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Leuchtturm der Energiezukunft: Energie AG vereint drei Werke

Im neuen Kraftwerk Traunfall führt die Energie AG die Strom­produktion dreier historischer Bestandsanlagen zusammen und steigert sie um rund 80 Prozent. 


Das Ziel ist bekannt: Laut dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) soll die jährliche Stromerzeugung um 5 TWh im Vergleich zu 2020 steigen und damit nicht unwesentlich zur bilanziell vollständigen Versorgung des Landes mit Strom aus Erneuerbaren Energien beitragen. Weil die Möglichkeiten zur Errichtung neuer Großanlagen indessen begrenzt sind, kommt dem Neubau sowie der Modernisierung und Revitalisierung bestehender, gerade auch kleinerer sowie mittelgroßer Kraftwerke eine maßgebliche Rolle zu. 

Schonender Neubau:  Das neue Kraftwerk Traunfall passt sich optimal in das  Landschaftsbild ein.
Schonender Neubau: Das neue Kraftwerk Traunfall passt sich optimal in das Landschaftsbild ein.

Zu den derzeit wohl interessantesten Projekten gehört der Neubau des Kraftwerks Traunfall in Oberösterreich, den die Energie AG Oberösterreich betreibt. Die Anlage liegt etwa 50 Kilometer südwestlich von Linz und weist eine Leistung von 9,9 Megawatt (MW) auf. In ihrer ursprünglichen Form ging sie im Jahr 1902 in Betrieb. Eine grundlegende Modernisierung fand 1973 statt, also vor mittlerweile mehr als einem halben Jahrhundert. Nach Abschluss der Umweltverträglichkeitsprüfung Ende 2024 beschloss der Aufsichtsrat der Energie AG im Frühjahr den Neubau. Dieser soll eine Leistung von 25 MW aufweisen. Er ersetzt auch die Kleinkraftwerke Siebenbrunn und Gschröff. Siebenbrunn weist eine Leistung von 2,4 MW auf und ging 1923 in Betrieb – Gschröff schließlich, das älteste noch in Betrieb befindliche Laufkraftwerk Österreichs, stammt aus dem Jahr 1888 und kommt auf eine Leistung von 0,39 MW. Die Energie AG hatte die drei Anlagen 2017 übernommen. 

„Durch die vorhandene Fallhöhe, die Erhöhung der Wirkungsgrade und der optimierten Nutzung des Wasserdargebots steigern wir die Jahresstromproduktion um rund 80 Prozent auf 
125 GWh.“

Der Spatenstich für das neue Kraftwerk Traunfall erfolgte im Juni. Errichtet wird ein Ausleitungskraftwerk. Im Bereich der sogenannten „Traunfallbrücke“ errichtet die Energie AG eine neue Wehranlage samt Einlaufbauwerk. Dort wird das Triebwasser erfasst und durch einen rund 750 Meter langen unterirdischen Triebwasserweg zum Krafthaus mit zwei insgesamt 25 MW leistenden vertikalen Kaplanturbinen geleitet. Nach der Nutzung für die Stromproduktion führt die Energie AG das Wasser unterirdisch wieder in die Traun zurück. Der Wasserspiegel im bestehenden Stauraum erhöht sich um rund 2,3 Meter. „Durch die vorhandene Fallhöhe, die Erhöhung der Wirkungsgrade und der optimierten Nutzung des Wasserdargebots steigern wir die Jahresstromproduktion um rund 80 Prozent auf 125 Gigawattstunden (GWh). Das bedeutet, dass dadurch mehr als drei Viertel der Einwohner:innen des Bezirks Gmunden versorgt werden können“, heißt es seitens der Energie AG. Rund 35.000 Haushalte können von dem neuen Kraftwerk versorgt werden. Vorgesehen ist, den Probebetrieb im Jahr 2028 aufzunehmen. 
 

Umfassende Ausgleichsmaßnahmen 

Als besondere ökologische Herausforderung für das Vorhaben gilt die Nähe des Vorhabens zu einem der oberösterreichischen Natura-2000-Schutzgebiete, dem Europaschutzgebiet Untere Traun. Nach Angaben des Landes Oberösterreich ist die Untere Traun „eines der letzten größeren naturnahen Fließgewässerökosysteme in Oberösterreich“. Aus diesem Grund setzt die Energie AG bei dem Projekt umfassende Ausgleichsmaßnahmen, um die Biodiversität in der Umgegend aufrechtzuerhalten und, so weit möglich, weiter zu fördern. Dazu gehört der Rückbau nicht mehr notwendiger Querbauwerke in der Traun ebenso wie das Anlegen von Flachwasserzonen, Seitenarmen und Inseln. Ferner erfolgen in diesem Zusammenhang strömungslenkende Maßnahmen.

Das Projekt in Zahlen 

Projektbeginn: Juni 2025 (Spatenstich) 

Projektabschluss: 2028

Investitionsvolumen: rund 190 Millionen Euro 

Effekt: umfassende Modernisierung und Leistungssteigerung der Strom­versorgung in der Region, verbunden mit positiven ökologischen Effekten

Laut der Energie AG wird die unterhalb des Traunfalls gelegene Traunschlucht von dem Projekt nicht berührt. Sie „wird ganzjährig dynamisch mit Wasser versorgt, damit die Einzigartigkeit des Traunfalls unverändert bleibt. Die Energieableitung zum bestehenden nahegelegenen 30-kV-Umspannwerk Traunfall erfolgt über eine Erdverkabelung“. Während der Bauzeit wird der Wanderweg entlang der Traun in Teilstücken verändert geführt. Nach Abschluss der Arbeiten ist das im Wesentlichen unterirdisch gelegene Kraftwerk „nur zu einem kleinen Teil sichtbar“.

Bereits erfolgt ist die Einrichtung der Baustelle samt dem Haupt- und dem Nebenlager, die Errichtung der allgemeinen Infrastruktur sowie die Sicherstellung der Baustromversorgung. Die notwendigen Zufahrten wurden geschaffen, die Wanderwege, wo nötig, verlegt. Seit Anfang August erfolgte die Stausenkung im Bereich des Kraftwerks Siebenbrunn. Ende August begannen der Abbruch der Wehranlage Siebenbrunn sowie die Aushubarbeiten für das neue Krafthaus. Maßnahmen zum Schutz der Amphibien im Projektgebiet sind in Umsetzung. 

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