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Covid: So hat die E-Wirtschaft das Krisenjahr gemeistert

Trennung von Teams in Leitwarten, Homeoffice, ausgeklügelte Teststrategie: Beim Verbund ist man stolz auf die Maßnahmen, die man zur Versorgungssicherheit in den letzten 14 Monaten ergriffen hat. Als große Herausforderung habe sich laut Konzernkrisenmanager Josef Bogensperger die weitgehende Umstellung auf den Homeoffice-Betrieb erwiesen, den die Informatiker des Energiekonzerns binnen kürzester Zeit bewältigten: „Das war ein Bravourstück unserer IT-Leute.“

DI Dr. techn. Josef Bogensperger
„Einen Hü-Hott-Betrieb möchten wir unbedingt vermeiden, denn dieser würde die Mitarbeiter verunsichern.“ Josef Bogensperger Verbund

Nach wie vor sind etwa 1.300 der 2.900 Beschäftigten im Homeoffice tätig. Die zu Beginn der Pandemie eingeführte strikte Trennung der Teams in den Leitwarten ist nach wie vor aufrecht. Überdies wurde eine umfassende Teststrategie für das Personal umgesetzt. Einer der derzeitigen Schwerpunkte des Pandemiemanagements sind Impfungen. Bogensperger zufolge sei Verbund vom Gesundheitsministerium Impfstoff zugewiesen worden, den das Unternehmen umgehend verwende.

Über die konzerninternen Impfstraßen hinaus nutzt Verbund in einigen Bundesländern in Absprache mit den zuständigen Behörden deren Impfstraßen. Überdies sind Planungen für Öffnungsschritte in den kommenden Monaten im Gange. Wie auch andere Energieunternehmen werde Verbund laut Bogensperger dabei „mit großer Umsicht und Vorsicht vorgehen. Einen Hü-Hott-Betrieb möchten wir unbedingt vermeiden, denn dieser würde die Mitarbeiter verunsichern.“ In den kommenden Wochen gelte es daher zu beobachten, wie sich die Öffnungsverordnung des Gesundheitsministeriums auswirke und welche weiteren Schritte das Ministerium setze. In der Vergangenheit seien Verordnungen indessen leider oft erst in letzter Sekunde ergangen.
 

Wöchentliche Tests

In der TIWAG leitet Vorstandsdirektor Johann Herdina selbst den COVID-19-Krisenstab und weiß die Angelegenheit mit Humor zu nehmen: „Ich war zehn Jahre lang Kommandant einer Feuerwehreinheit und habe daher Erfahrung mit Einsatzorganisationen.“ Im Februar 2020 wurde das Konzernkrisenmanagement einberufen und trat während des ersten Lock-downs alle 24 Stunden zusammen. Nun finden zwei Treffen pro Woche statt.

Dipl.-Ing. Johann Herdina
„Ich hoffe, wir können im Sommer wieder in den Normalbetrieb übergehen und das Krisenmanagement außer Dienst stellen.“ Johann Herdina TIWAG

„Ich hoffe, wir können im Sommer wieder in den Normalbetrieb übergehen und das Krisenmanagement außer Dienst stellen“, konstatiert Herdina. Bereits in den Normalbetrieb überführt wurde der Dienst in den Leitzentralen des Tiroler Energiekonzerns. Einer der Schwerpunkte des Corona-Managements der TIWAG ist zurzeit das Impfen. Ende Mai war rund ein Drittel der 1.400 Personen umfassenden Belegschaft immunisiert. Ferner erfolgen wöchentliche PCR-Tests für alle Mitarbeiter. Zwei Mal pro Woche wird auch auf den Baustellen getestet.

Zurzeit laufen insbesondere zwei große Vorhaben: die Errichtung des 80 MW starken Gemeinschaftskraftwerks Inn im Grenzgebiet mit der Schweiz sowie die Erweiterung des Pumpspeicherkraftwerks Sellrain-Silz um rund 130 MW. Laut Herdina würden die Tests auf den Baustellen auch die Beschäftigten der Fremdfirmen umfassen. Nach wie vor setzt die TIWAG, so weit möglich, ferner auf den Dienst im Homeoffice. Bis zum Auslaufen der geltenden COVID-19-Verordnung des Gesundheitsministeriums werde sich daran auch nichts ändern, stellt Herdina klar.
 

Auf höchster Stufe  

Im Wesentlichen ohne Probleme habe die Kelag die COVID-19-Pandemie gemeistert, berichtet der Krisenmanager des Konzerns, Michael Marketz, der Geschäftsführer der KNG-Kärnten Netz. Im Feber 2020 richtete die Kelag ihren Krisenstab ein. Dieser funktioniert nach dem Modell für Einsatzorganisationen nach dem österreichischen Krisen- und Katastrophenmanagementsystem. Bis dato tagte der Stab über 100 Mal. In bisher 20 Maßnahmenpaketen schrieb die Kelag den Umgang mit der Krise detailliert fest.

Dipl.-Ing. Dr. Michael Marketz
„Die Kelag hat im Wesentlichen ohne Probleme die COVID-19-Pandemie gemeistert." Michael Marketz Kelag

Ferner erstellte der Krisenstab ein Vierstufenkonzept für die allfällige Verschärfung der zur Bewältigung der Pandemie notwendigen Schritte. Nach wie vor gilt die höchste Stufe, die Stufe 4. Sie umfasst unter anderem strenge Schichttrennungen in den zentralen Leitstellen sowie strikte Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen für Mitarbeiter und Kunden. Ferner wurde ein internes Testteam zur Durchführung von Schnelltests eingerichtet.

Die Vorbereitungen für das Impfen der Belegschaft seien laut Marketz ebenfalls bereits getroffen: „Wir planen, eigene Impfstraßen einzurichten.“ Dies erfolge in enger Abstimmung mit dem Land Kärnten. Im Großen und Ganzen hat sich das Krisenmanagement des Kärntner Energieversorgers bestens bewährt. Und das sei schließlich das oberste Ziel eines Betreibers einer kritischen Infrastruktur. Bei den anstehenden Lockerungsschritten werde die Kelag „mit großer Sorgfalt“ vorgehen.
 

Normalbetrieb erst im Herbst

Wie die meisten Energieunternehmen verfüge die Energie Burgenland über einen Krisenstab gemäß dem Staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagementsystem (SKKM), berichtet der Leiter des Stabes, Andreas Giefing. Zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie wurde aber ein eigenes, aus sechs Personen bestehendes Team unter Leitung Giefings aufgebaut. Dieses tritt seit Ende Feber 2020 regelmäßig zusammen, erarbeitet die jeweiligen Maßnahmen und veranlasst deren Umsetzung.

Ing. Giefing Andreas, MSc
„Die öffentlichen Sanitätsdienste funktionieren im Burgenland hervorragend. Die Herausforderung ist eher die Verfügbarkeit von Impfstoff.“ Giefing Andreas Energie Burgenland

Nach wie vor gelten Maskenpflicht, Abstandsregeln und Hygienevorschriften. Auch die Teamtrennung in den Leitwarten ist aufrecht. Und bei den Öffnungsschritten werde das Unternehmen zurückhaltend vorgehen, erläutert Giefing. Eine vollständige Umstellung auf den Normalbetrieb ist daher nicht vor Herbst zu erwarten. Für die Impfungen nutze die Energie Burgenland in Abstimmung mit dem Land dessen Infrastruktur, berichtet Giefing. „Wir haben überlegt, eigene Impfstraßen einzurichten, uns aber gegen diese Möglichkeit entschieden. Es wurde deutlich, wie aufwendig das wäre, und die öffentlichen Sanitätsdienste funktionieren im Burgenland hervorragend. Die Herausforderung ist eher die Verfügbarkeit von Impfstoff.“