Leuchttürme der Energiewende: Salzburgleitung geht nach 11 Jahren in Betrieb
Die Salzburgleitung sichert den Transport überschüssiger Strommengen aus den Wind- und Solarkraftwerken in Ostösterreich zu den Pumpspeichern in den Alpen – und ist jetzt endlich in Betrieb.
Sie ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte Österreichs: die 128 Kilometer lange Salzburgleitung, die die Umspannwerke Salzburg bei Elixhausen und Tauern unweit von Kaprun miteinander verbindet und die seit kurzem auch offiziell vollständig in Betrieb ist. Begonnen hatte ihre schrittweise Inbetriebnahme bereits im Jänner des heurigen Jahres.

Gleichzeitig erhöhte die APG die Spannung auf der schon seit 2011 bestehenden „Salzburgleitung 1“ zwischen dem Umspannwerk St. Peter in Oberösterreich und dem Umspannwerk Salzburg von 220 auf 380 Kilovolt (kV). Seit der Einreichung der Unterlagen für die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) hatte der Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG) mehr als elf Jahre an dem Vorhaben gearbeitet. Allein die UVP nahm 77 Monate oder knapp sechseinhalb Jahre in Anspruch, der Bau dauerte aufgrund behördlicher Bauzeitbeschränkungen weitere fünf Jahre. Insgesamt investierte die APG rund eine Milliarde Euro in die zweisystemige 380-kV-Leitung, auf deren 449 Masten teilweise auch einsystemige 110-kV-Leitungen der Salzburg Netz GmbH mitgeführt werden.
Ein Leuchtturm für das Gelingen der Energiewende in Österreich ist das Vorhaben in mehrfacher Hinsicht: Erstens schließt es eine der größten Lücken im 380-kV-Sicherheitsring der APG und trägt damit maßgeblich zur weiteren Verbesserung der Versorgungssicherheit in deren Netz bei. Die APG ist bekanntlich Regelzonenführer in ganz Österreich. Zweitens ermöglicht die Leitung den Transport überschüssiger Strommengen aus den leistungsstarken Windparks sowie Solarkraftwerken in Niederösterreich und im Burgenland, wie sie etwa in der Nacht sowie zu Zeiten geringen Strombedarfs auftreten, zu den Pumpspeicherkraftwerken im Westen des Bundesgebiets, darunter nicht zuletzt der Gruppe Kaprun in den Salzburger Tauern.
In den kommenden zehn Jahren investiert die APG etwa neun Milliarden Euro in die Erweiterung und Modernisierung ihrer Infrastrukturen. Damit entstehen rund 90.000 Beschäftigungsverhältnisse.
Dies ist für den zeitweiligen Ausgleich von Erzeugungs- und Verbrauchsspitzen unverzichtbar und wird im Zuge des laufenden Ausbaus der Erneuerbaren Energien weiter an Bedeutung gewinnen: Bekanntlich ist geplant, Österreich ab 2030 bilanziell vollständig mit Strom aus Erneuerbaren Energien zu versorgen. Zu diesem Zweck muss die Erzeugung der entsprechenden Anlagen verdoppelt, ihre Leistung jedoch verdreifacht werden. Eng im Zusammenhang damit steht der Ausbau der Kraftwerksgruppe Kaprun: Im Herbst geht der 480 Megawatt starke Pumpspeicher Limberg III in Betrieb. Ein weiterer ebenso starker Pumpspeicher, Schaufelberg, ist in Planung und wird ab etwa Ende 2030 als zweite Hauptstufe von Kaprun den Betrieb der Gruppe unter den Bedingungen der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der EU sicherstellen. Für beide Anlagen ist die Salzburgleitung unverzichtbar.
Das Projekt in Zahlen
Projektbeginn (Umweltverträglichkeitsprüfung): 2012
Projektabschluss: April 2025
Investitionsvolumen: rund eine Milliarde Euro
Effekt: Sicherstellung des überregionalen Stromtransports von den leistungsstarken Wind- und Solarkraftwerken im Osten des Bundesgebiets zu den Pumpspeichern im Westen, verbunden mit positiven Auswirkungen auf den Netzbetrieb und weiterer Verbesserung der Versorgungssicherheit
Das Projekt ist auch im Zusammenhang mit dem Ziel der Bundesregierung von Interesse, Österreich bis 2040 klimaneutral zu machen: Zu diesem Zweck gilt der massiv verstärkte Einsatz von Strom aus Erneuerbaren Energien als unabdingbar, gerade auch in der Industrie, im Transportwesen sowie bei der Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasser. Seitens der APG heißt es dazu: „Ein stabiles Netz für nachfolgende Generationen ermöglicht die Elektrifizierung aller Lebensbereiche, von energieintensiven Produktionsprozessen in Wirtschaft und Industrie über die E-Mobilität bis hin zu strombasierten Anwendungen im Haushaltsbereich.“
Wertschöpfung für Österreich Wie die APG betont, stärkt die Leitung ferner den Wirtschafts- und Tourismusstandort Österreich „und macht preisgünstigen Strom für Salzburgs und Österreichs Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft verfügbar“. Über die gesamte Bauzeit hinweg waren mehr als 7.000 Personen aus mehr als 120 Unternehmen mit dem Projekt befasst, davon über 2.000 allein im Bundesland Salzburg. Die beauftragten Firmen stammten insbesondere aus dem Freileitungsbau und dem Tiefbau sowie aus der Bautechniksparte. Ferner erbrachte die Salzburgleitung österreichweit eine Wertschöpfung von mehr als 500 Millionen Euro, von denen 100 Millionen in der Region Salzburg selbst verblieben.
In den kommenden zehn Jahren investiert die APG etwa neun Milliarden Euro in die Erweiterung und Modernisierung ihrer Infrastrukturen. Damit entstehen rund 90.000 Beschäftigungsverhältnisse. Darüber hinaus generiert die APG eine Bruttowertschöpfung von 6,6 Milliarden Euro im gesamten Bundesgebiet.
Enorme Anforderungen
An Herausforderungen mangelte es bei der Errichtung der Salzburgleitung nicht. Nicht zuletzt aus Gründen des Naturschutzes hatte die APG eine Reihe von Bauzeitbeschränkungen zu berücksichtigen. Die Arbeiten erfolgten deshalb vornehmlich im Winter, was infolge der Witterung und des teilweise hochalpinen Trassenverlaufs immer wieder enorme Anforderungen an die Bautrupps stellte. So weit erforderlich, waren eigene Zufahrtswege zu den jeweiligen Baustellen zu schaffen und Materialseilbahnen zu errichten. Es folgten die Schaffung der Fundamente für die Maste und das Aufstellen der Maste. Dabei wurden „je nach Erreichbarkeit des Standortes die Einzelteile per Autokran, Stocknadel oder Hubschrauber hochgezogen“. Den Abschluss der Arbeiten bilden das Aufziehen der Leitungsseile samt anschließender Qualitätskontrolle. Nach Angaben der APG waren in Spitzenzeiten etwa 600 bis 700 Personen auf den Baustellen tätig. Sie benötigten rund 18.000 Tonnen Stahl, um die Maste zu errichten. Ferner spannten sie Leitungsseile mit einer Gesamtlänge („Systemlänge“) von rund 2.700 Kilometern und einem Gewicht von 8.420 Tonnen.
Doch nicht nur aufzubauen hatte die APG, sondern auch abzubauen: Zum Projekt Salzburgleitung gehört auch die noch im Gang befindliche Demontage von 220- sowie 110-kV-Leitungen. Insgesamt werden auf einer Länge von 193 Kilometern 678 Maste entfernt.
Umfangreicher Ausgleich
Wie bei all ihren Vorhaben legte die APG auch bei der Salzburgleitung großen Wert auf den Themenkomplex Umwelt- und Naturschutz. Auf Arealen mit insgesamt rund 1.100 Hektar – das entspricht der doppelten Fläche des Attersees – setzte sie etwa 200 Ausgleichsmaßnahmen für mögliche Beeinträchtigungen von Flora und Fauna um. Darunter waren nicht zuletzt Schutzwaldprojekte sowie Renaturierungen von Mooren. Ferner realisierte die APG ein bisher einzigartiges Vorhaben zum Schutz des Auerhuhns und schuf „im gesamten Trassenbereich Lebensräume für Amphibien und Reptilien“. Ihre Investitionen in den Schutz der Natur und der Biodiversität in Salzburg beliefen sich auf über 47 Millionen Euro.

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