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Ansturm auf Photovoltaik: So viele Netzzugangsanträge wie noch nie

Der Angriffskrieg gegen die Ukraine hat zu einem dramatischen Anstieg der Preise auf den Energiemärkten geführt. Seit wenigen Wochen macht sich das auch bei den Stromnetzbetreibern zwischen Bodensee und Neusiedlersee bemerkbar, die für den Anschluss von dezentralen Photovoltaik-Anlagen zuständig sind. „Bei einzelnen Unternehmen wird sich die Zahl der Anträge im Vergleich zum Vorjahr mindestens vervierfachen. In der Steiermark wurden im Vorjahr nahezu 7.000 Anträge gestellt, in Oberösterreich waren es rund 9.000“, erklären Franz Strempfl und Manfred Hofer, Spartensprecher Netze bei Oesterreichs Energie. Zuwächse in ähnlicher Größenordnung werden auch aus anderen Bundesländern gemeldet.
 

Der Ansturm auf die Errichtung dezentraler Stromerzeugungsanlagen, allen voran PV-Anlagen, ist höchst erfreulich: Dieses enorme Interesse bestätigt nochmals einen Trend der sich bereits in den Vorjahren abzuzeichnen begann. Es zeigt, dass die Österreicherinnen und Österreicher gewillt sind, die Energiewende mitzutragen und ihren Beitrag zu ihrem Gelingen zu leisten. Hält dieser Trend weiter an, rückt das ambitionierte Ziel des Regierungsprogramms, das eine Verzehnfachung der Stromerzeugung aus Photovoltaik (PV) vorsieht, in den Bereich des Machbaren.

Der enorme Ansturm stellt die Netzbetreiber aber auch vor große Herausforderungen. Jede angefragte Anlage wird – abhängig von ihrer Größe und der benötigten Netzkapazität am Anschlusspunkt – einer automatisierten oder einer individuellen Anschlussprüfung unterzogen. Diese ist notwendig, um auch weiterhin einen reibungslosen Betrieb des Stromnetzes sicherzustellen zu können.

„Einerseits begrüßen wir natürlich das enorme öffentliche Interesse, andererseits müssen wir aber auch die Versorgungssicherheit im Auge behalten. Derzeit sind unsere Netze in vielen Bereichen noch nicht auf ein explosionsartiges Wachstum auf den unteren Netzebenen ausgelegt. Es ist daher wichtig, dass wir diese neuen Anlagen geordnet ans Netz bringen und gleichzeitig unsere Netze dort ausbauen wo es erforderlich ist“, sagt Strempfl.
 

Lange Wartezeiten wegen fehlender Komponenten

Trotz der hohen Anzahl an Anfragen sind die österreichischen Netzbetreiber bestrebt eine schnellstmögliche Abwicklung der Anträge zu gewährleisten. „Sowohl die Reihenfolge des Eingangs, als auch die Vollständigkeit der Einreichunterlagen entscheiden die weiteren Bearbeitungsschritte. Anträge mit konkreter Projektierung sowie vollständigen Einreichdaten und Unterlagen werden vorgereiht und umgehend beantwortet – es kann aber nun auch bei uns zu Engpässen kommen“, erklärt Hofer.

Diese Entwicklungen setzen auch Elektroinstallateure und Fachfirmen unter Druck, die sich um die Installation der neuen Photovoltaik-Anlagen kümmern: Ihnen fehlt einerseits das Fachpersonal um die Fülle an Aufträgen annehmen und umsetzen zu können, andererseits mangelt es aufgrund von Engpässen und unterbrochenen Lieferketten an notwendigen Anlagenkomponenten wie Solarpaneelen, Wechselrichtern oder Montageschienen.
 

Hintergrund: Warum muss ich eine PV-Anlage genehmigen lassen?

Für die Errichtung einer dezentralen Erzeugungsanlage (im Normalfall sind das fast ausschließlich Photovoltaik-Anlagen) ist immer dann eine Prüfung durch den Netzbetreiber erforderlich, wenn nicht der gesamte Strom in der Kundenanlage vor Ort verbraucht wird sondern „Überschussstrom“ ins Netz eingespeist werden soll. Durch diese Prüfung wird sichergestellt, dass der dezentral erzeugte Strom bei Einspeisung in das öffentliche Stromnetz die Sicherheit der Stromversorgung und die Stromversorgung anderer Netzkunden nicht beeinträchtigt.

Wenn die Kapazitäten des Stromnetzes in einem Bereich für den Anschluss einer neuen Anlage nicht ausreichen, weil z.B. die Einspeiseleistung zu groß ist, kann durch eine Leistungsbeschränkung dennoch ein rascher Netzanschluss ermöglicht werden. Durch Netzausbaumaßnahmen können diese Beschränkungen in weiterer Folge aufgelöst werden. Abhängig von Ort und Umfang der Ausbaumaßnahmen kann die Herstellung einer leistungsfähigeren Netzverbindung auch ein Jahr und länger dauern.

Im Hinblick auf die Kosten sieht das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) ab einer Kostengrenze von 175 €/kW eine Beteiligung des Antragstellers vor. Diese Regelung schafft einen klaren Anreiz neue PV-Anlagen vor allem in unmittelbarer Nähe zu bestehenden, leistungsfähigen Netzverbindungen zu errichten.

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