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Energiekongress: Strommarkteingriffe rasch, aber mit Bedacht

Beim Oesterreichs Energie Kongress warnten Energieexperten davor, durch kurzfristige Eingriffe die Architektur des europäischen Strommarktes zu gefährden. Kurzfristige Maßnahmen um Preisspitzen bei Strom zu dämpfen, seien in Ordnung, sie dürfen aber nicht die übergeordneten europäischen Ziele wie die Dekarbonisierung gefährden. Darin waren sich die Teilnehmer einer Podiums­diskussion bei Oestereichs Energie Kongress am Donnerstag in Wien einig.

Natürlich müssen schnell Maßnahmen getroffen werden, um die dramatische Lage am Gas- und Strommarkt unter Kontrolle zu bekommen, Entscheidungen, die das europäische Marktdesign in seiner Gesamtheit betreffen, brauchen aber längere Vorbereitungszeiten, sagte Christian Zinglersen, Direktor der europäischen Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER). „Wenn wir von kurzfristigen Maßnahmen sprechen, dann sind damit vor allem dieser und der nächste Winter gemeint.“ Denn im kommenden Frühling werde es darum gehen, die leeren Gasspeicher wieder aufzufüllen und alles deutet darauf hin, dass diese Aufgabe für Europa sehr fordernd sein wird. Umfangreiche Änderungen des Marktdesigns sollten dennoch mit Bedacht erfolgen.

„So schnell mal die Merit-Order aus dem Fenster zu werfen, kann sicher nicht die Lösung sein“, stimmte Kristian Ruby, Generalsekretär von eurelectric, dem Branchenverband der europäischen Elektrizitätswirtschaft zu. Er forderte auch ein sinnvolles und ausgewogenes Verhältnis zwischen lang- und kurzfristigen Maßnahmen zur Marktstabilisierung. Derzeit bekämpfe man aber nur die Folgen des außer Kontrolle geratenen Gasmarkts, nicht seine Ursachen. „Wenn man die Ursachen bekämpfen will, dann muss man die Geldströme nach Russland abschneiden. Doch seit dem Kriegsbeginn sind inzwischen rund 100 Milliarden Dollar aus dem Westen in die Kassen des Herrn Putin geflossen“, so Ruby.
 

Knappheitssignale erhalten

Karina Knaus, Leiterin des Center Volkswirtschaft, Konsumenten und Preise in der Österreichischen Energieagentur konkretisierte in ihrem Beitrag, welchen Ansprüchen kurzfristige Maßnahmen zur Preissenkung genügen müssen, damit sie keine falschen Voraussetzungen für die Zukunft schaffen. Zum einen müsse das Verknappungssignal erhalten bleiben, sonst würden Entlastungen zu einer ungewünschten höheren Nachfrage nach Gas und anderen fossilen Energieträgern führen. Zum anderen gelte es in der aktuellen Situation alles zu vermeiden, was die Inflation weiter befeuert. „Und natürlich dürfen die kurzfristigen Maßnahmen keine Lock-in-Effekte erzeugen, die die Energiewende verzögern.“ Aus diesem Grund sei eine zeitliche Befristung sinnvoll. Grundsätzlich gehe es aber im Moment darum, schnell zu handeln. „Derzeit gilt bei den kurzfristigen Maßnahmen die Devise: Schnelligkeit gewinnt.“

Vor einer übereilten Abkehr vom Marktprinzip warnte auch Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control. Im Vorjahr habe man zurecht das zwanzigjährige Jubiläum der Strommarktliberalisierung gefeiert, diese jetzt unter dem Eindruck der aktuellen Ereignisse über Bord zu werfen, wäre falsch. Das stehe aber in keinem Widerspruch zu einem zeitlich beschränkten Markteingriff, um eine Beruhigung herbeizuführen. „Das ist wie bei einem Autorennen, wo es auch manchmal als unmittelbare Maßnahme Runden gibt, in denen nicht überholt werden darf. Danach geht es aber weiter.“

 

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