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Letze Unklarheiten: Wie viel Sonne verträgt unser Stromnetz?

Die schnelle Antwort lautet: Es kommt darauf an. Die detailliertere Antwort hat Energieexperte Anton Burger.

Das Spannende an PV-Strom ist: Er kann die billigste, aber auch die teuerste Form der Stromerzeugung sein – je nach den Umständen. Gibt es in einem Netz keinen oder nur wenig Solarstrom, ist jede zusätzliche Kilowattstunde an Solareinspeisung ein guter Deal, weil sie beispielsweise den wesentlich teureren Gasstrom ersetzt. Durch die eingesparten Brennstoffkosten ist Solarstrom in dieser Konstellation also sehr günstig und senkt die Systemkosten.

Stromleitung Natur Sonnenaufgang Landschaftsszene Graz Umgebung
© AdobeStock/Josef

Mit höheren Solarstromanteilen im Stromsystem fällt jedoch der Strompreis in jenen Zeiten, in denen PV-Strom normalerweise eingespeist wird. Der volkswirtschaftliche- bzw. der Marktwert jeder zusätzlichen Megawattstunde PV-Strom sinkt somit. Wenn alle anderen Erzeuger abgeschaltet sind oder auf Minimallast laufen und fast nur noch Sonnenenergie im Netz ist, geht der Marktwert zusätzlicher Sonnenenergie irgendwann gegen oder sogar unter null.

Anton Burger, Vice President Compass Lexecon
"Wenn alle anderen Erzeuger abgeschaltet sind oder auf Minimallast laufen und fast nur noch Sonnenenergie im Netz ist, geht der Marktwert zusätzlicher Sonnenenergie irgendwann gegen oder sogar unter null." Anton Burger Compass Lexecon

Durch die Abregelung von Solarstromspitzen, die sogenannte Spitzenkappung, sowie die möglichst gute Nutzung von Solarstrom zum Laden von Speichern, zur Wärme- und Warmwasserproduktion sowie durch das Laden von Elektroautos und nicht zuletzt durch Kuppelleitungen zu anderen Strommärkten kann die Menge von Solarstrom, die das Stromsystem sinnvoll aufnehmen kann, erheblich erhöht werden – was sinnvoll ist.

Aber wie viel Sonne verträgt unser Stromnetz? Die Antwort darauf lautet: Ab einem gewissen Anteil an Solarstrom würde entweder das Ausmaß an Abregelung ein absurdes Niveau erreichen, oder man bräuchte für die Nutzung derart große Leitungs- und/oder Speicherkapazitäten, dass deren Bereitstellung noch enorm teuer und somit unwirtschaftlich wäre.

Die Aufgabe für die Zukunft muss daher lauten: Nicht eine bestimmte Form der Erneuerbaren Energie besonders stark ausbauen, sondern einen idealen Mix aus Sonne, Wasser, Wind und Biomasse schaffen, der den besten Preis und 
die sicherste Versorgung gewährleistet.

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