Leuchtturm der Energiezukunft: Modernisierte Leitung für Versorgungssicherheit
Mit einem umfassenden Projekt modernisieren die Austrian Power Grid und die Kärnten Netz die Verbindung zwischen den Umspannwerken Lienz und Obersielach. Sie sprechen von einem „zentralen Baustein für die versorgungssichere und leistbare Energiewende in ganz Österreich“.
Im Gefolge des Black-outs in Spanien Ende April des heurigen Jahres strebt Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer eine „bessere energiewirtschaftliche Gesamtsystemplanung in Österreich und der EU“ an. Für Österreich bedeutet dies dem Minister zufolge eine stärkere Rolle des Regelzonenführers Austrian Power Grid (APG). Hattmannsdorfer möchte die Netzbetreiber dazu verpflichten, die Pläne zur Ertüchtigung und Erweiterung ihrer Infrastrukturen der APG vorzulegen: „Diese ist in die Planung der Verteilernetze eng einzubinden, um eine Koordinierung zu gewährleisten.“
Auf freiwilliger Basis ist die intensive Zusammenarbeit der APG und der Verteilnetzgesellschaften bereits seit langem gelebte Praxis. Sie erstellen ihre Netzausbaupläne in enger Abstimmung und arbeiten bei konkreten Vorhaben eng zusammen. Diesbezügliche gesetzliche Verpflichtungen wären somit eine grundsätzlich konsistente und – Stichwort Rechtssicherheit – keineswegs unwillkommene Fortsetzung und bei Netzgesellschaften grundsätzlich durchaus willkommene Weiterentwicklung von Vorgangsweisen, die sich bewährt haben. Diese Vorgangsweisen beinhalten auch, die Regulierungsbehörde E-Control, die die Netzausbaupläne genehmigt, auf dem Laufenden zu halten.
Lückenschluss im Sicherheitsring
Eines der wohl bedeutendsten aktuellen Beispiele für die Kooperation der Netzbetreiber untereinander sowie den Behörden ist das Projekt „Netzraum Kärnten“ der APG und der Kärnten Netz, das von großem öffentlichen Interesse ist. Laut dem 2024 veröffentlichten integrierten österreichischen Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) ist im Übertragungsnetz eine leistungsstarke Verbindung zwischen den beiden Umspannwerken Lienz in Osttirol und Obersielach bei Völkermarkt in Unterkärnten dringend erforderlich. Vorgesehen ist nun, mit einer Leitung von 192 Kilometern Trassenlänge die letzte große Lücke im 380-kV-Sicherheitsring der APG zu schließen. Ferner soll die bestehende 110-kV-Verbindung der Kärnten Netz zwischen dem Osten und dem Westen des Bundeslands künftig zu einem erheblichen Teil auf den neuen Masten geführt werden. Die nicht mehr benötigte Infrastruktur wird abgebaut.
Die Grobtrasse steht nach umfangreichen Untersuchungen fest. Zu ihrer Erstellung fassten die APG und die Kärnten Netz die öffentlich zugänglichen Geodaten bezüglich Infrastruktur, Topografie, Naturschutz, Naturgefahren, Raumordnung und Siedlungsraum in einer sogenannten Raumwiderstandsanalyse zusammen. Geplant ist, bis etwa Herbst 2026 eine Feintrasse zu erarbeiten. Die Umweltverträglichkeitserklärung als Vorstufe zur Umweltverträglichkeitsprüfung könnte nach derzeitigem Stand etwa 2027 eingereicht werden. Mit der Fertigstellung des Projekts ist 2032/33 zu rechnen.
Sicher für Jahrzehnte
Das Vorhaben bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich. Hinsichtlich der Stromversorgung Österreichs bietet es noch größere Sicherheit durch die Erhöhung der Transportkapazitäten im übergeordneten Netz, die auch von internationaler Bedeutung sind. Die an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit befindliche 220-kV-Leitung in Kärnten wird entlastet. Ferner können wichtige Umspannwerke künftig von zwei Seiten versorgt werden. Darüber hinaus verstärkt das neue System die Verbindungen zwischen den großen Windparks und Solaranlagen im Osten Österreichs sowie den Pumpspeichern im Süden und Westen des Bundesgebiets.
Das Projekt in Zahlen
Projektbeginn: (Einreichung der UVE-Unterlagen) voraussichtlich Mitte 2027 (ist der Start der UVP Verfahren in Kärnten und Tirol)
Projektabschluss: geplant für 2033
Trassenlänge: 192 Kilometer
Effekt: verbesserte Versorgungssicherheit in Österreich und darüber hinaus durch Fertigstellung des 380-kV-Sicherheitsrings der APG wesentlicher Beitrag zum Gelingen der Transformation des Energiesystems in der Region und
ganz Österreich
Es ist somit wichtig für das Ziel, die bilanziell vollständige Versorgung Österreichs mit elektrischer Energie aus erneuerbaren Quellen ab 2030 zu erreichen. Weiters gewährleistet das Projekt die noch bessere Abstützung des 110-kV-Netzes der Kärnten Netz und der TINETZ. Indem auf den Masten der neuen Leitung vier Systeme zum Stromtransport geführt werden (zwei 380-kV- sowie zwei 110-kV-Leitungen), können bestehende Maste demontiert werden. Das Projekt leistet damit auch einen Beitrag zum Landschaftsbild.
Nicht von ungefähr sprechen die APG und die Kärnten Netz daher von einem „Schlüsselprojekt für Kärnten, Osttirol und ganz Österreich“, das eine „Jahrhundertchance“ eröffne. „Netzraum Kärnten ist ein zentraler Baustein für die versorgungssichere und leistbare Energiewende in ganz Österreich und stärkt zugleich Wirtschaft, Tourismus und Industrie und damit den gesamten Standort“, erläutert Wolfgang Hafner, der zuständige Projektleiter der APG.
Laut der Geschäftsführerin der Kärnten Netz, Eva Tatschl-Unterberger, bedeutet das Projekt „die Neukonzeption des 110-kV-Netzes in Kärnten. Wir schaffen die Voraussetzung, um die sichere und ausreichende Stromversorgung unserer Kundinnen und Kunden auch mit den zukünftigen Anforderungen in den nächsten Jahrzehnten zu gewährleisten. Zu den neuen Herausforderungen gehören die Integration von zusätzlicher Stromerzeugung aus Erneuerbarer Energie und neue elektrische Anwendungen unserer Kundinnen und Kunden, wie zum Beispiel Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen und elektrisch betriebene Prozesse in der Industrie“.
Umfassende Information
Großen Wert legen die APG und die Kärnten Netz darauf, die interessierte Öffentlichkeit und insbesondere die betroffene Bevölkerung umfassend sowie kontinuierlich zu informieren. Allein im Oktober fanden acht regionale „Infomessen“ statt, an denen etwa 2.500 Personen teilnahmen. „Besonders bedeutsam war der Austausch mit den Grundeigentümern entlang der geplanten Leitung. Viele von ihnen nutzten die Veranstaltung, um sich erstmals persönlich beraten zu lassen und ihre Kontaktdaten zu hinterlassen. Auch erste Informationen, beispielsweise zu Grundwasserquellen und Zufahrten, wurden gleich direkt in die jeweiligen Karten eingetragen“, heißt es seitens der APG.
Als wesentliches Mittel, um die Öffentlichkeit auf dem Laufenden zu halten, dient das Infoportal www.netzraumkaernten.at, über das die aktuellen Planungsstände sowie eine interaktive Karte verfügbar sind. Das Portal, das bereits mehr als 16.000 Personen besuchten, ist interaktiv konzipiert. Unter anderem ermöglicht es, konkrete Hinweise zu Zufahrten, Grundwasserquellen und anderen lokalen Gegebenheiten digital einzubringen. Das Portal wird kontinuierlich erweitert und laufend aktualisiert.
Ferner wurde am Bürostandort der APG in Klagenfurt ein Besucherzentrum eingerichtet. Auf Anfrage können sich Interessierte dort im Rahmen von Führungen über das Projekt „Netzraum Kärnten“ sowie die Transformation im Allgemeinen informieren.

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