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Fünf Fragen an Michael Strugl

Sie sind seit vier Jahren Präsident von Oesterreichs Energie. Von Corona bis zur Energiekrise – diese Zeit war durchaus turbulent. 
Was ist Ihr Resümee?

Michael Strugl: Die vergangenen Jahre waren eine Herausforderung – aber wir hatten dadurch auch die Möglichkeit zu zeigen, was wir können. Ob Lockdown oder Lieferengpässe bei Gas – unseren Unternehmen ist es zu jeder Zeit gelungen, die Versorgung in ganz Österreich zu sichern. Das ist eine Leistung, auf die wir stolz sind – und für die ich mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Branche bedanken möchte. Es ist aber auch klar, dass die Aufgaben damit nicht erledigt sind. Wir haben auch in den kommenden Jahren noch viel vor uns.

Michael Strugl

„In der laufenden Legislaturperiode wurden einige für uns sehr wichtige Gesetze beschlossen, allen voran das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz oder die Novelle des UVP-Gesetzes.“

Michael Strugl CEO Verbund AG und Präsident Oesterreichs Energie

Österreich wählt Ende September ein neues Parlament. Was waren die Meilensteine aus Sicht der E-Wirtschaft, die erreicht wurden …?

Strugl: In der laufenden Legislaturperiode wurden einige für uns sehr wichtige Gesetze beschlossen, allen voran das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz oder die Novelle des UVP-Gesetzes. Beim Elektrizitätswirtschaftsgesetz oder dem Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetz warten wir noch auf den Beschluss.

… und was hätte besser laufen können?

Strugl: Manchmal hätten wir uns bei den Vorhaben im Energiebereich einen pragmatischeren Zugang und weniger Ideologie gewünscht. Wichtig ist die Ausgewogenheit der Zieldimensionen: erneuerbar, wirtschaftlich, leistbar, Versorgungssicherheit. Und wir brauchen eine gemeinsame Kraftanstrengung, einen nationalen Schulterschluss. 

Der PV-Ausbau boomt, der Netzausbau hinkt hinterher. Wie soll der Umbau des Systems so gelingen? 

Strugl: Die Netze wurden gebaut für den Transport vom Erzeuger zum Verbraucher. Sie waren nicht dafür ausgelegt, aus dezentraler Erzeugung (private PV) rückzuspeisen. Ein Ausbau „auf Vorrat“ war regulatorisch nicht möglich, weil niemand das bezahlen wollte. Deshalb ist jetzt ein integrierter Plan wichtig, wo Netz, Speicher und Erzeugung aufeinander abgestimmt ausgebaut werden. Und wir können nicht die Netze auf nur wenige Stunden Spitzenlast auslegen, das ist volkswirtschaftlich ineffizient, daher sind leistungsbezogene, flexible Netzzugänge genauso wichtig wie Anreize beim Verbraucher.

Sie schlagen den Österreicher:innen einen Zukunftspakt vor. Was hat es damit auf sich?

Strugl: Eine sichere und leistbare Energieversorgung ist keine Selbstverständlichkeit – das haben die Krisen der vergangenen Jahre gezeigt. Damit wir uns auch künftig auf unser Energiesystem verlassen können, müssen wir jetzt handeln. Darum machen wir den Österreicherinnen und Österreichern, der Politik und der Wirtschaft ein Angebot: Wir investieren in das Energiesystem der Zukunft – wenn jetzt die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden. Wer Milliarden investiert, braucht Rechts- und Planungssicherheit. Wir arbeiten bereits jetzt mit Hochdruck am Umbau des Systems – aber wir sehen, dass wir derzeit nicht schnell genug vorankommen. Unser Appell: Ziehen wir hier im Interesse unserer zukünftigen Energieversorgung an einem Strang. 

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