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Reden wir über Strom

Portrait Dr. Barbara Schmidt
Dr. Barbara Schmidt, Generalsekretärin Oesterreichs Energie © Martin Hörmandinger

Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie klärt in unserer neuen Kommentarreihe, die auch in Kronen Zeitung und Heute veröffentlicht wird, wichtige Fragen rund um das Thema Strom.

Energie für Jobs und Wachstum

7.12.2024

Der Konjunkturmotor stottert. Kaum ein Tag vergeht derzeit ohne Hiobsbotschaft aus der Wirtschaft. Energie spielt dabei oft eine wichtige Rolle – als Kostenfaktor. Nicht ganz zu Recht, wie ich meine. Denn der intelligente Umbau des Energiesystems ist auch eine Chance für Wirtschaft und Arbeitsmarkt: Bereits jetzt trägt die E-Wirtschaft fast vier Prozent zur gesamten österreichischen Wertschöpfung bei und sichert mehr als 100.000 Arbeitsplätze im Land. 

Die notwendige Erneuerung des Energiesystems ist eine Herausforderung, aber sie hat das Zeug zu einem Beschäftigungsmotor, den wir derzeit dringend brauchen. Der Ausbau der Stromnetze, der Wasserkraft, der Wind- und der Sonnenenergie kann zahlreiche Arbeitsplätze schaffen und sichern – im Bau, in der Industrie und bei Handwerkern. Jeder Euro, den die E-Wirtschaft dafür ausgibt, schafft 70 Cent Wertschöpfung in Österreich. Jede Million, die die Branche investiert, sichert sechs Arbeitsplätze im Land. Diese Investitionen in unsere Zukunft machen die österreichische Wirtschaft nicht nur nachhaltiger, sondern auch krisenfester: Denn je mehr Energie wir selbst erzeugen, umso weniger müssen wir teuer importieren. Das kommt auch unseren Kindern und Enkelkindern zugute – so wie uns heute die Investitionen unserer Eltern und Großeltern. 

Wind für den Winter

30.11.2024

Seit über zwei Jahrzehnten muss Österreich einen Großteil seiner Energie importieren – fast zwei Drittel stammen aus dem Ausland. Doch nicht nur bei Öl, Gas und Treibstoffen sind wir auf Lieferungen aus anderen Ländern angewiesen. In den vergangenen Jahren haben wir auch durchschnittlich fast zehn Prozent unseres Stroms von dort bezogen – auf das Jahr gesehen, wohlgemerkt. Betrachtet man die einzelnen Tage, zeigt sich diese Abhängigkeit noch deutlicher: Im Sommer exportieren wir unseren Strom an manchen Tagen zwar, im Winter sind wir aber regelmäßig und in großem Umfang auf Strom aus dem Ausland angewiesen. Das sollten wir dringend ändern. 

Damit wir uns in Zukunft wieder besser selbst versorgen können, sollten wir umgehend die Stromerzeugung in Österreich ausbauen. Die Errichtung von PV-Anlagen, Windrädern und Wasserkraftwerken kann uns eine leistbare Energieversorgung sichern und schafft Arbeitsplätze. Eine besondere Rolle spielt dabei die Windkraft. Sie liefert vor allem dann verlässlich Strom, wenn wir ihn am dringendsten benötigen – in den Wintermonaten. Deshalb müssen wir den Wind überall dort nutzen, wo es ihn gibt – also auch in den Gebirgsregionen Süd- und Westösterreichs. Ja, diese Windräder wird man in der Landschaft sehen – aber sie sind ein wichtiger Bestandteil einer sicheren und leistbaren Stromversorgung. 

Kein Gas mehr aus Russland?

23.11.2024

Vergangenes Wochenende hat Russland angekündigt seine Gaslieferungen nach Österreich einzustellen. Noch fließt das Gas, doch das kann sich jederzeit ändern. Wir sind aber in jedem Fall gut für den kommenden Winter gerüstet – unsere Gasspeicher sind randvoll und die Versorgung mit Energie gesichert. Rund ein Jahresbedarf passt in die österreichischen Speicher. Auch die internationalen Gaspreise sind derzeit stabil. Trotzdem muss diese Entwicklung ein Weckruf für uns sein. Damit wir die Gasspeicher auch in den kommenden Jahren wieder zuverlässig füllen können, müssen wir die Gasleitungen in unsere Nachbarländer umgehend ausbauen. Auf den Weltmärkten gibt es derzeit genug Gas – wir müssen aber auch in der Lage sein, es rechtzeitig nach Österreich zu bringen. Um langfristig unabhängiger von diesen Importen zu werden, sollten wir außerdem in die Energieerzeugung in unserem eigenen Land investieren. Der Ausbau unserer natürlichen Ressourcen ist ein wichtiger Beitrag zu einer leistbaren Energieversorgung, er schafft Wertschöpfung und sichert Arbeitsplätze. Strom kann mittelfristig Gas, Benzin und Öl in der Raumwärme, im Verkehr und in der Industrie als saubere heimische Energiequelle fast vollständig ersetzen. Jede Kilowattstunde, die wir selbst erzeugen, macht unsere Energieversorgung widerstandsfähiger und unabhängiger von internationalen Entwicklungen. 

Sicherheit durch starke Netze

16.11.2024

Die Stromnetze sind das Rückgrat unserer Energieversorgung. Sie ermöglichen zu jeder Jahreszeit eine sichere Versorgung mit Strom. Durch den rasanten Ausbau der Sonnenenergie geraten unsere Netze aber zunehmend unter Druck. Die Photovoltaik-Anlagen, die allein im letzten Jahr angeschlossen wurden, haben mehr Leistung als alle Donaukraftwerke zusammen. Das ist grundsätzlich positiv – denn je mehr Energie wir selbst erzeugen, umso weniger müssen wir importieren. 

Damit wir die zusätzliche Energie aber zuverlässig dorthin transportieren können, wo sie gebraucht wird, müssen wir die Netze ausbauen. Darum investieren die Netzbetreiber derzeit umfassend in den Ausbau und die Verstärkung der Stromnetze. Die Kosten dafür werden von der E-Control jedes Jahr streng geprüft und bilden die Grundlage für die Netztarife, die derzeit etwa ein Viertel der Stromrechnung ausmachen. Der Rest entfällt auf Steuern, Abgaben und die bezogene Energiemenge. Durch den umfassenden Ausbau werden im kommenden Jahr die Netztarife, die in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich sind, zwischen 20 und 30 Prozent steigen – das sind etwa 70 Euro für einen durchschnittlichen Haushalt. Versorgungssicherheit ist ein hohes Gut und hat ihren – streng regulierten – Preis.

Stromkostenbremse läuft aus

9.11.2024

Der Blick auf die Rechnung ist selten angenehm – doch er kann sich lohnen. Zum Jahreswechsel kommen bei der Stromrechnung wichtige Änderungen auf uns zu, über die ich Sie informieren möchte. Da die Strompreise in den letzten Monaten wieder gesunken sind, läuft nun die staatliche Stromkostenbremse aus, die während der Energiekrise eingeführt wurde. Was bedeutet das für Sie? Aufgrund dieser staatlichen Unterstützung wurden bei den meisten privaten Haushalten für die ersten 2.900 Kilowattstunden nur 10 Cent pro Kilowattstunde fällig, erst danach war der volle Preis zu bezahlen. Mit 1. Jänner 2025 fällt diese Förderung weg. 

Wenn Sie sich noch in einem alten Tarif befinden, kann Strom ab diesem Zeitpunkt empfindlich teurer für Sie werden. Viele Lieferanten haben ihren Kunden aber bereits attraktive Angebote gemacht. Überprüfen Sie deshalb, ob Sie bereits in einen günstigen Stromtarif bei Ihrem jeweiligen Anbieter umgestiegen sind. Außerdem möchte ich Sie bitten, Personen in Ihrem persönlichen Umfeld, die aufgrund von Einschränkungen oder sprachlichen Barrieren vielleicht selbst nicht dazu in der Lage sind, dabei zu unterstützen. Es gibt immer noch zahlreiche Kundinnen und Kunden in alten und teuren Tarifen, die auf die günstigeren Angebote ihres Anbieters bislang nicht reagiert haben.