Pumpspeicher: Eine „Grüne Batterie“ für Oberösterreich
Leuchttürme der Energiewende. Mit dem Pumpspeicherkraftwerk Ebensee, dem bisher größten Vorhaben ihrer Unternehmensgeschichte, setzt die Energie AG Oberösterreich einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Klimaneutralität und leistet damit einen wesentlichen Beitrag für eine nachhaltige Energiezukunft.
Die Energie AG ist Impulsgeberin einer nachhaltigen Energiezukunft und hat sich zum Ziel gesetzt, die Energiewende aktiv voranzutreiben. „Um die nachhaltig erzeugte Energie auch dann verfügbar zu machen, wenn sie am meisten gebraucht wird, braucht es großtechnische Speicherkapazitäten. Das Pumpspeicherkraftwerk in Ebensee ist damit ein wichtiger Baustein und quasi die grüne Batterie Oberösterreichs“, betont Energie AG-Generaldirektor Leonhard Schitter. Die Energie AG möchte dabei auch den dezidierten Wunsch der Menschen nach ressourcenschonend erzeugter Energie und nachhaltigen Lösungen erfüllen. Zudem leistet das Pumpspeicherkraftwerk Ebensee einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Energiewende – auch über die Region hinaus. Mit einem Investitionsvolumen von rund 450 Millionen Euro ist es die bisher größte Einzelinvestition in der Geschichte der Energie AG.
Das Kraftwerk ist als Kavernenkraftwerk am Fuße des großen Sonnsteins in Ebensee mit einer reversiblen Pumpturbine geplant. Als Oberwasserspeicher ist im Rumitzgraben ein rund 60 Meter hoher Naturschüttdamm vorgesehen. Als Unterwasserspeicher dient der 490 Meter tiefer gelegene Traunsee.
Das Kraftwerk hat einen Speicherinhalt von 1,32 Millionen Kubikmetern und ermöglicht eine Betriebszeit zur Stromerzeugung von 10 Volllaststunden. Das Rohr für die Wasserzuführung und Ableitung mündet mehrere Meter unter Wasser in den Traunsee. Die reversible Turbine verfügt über eine Leistung von 170 Megawatt (MW); im Pumpbetrieb sind 105 bis 150 MW möglich. Die Umschaltung der hochflexiblen Anlagen vom Turbinen- auf den Pumpvolllastbetrieb nimmt etwa sechs Minuten in Anspruch. Von der Pump- auf die Turbinenvolllast lässt sich binnen rund drei Minuten umstellen.
Die Energieableitung zur bestehenden 110-kV-Freileitung Steinkogl-Gmunden erfolgt über einen getrennten Energieableitungsstollen mittels einer gesonderten 110-kV-Ausleitung und einem eigenen Schaltwerk. Der Energieableitungsstollen wird von den beauftragten Firmen voraussichtlich ab Juli 2024 ausgebrochen. Das Schaltwerk soll in der Zeit von November 2024 bis September 2025 entstehen.
Geplant ist das Pumpspeicherkraftwerk Ebensee schon seit mehr als zehn Jahren. Die Umweltverträglichkeitsprüfung ist seit Anfang September 2017 abgeschlossen und der positive Bescheid rechtskräftig. Aufgrund energiewirtschaftlicher Rahmenbedingungen befand sich das Projekt bisher aber in der Warteschleife. Im August 2021 nahm die Energie AG die Projektaktivitäten mit dem Start des Vorprojektes wieder auf und leitete damit die Realisierung des Pumpspeicherkraftwerks ein. Nach dem Baubeschluss im Aufsichtsrat Ende September 2023 erfolgte im Oktober 2023 der offizielle Spatenstich. Im Jänner 2028 soll das Pumpspeicherkraftwerk seinen Betrieb aufnehmen. „Das Projekt unterstützt unser Vorhaben, eine fossilfreie Zukunft für unsere Kinder zu erschaffen. Wir als Energie AG sind davon überzeugt, dass wir die gesellschaftliche Verantwortung haben, langfristig zu denken. Wir wollen unseren Kindern und zukünftigen Generationen einen lebenswerten Planeten hinterlassen“, führt Schitter aus.
Standort bestens geeignet
Der Standort sei für die Errichtung eines Pumpspeicherkraftwerks bestens geeignet. Die Energie AG verweist auf die Topographie, die die Errichtung des Speichersees erleichtert, die große Fallhöhe zwischen dem Speicher- und dem Traunsee, den kurzen Triebwasserweg sowie den leistungsstarken Netzanschluss. Zurzeit laufen die Vorbereitungsarbeiten für die Einrichtung des Speichersees im Rumitzgraben. Ab März 2024 wird der Druckstollen ausgebrochen. Das Ausbruchmaterial verwendet die Energie AG zur Aufschüttung des rund 300 Meter langen und etwa 80 Meter hohen Staudamms. Nicht zuletzt dadurch sei es möglich, den Baustellenverkehr in der touristisch attraktiven Region auf ein Minimum zu reduzieren. Die Kaverne für das Krafthaus entsteht von Juli 2024 bis Oktober 2027, das Ein- und Auslaufbauwerk am Traunsee von September 2024 bis zum Februar 2027.
Das Projekt in Zahlen
Projektbeginn: Spatenstich am 21. Oktober 2023
Projektabschluss: Betrieb ab etwa Jänner 2028
Investitionskosten: rund 450 Millionen Euro
Effekt: Entstehen einer „grünen Batterie“ für Oberösterreich als wesentlicher Beitrag zum Gelingen der Energiewende
Mit dem Bau und dem Betrieb des Pumpspeicherkraftwerks sind auch erhebliche positive volkswirtschaftliche Effekte verbunden. Laut der Energie AG erbringe dieses „direkt und indirekt Zuwächse im Bruttoinlandsprodukt und im Beschäftigungsniveau. Ab Inbetriebnahme des Pumpspeicherkraftwerkes ergibt sich über 50 Jahre ein kumulierter positiver Effekt von etwa 2,5 Milliarden Euro auf das Bruttoinlandsprodukt Österreichs.“ Im Verlauf des Baus seien im Baubüro durchschnittlich rund 20 bis 30 Personen tätig, auf der Baustelle „je nach Bauphase 70 bis 120 Arbeiter und während der Montagearbeiten für die Maschinenkomponenten je nach Phase 30 bis 60 Monteure“. Ferner zeige sich dem Unternehmen zufolge „ein positiver Effekt für unsere Kundinnen und Kunden in 280.000 Haushalten, für die wir eine klimaneutrale Vollversorgung ermöglichen“.
Ökologie wird großgeschrieben
Unter dem Aspekt der Ökologie erfüllt Ebensee sämtliche wesentlichen Kriterien, um einen Pumpspeicher umweltschonend zu installieren. Im Sommer 2023 errichtete die Energie AG einen etwa 12 km langen Amphibienschutzzaun. Von Juli bis September wurden etwa 1.300 Tiere in angrenzende Gebiete außerhalb der Baustelle verbracht. Dabei stellten die mit den Arbeiten Befassten drei Amphibien- und sechs Reptilienarten fest, darunter den unter Schutz stehenden Feuersalamander.
Bis zur Fertigstellung des Projekts erfolgen nach Angaben der Energie AG umfangreiche Renaturierungen. Lediglich der Speichersee und kleinere Gebäude wie das Wasserschloss, die 110-kV-Schaltanlage und das Ein- sowie Auslaufbauwerk am Traunsee werden zu sehen sein. Um die durch den Speichersee verlorenen Lebensräume für Fauna und Flora zu ersetzen, entsteht auf der Speichervorschüttung ferner eine ökologische Ausgleichsfläche mit einem Flusslauf, Teichen und naturnahen Waldflächen. Zur Befüllung des Speichersees nutzt die Energie AG Wasser aus dem Traunsee, zu dessen Emporpumpen ausschließlich Strom aus erneuerbaren Quellen dient.
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