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Start-up für smartes Laden

Mit kW-Solutions hat Korbinian Kasinger ein Start-Up gegründet, das auf dem heiß umkämpften Feld Ladeinfrastruktur und Lademanagement einiges an Einzigartigkeit für sich beanspruchen kann.

Charly Transportation: „Gerade im Transportwesen ist das Interesse daran derzeit wirklich riesig“.
Charly Transportation: „Gerade im Transportwesen ist das Interesse daran derzeit wirklich riesig“.

Montagfrüh nach Wien Schwechat, Donnerstagabend vom Flughafen wieder nachhause. Dazwischen vier Arbeitstage bei einem deutschen Automobilkonzern. So sah eine gute Weile das Leben von Korbinian Kasinger aus: „Ich war damals Berater bei EY Parthenon und vier Tage in der Woche direkt beim Kunden im Werk. Eine Zeit lang fand ich ein solches Leben sehr aufregend, dann immer noch ziemlich okay. Aber irgendwann einmal konnte ich den Flughafen Wien Schwechat nicht mehr sehen und den Flughafen, an dem ich in Deutschland ausstieg, auch nicht.“

Intensive Suche

Und so begann Kasinger darüber nachzudenken, wie für ihn ein anderes Berufsleben aussehen könnte. „Ziemlich bald war mir klar: Ich möchte etwas Eigenes machen, selbst Unternehmer werden.“ Der Zufall wollte es, dass der gebürtige Oberösterreicher gerade in jener Zeit, in der er immer öfter über einen Ausstieg aus dem Beraterleben sinnierte, einen Freund aus seinen Innsbrucker Studientagen traf.

Das Gefühl von damals stellte sich nach dem ersten Treffen in Wien schnell wieder ein. Und weil auch Walch nach etwas Neuem suchte, waren sich die beiden einig: Wir werden gemeinsam gründen. Allerdings: Was sie gründen sollten, das wussten sie zunächst einmal nicht.

„Es war nicht so, dass wir eines Tages mit der Superidee aufgewacht sind und wussten: Das ist es. Wir haben ziemlich lange hin- und herüberlegt, viel recherchiert.“ Nur eines war klar: Es sollte Green-Tech sein. Weil beide aus ihrem frühen Leben Bezüge zur Automobilwelt hatten und etwas mit Elektrotechnik und Software machen wollten, landeten sie bei ihren Überlegungen letztlich bei dem fast schon aufgelegten Thema Ladeinfrastruktur und gründeten 2021 kW-Solutions.

„Mit unserem Energiemanager Charly können wir den Kunden garantieren, dass sie immer den zu hundert Prozent günstigsten Strom konsumieren.“ Korbinian Kasinger kW-Solutions

Kasinger hatte in Innsbruck Internationale Wirtschaftswissenschaften studiert, der Freund und spätere Co-Founder Benjamin Walch Wirtschaftsinformatik. Als Funktionäre bei der Österreichischen Hochschülerschaft hatten sie oft gemeinsam Dinge auf den Weg gebracht.
 

Skalieren statt Projektgeschäft

„Unsere erste Idee und dann auch unser erstes Projekt bestand darin, Ladeinfrastruktur niederschwellig zugänglich zu machen. Wir haben Kunden in ganz Österreich angeboten, von uns Ladestation, Förderabwicklung und Installation aus einer Hand gut koordiniert zu beziehen“, erzählt Kasinger. Das Modell funktionierte von Anfang an gut, hatte aus der Sicht von Kasinger allerdings einen großen Haken: „Am Ende war es das klassische Projektgeschäft, bei dem du jedes Mal von vorne beginnst. Wir wollten aber etwas, das sich skalieren lässt und das auch laufende Einkünfte liefert. Und da war uns klar, dass wir einen stärkeren Technologiefokus brauchen und mehr ins B2B-Geschäft müssen.“

Eine Charge-Point-Operating-Lösung, die der Kundin und dem Kunden servicierte Ladeinfrastruktur bietet, war daher das Folgeprodukt – und es entwickelte sich prächtig. „Die Idee war, dass wir im Auftrag des Kunden uns einerseits um eine automatisierte Steuerung kümmern, wer wann wo und wie viel laden darf, andererseits aber auch dafür sorgen, dass die physische Infrastruktur funktioniert. Das heißt, wenn eine Ladestation ein Problem hat, dann schicken wir einen Techniker, der es behebt.“

Das Unternehmen


kW-Solutions

Sitz: Wien

Gründung: 2021

Märkte: Österreich, Deutschland

Geschäftsmodell: Intelligente Ladeinfrastruktur, die den Vorteil dynamischer Preise nutzt

Prominente Kundinnen und Kunden

Weil gerade große Unternehmen solche Dienste brauchen, sie aber nicht selbst betreiben wollen, konnte kW-Solutions in der Folge eine ganze Reihe prominenter Kundinnen und Kunden gewinnen, für die man nun das Lademanagement betreibt, darunter Magna, Hofer, Aldi Süd oder die Falkensteiner-Hotel-Gruppe. Damit ist es kW-Solutions mit sehr knappem Startkapital gelungen, ein Angebot zu schaffen, das, wie Kasinger es formuliert, „schon eine gewisse Einzigartigkeit“ hat.

Noch einzigartiger ist allerdings das zweite Produkt von kW-Solutions, das auf den durchaus freundlichen Namen „Charly“ hört. Ursprünglich war Charly als eine Lösung gedacht, die in Mehrfamilienhäusern die E-Ladevorgänge koordiniert, dabei Lasten ausgleicht, die bestmöglichen Ladezeiten wählt und aktiv die Preisvorteile von Slots mit negativen Strompreisen nützt. 

„Mit unserem Energiemanager Charly können wir den Kunden garantieren, dass Sie immer den zu hundert Prozent günstigsten Strom konsumieren“, sagt Kasinger. Und betont, dass das Modell deshalb so spannend ist, weil es hilft, die nach wie vor dominierende Vorstellung von fixen Tarifen aufzubrechen, und die Vorteile variierender Strompreise für die Kundin und den Kunden nutzt. Als Effekt werden dadurch nachhaltige Energiequellen besser ins Stromnetz integriert. Ein Punkt, der kW-Solutions 2025 zum „Innovator of the Year“ im Voting des Start-Up-Portals brutkasten machte. Ebenfalls im November 2025 wurde kW-Solutions auch Sieger in der Kategorie Umwelt beim Jungunternehmer-Wettbewerb des Magazins Gewinn.

„Wenn eine Ladestation ein Problem hat, dann schicken wir einen Techniker, der es behebt.“ Korbinian Kasinger

Dynamic Pricing als Asset

Was die kW-Solutions-Macher während der Entwicklung von Charly außerdem bemerkt haben, war die Tatsache, dass es neben dem Mehrparteien-Wohnbau, für den die Lösung ursprünglich konzipiert war, mit der Logistik- und Transportwirtschaft ein weiteres sehr interessantes Einsatzgebiet gibt. Denn Logistikunternehmen stehen, was elektrisches Laden betrifft, vor ähnlichen Herausforderungen wie ein Mehrparteienhaus. In beiden Fällen geht es darum, Energie zu managen, Kosten zu sparen und zu gewährleisten, dass trotzdem jedes Fahrzeug dann geladen ist, wenn es gebraucht wird. Und das zu einem möglichst günstigen Tarif.

Wobei günstig, das ist Kasinger wichtig, oft mehr meint als möglichst billig: „Dynamische Strompreise bringen es aktuell mit sich, dass es auch Zeiten gibt, zu denen man sogar Geld dafür bekommt, dass man ladet. Diesen Vorteil lukrieren wir ebenfalls für unsere Kunden.“ Denn Charly erlaubt es, wie Kasinger stolz betont, in Anbindung an den Day-Ahead-Markt die Ladezeiten bis zu 35 Stunden im Voraus automatisch an die günstigsten Strompreise anzupassen. Im Rahmen von Charly Transportation wird dieses Asset mit Photovoltaik und Speicher verbunden und in ein Gesamtsystem integriert. „Gerade im Transportwesen ist das Interesse daran derzeit wirklich riesig“, sagt er.

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