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Leuchttürme der Energiewende: Intelligentere Netze in Kärnten

Leuchttürme der Energiewende. Der Kärnten Netz ist das erste grenzüberschreitende Smart-Grid-CEF-Förderprojekt mit österreichischer Beteiligung gelungen. Es macht die Netzinfrastruktur in Kärnten intelligenter und fit für die Energiewende.
 

Das Ziel des grenzüberschreitenden Projekts ist eine optimierte Nutzung der bestehenden Strominfrastruktur sowie die Integration neuer Technologien und fortschrittlicher Funktionalitäten in die Übertragungs- und Verteilernetze, um eine höhere Einbindung Erneuerbarer Energieträger zu ermöglichen und die Versorgungssicherheit zu erhöhen.

Die Kärnten Netz GmbH (KNG) hat sich dafür bis 2028 mit sechs weiteren Netzbetreibern aus Slowenien und Kroatien zusammengetan, um Förderungen für Netzinfrastrukturprojekte im Bereich Smart Grid zu erhalten. Das Projekt „GreenSwitch“ wurde von der Europäischen Union als „Project of Common Interest“ (PCI) anerkannt. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 146 Millionen Euro. Die EU gewährte im Dezember 2022 eine Förderung von etwa 73 Millionen Euro, von denen 25 Millionen Euro der Kärnten Netz zugutekommen. Koordiniert wird die Durchführung des Projekts von der slowenischen ELES mit Sitz in Ljubljana, die sowohl ein Übertragungs- als auch ein Verteilernetz betreibt. 

Internationale Kooperation: Bei „GreenSwitch“ arbeitet die Kärnten Netz mit Netzbetreibern aus Slowenien und Kroatien zusammen.

Im Zuge des Vorhabens automatisiert die Kärnten Netz zwei neue 110/20-kV-Umspannwerke und rund 60 Trafostationen. Ferner verstärkt sie ihr Mittelspannungsnetz mit rund 150 Kilometern an Kabelleitungen, verlegt zur betrieblichen Datenübertragung Glasfaserkabel mit rund 70 Kilometern Länge und integriert in ihre Netzleittechnik ein „Advanced Demand Management System“ (ADMS) mit automatisierter Wiederversorgungslogik. Darüber hinaus wird eine schon seit 2014 bestehende 20-kV-Notstromverbindung mit Slowenien über den Seebergsattel verstärkt und eine weitere Notstromverbindung durch den Loibltunnel geschaffen. 

„Wir freuen uns, das erste grenzüberschreitende Smart-Grid-Projekt mit österreichischer Beteiligung umzusetzen und EU-Fördergelder für Kärnten zu sichern“, erläutert Lisa Kopper, der bei der Kärnten Netz die Leitung von „GreenSwitch“ obliegt. Ihr zufolge verlaufen die im Frühjahr vergangenen Jahres begonnenen Arbeiten bis dato planmäßig. Die Verlegung der 20-kV-Kabel ist im Gange. Bis Jahresende möchte die Kärnten Netz auf etwa 35 Kilometer kommen. Auch waren Ende Juli bereits fünf Trafostationen automatisiert. „Die Automatisierung weiterer fünfzehn Stationen noch im laufenden Jahr ist bereits in Umsetzung“, berichtet Kopper. Mit dieser Automatisierung kann die Kärnten Netz Kopper zufolge den aktuellen Zustand des Netzes noch umfangreicher erfassen und dieses noch besser steuern: „Das ist nicht zuletzt wegen des Ausbaus der Erneuerbaren Energien, sondern auch wegen der zunehmenden Nutzung von Wärmepumpen für Heizzwecke sowie der Entwicklung der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge unabdingbar.“ 
 

Selbstheilende Netze durch Digitalisierung und Automatisierung

Eine wesentliche Neuerung im Zuge von „GreenSwitch“ sei die Integration des ADMS in das System der Kärnten Netz für die rasche Wiederversorgung der Kundinnen und Kunden, ergänzt Thomas Anvidalfarei. Er ist Assistent der Geschäftsführung der Kärnten Netz, war von Beginn an mit „GreenSwitch“ befasst und unterstützt die Umsetzung weiterhin. Wie er erläutert, ist ADMS im Zusammenwirken mit den automatisierten Trafostationen in der Lage, Störungen im Netz zu lokalisieren. Fehlerbetroffene Abschnitte werden automatisiert freigeschalten sowie selbstständige Umschaltungen vorgenommen, um möglichst viele Kundinnen und Kunden so rasch wie möglich wieder zu versorgen. „Digitalisierungs- und Automatisierungsmaßnahmen gewinnen im Verteilernetzbetrieb immer mehr an Bedeutung“, konstatiert Anvidalfarei. Wie andere Verteilernetzbetreiber setzt die Kärnten Netz in zunehmendem Maße „intelligente“ Betriebsmittel ein. Dies ermöglicht, die bestehende Infrastruktur noch besser zu nutzen. Der klassische Netzausbau mit „Kupfer“ bleibt zwar weiterhin notwendig, kann aber gezielter und zeitlich optimiert erfolgen. 
 

Internationale Kooperation 

Von internationaler Bedeutung ist „GreenSwitch“ nicht zuletzt wegen der Verstärkung der Notstromverbindungen zwischen den benachbarten Versorgungsgebieten der Kärnten Netz und des slowenischen Verteilernetzbetreibers Elektro Gorenjska mit Hauptsitz in Kranj etwa 25 Kilometer nordwestlich von Ljubljana. Auf dem Seebergsattel ersetzt die Kärnten Netz einen Teil der Mittelspannungs-Freileitung durch eine Kabelleitung. Laut der Projektbeschreibung wird damit „die grenzüberschreitende Versorgung im Störungsfall verbessert und die Möglichkeit für einen höheren Leistungsaustausch geschaffen“. Die grenzübergreifende Notstromverbindung wird durch automatisierte Kompakttrafostationen, die die Kärnten Netz über Glasfaserleitungen oder Funkkommunikation an ihr Netzleitsystem anschließt, ertüchtigt. 

Im Zuge der in den kommenden Jahren erfolgenden Sanierung des Loibltunnels verlege die Kärnten Netz neue Mittelspannungskabel, berichtet Kopper: „Außerdem errichten wir auch im Grenzbereich eine automatisierte Kompakttrafostation und integrieren sie in unser Netzleitsystem.“ Mit den beiden Notstromverbindungen sind die Kärnten Netz und die Elektro Gorenjska in der Lage, einander sowohl bei Störungen als auch bei Instandhaltungsmaßnahmen besser zu unterstützen und Versorgungsunterbrechungen rascher zu beheben. 

Die bestehende Kooperation war laut Anvidalfarei einer der Auslöser für „GreenSwitch“: Die Geschäftsführungen der Kärnten Netz und der Elektro Gorenjska besprachen bei einem Kongress Möglichkeiten zur verbesserten Zusammenarbeit auch über Notfälle hinaus. So entstand ein Konsortium, an dem sich auch die Elektro Celje und die Elektro Ljubljana aus Slowenien sowie der kroatische Übertragungsnetzbetreiber HOPS und die Verteilnetzgesellschaft HEP ODS beteiligen. 


Nutzen für alle 

Laut Anvidalfarei sind die Herausforderungen bei der Umsetzung von „GreenSwitch“ nicht zu unterschätzen: „Wir haben der EU versichert, dass wir die notwendigen Ressourcen bereitstellen können und termintreu arbeiten werden. Als lokal tätiger Verteilernetzbetreiber haben wir Mut gezeigt und uns für ein Projekt mit internationalem Ausmaß qualifiziert. Das Projekt kommt dem Wirtschafts- und Lebensstandort Kärnten und damit letzten Endes allen zugute.“ 

Das Projekt in ZahlenProjektbeginn: März 2023
Projektabschluss: Ende 2028
Investitionskosten: insgesamt rund 146 Millionen Euro, davon 73 Millionen Euro an EU-Fördermitteln, von denen rund 25 Millionen Euro Förderung auf die Kärnten Netz entfallen. 
Projektpartner: Kärnten Netz GmbH (Österreich), ELES/Elektro Celje/Elektro Gorenjska/Elektro Ljubljana (Slowenien), HOPS/HEP ODS (Kroatien) 
Effekt: erstes grenzüberschreitendes Smart Grid CEF-Förderprojekt mit österreichischer Beteiligung, Verbesserung der Versorgungssicherheit, bessere Nutzung der Erneuerbaren Energien für Strom- und Wärmebereitstellung sowie Elektromobilität 

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