Wussten Sie, dass ...?
Unterfrequenz ist für das Netz gefährlicher als Überfrequenz.
Wenn in einem Netz Unterfrequenz herrscht, kann es schnell ungemütlich werden. Kurt Misak, Leiter Versorgungssicherheit bei Austrian Power Grid, erklärt, warum das so ist.
Wir wissen: Die Frequenz eines Stromnetzes sollte, von einer geringen Schwankungsbreite abgesehen, stets konstant bleiben. Kommt es zu Überfrequenz, wird also mehr Energie in ein Netz eingespeist als verbraucht, dann drehen die Generatoren schneller und elektrisch angetriebene Maschinen beginnen zum Beispiel mit höherer Geschwindigkeit zu arbeiten, als sie sollten, und schalten sich irgendwann einmal zum Selbstschutz ab. Das will niemand.
Kommt es zu Unterfrequenz, wird also weniger Energie eingespeist als verbraucht, ist es umgekehrt. Generatoren werden gebremst und Maschinen laufen dann langsamer. Auch das will niemand, weil sie sich auch dann oft abschalten. Und ausgetüftelte elektronische Steuerungen reagieren ohnehin auf beide Abweichungsarten meistens ziemlich launisch.
Aus Netzsicht ist Unterfrequenz allerdings das deutlich heiklere Szenario. Denn zu viel an Energie, also Überfrequenz, lässt sich mit einem Mausklick beheben: Einfach ein Kraftwerk vom Netz nehmen oder seine Energiezufuhr drosseln und schon ist wieder alles gut.
Nicht so bei Unterfrequenz. Da braucht das Netz ja zusätzliche Energie. In Sekundenschnelle lässt sich Energie aber nicht herbeizaubern. Bis ein Reserve-Kraftwerk hochgefahren ist, vergeht immer Zeit. Um diese kritische Spanne zu überbrücken, müssen daher im Notfall Nutzer vom Netz genommen werden – um so den Verbrauch zu drosseln und die Bilanz auszugleichen. In Österreich war das zuletzt 2006 nötig, und dabei waren sogar auch private Haushalte von den Abschaltungen betroffen.