftwerke. Eine weitgehend erneuerbare Stromproduktion werde daher auch eine deutliche Verstärkung der Übertragungsnetze erfordern. Die bessere Vernetzung ist auch deshalb sinnvoll, weil auf diese Weise die Systemkosten der dekarbonisierten Stromproduktion deutlich gesenkt werden können. Schüller: „Es ist deutlich erkennbar, dass wir in Europa beim Systemführungsdesign Anpassungsbedarf haben. Die Systemführung ist im Normalbetriebsbereich hochstabil, kommt aber im liberalisierten Strommarkt an ihre operativen Grenzen.“ Das zeige auch die gestiegene Gefahr einer Netzüberlastung und von Blackouts.

Wie ein Netzwiederaufbau in Österreich nach einem Blackout funktionieren kann, erläuterte  Karl Wimmer, Leiter Betrieb VERBUND Hydro Power GmbH. Zwei Speicherkraftwerks-gruppen der VERBUND Hydro Power sind als schwarzstartfähige Anlagen konzipiert und können im Falle eines Blackouts zum Netzwiederaufbau herangezogen werden. Gemeinsam mit dem Übertragungsnetzbetreiber APG wird die Funktionsfähigkeit durch Versuche praktisch erprobt. Oesterreichs Energie fordert eine Rückkehr zum System des regionalen Netzwiederaufbaus, das nur geringe Mehrkosten gegenüber dem Status Quo erfordern würde, aber eine wesentliche raschere Wiederherstellung der Stromversorgung nach einem Blackout ermöglichen würde. Strempfl: „Dafür wäre lediglich eine kleine Änderung im ElWOG erforderlich.“

 

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