Was versteht man unter Versorgungssicherheit?

Versorgungssicherheit nennt man die langfristige und stetige Versorgung der Grundbedürfnisse der Menschen. Energiesicherheit ist ein sehr wesentlicher Bereich davon, da unser heutiges Leben nur mit einer sicheren Stromversorgung funktioniert; das reicht vom Licht über das Heizen und Kühlen, Bahnfahren, der Straßenverkehr, Kochen, Einkaufen, Bezahlen und unsere medizinische Versorgung über die Kommunikation bis zur Erzeugung der wesentlichen Produkte unseres Lebens und deren Transport.
 

Strom ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für unser Leben und für unseren Wirtschaftsstandort.

  • Unter Versorgungssicherheit versteht man die lückenlose Verfügbarkeit von Strom während des ganzen Jahres, rund um die Uhr. In Österreich ist Elektrizität seit Jahren im Durchschnitt zu über 99,9 % vorhanden, das ist ein europäischer Spitzenwert. Laufend überprüft wird das von der E-Control.
  • Genauer betrachtet unterscheidet man in Versorgungszuverlässigkeit, Versorgungsqualität, Systemsicherheit und Deckung des Bedarfs mit Strom.

In Österreich ist Elektrizität seit Jahren im Durchschnitt zu über 99,9 % vorhanden, das ist ein europäischer Spitzenwert

 

  • Versorgungszuverlässigkeit bedeutet, dass Strom zu jederzeit verfügbar ist. In Österreich liegt die durchschnittliche ungeplante Nichtverfügbarkeit von Strom bei etwa 25 Minuten pro Jahr und Einwohner
  • Mit Versorgungsqualität ist gemeint, dass der Strom immer in derselben Netzfrequenz (annähernd 50 Hertz) zur Verfügung steht, Frequenzschwankungen müssen daher von den Netzbetreibern stetig ausgeglichen werden.

  • Frequenzschwankungen entstehen, wenn Erzeugung und Verbrauch sich nicht die Waage halten, also wenn mehr Strom im Netz ist als gerade benötigt wird oder umgekehrt. Das kann zum Beispiel durch den Ausfall eines Kraftwerks oder einer Leitung entstehen – oder durch ein Übermaß an Strom, wenn etwa der Wind unerwartet stark weht.
  • Frequenzschwankungen sind ein Zeichen dafür, dass das Stromsystem aus dem Gleichgewicht gerät. Die Netzbetreiber überprüfen die Frequenz daher laufend und greifen bei zu starken Abweichungen sofort ein. Das kann z.B. durch die Ab- oder Zuschaltung von Erzeugungsanlagen oder flexiblen Kapazitäten wie Pumpspeicher, Gaskraftwerken oder Batteriespeichern geschehen; oder auch indem große Industrieanlagen kurzfristig vom Netz genommen werden.

Stromangebot und -verbrauch müssen sich immer die Waage halten.

 

Zwar hat jedes Land sein eigenes Stromnetz-System, die Übertragungsnetze befinden sich aber in einem europäischen Verbundsystem. Strom macht also nicht an den Grenzen halt und jedes Land braucht den Austausch mit den anderen, um das Stromsystem insgesamt stabil zu halten.

Wir exportieren und wir importieren Strom, das ist eine der Maßnahmen, um unseren Stromverbrauch rund ums Jahr abzudecken und das Stromsystem europaweit stabil zu halten. Vor allem in den Wintermonaten erzeugt Österreich weniger Strom aus Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie sowie Biomasse als wir verbrauchen. Ziel ist es, über das Jahr gerechnet einen Ausgleich zwischen Import und Export zu erzielen, derzeit importieren wir allerdings noch mehr Strom als wir exportieren.

Wir haben jetzt schon die Situation, dass wir im Winter zu wenig Strom erzeugen und im Sommer zu viel. Das hat mehrere Gründe: Die Flüsse führen im Winter weniger Wasser, PV-Anlagen können weniger Sonnenstunden nutzen und durch die niedrigeren Temperaturen wird insgesamt mehr Energie benötigt. Derzeit wird die fehlende Energie bei Bedarf importiert oder mit thermischen Kraftwerken produziert. Um künftig nicht mehr auf fossile Energieträger angewiesen zu sein, muss es uns künftig gelingen, die überschüssige Energie aus dem Sommer in den Winter zu verschieben. Dafür gibt es verschiedene Technologien – derzeit kommen vor allem Pumpspeicher zum Einsatz.

Je höher Anteil aus erneuerbaren Quellen im Stromsystem ist, desto größer sind die Anforderungen an das Stromnetz, um es im Gleichgewicht zu halten. Im Jahr 2030 wollen wir 100 % unseres Stromverbrauchs aus Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie sowie Biomasse decken. Das führt zu großen Herausforderungen für die Versorgungssicherheit. Folgende Abbildung zeigt eine mögliche Situation im Jahr 2030.

Die Darstellung zeigt deutlich die große Lücke zwischen Erzeugung und Verbrauch, die geschlossen werden muss. Wenn sich das österreichische Stromsystem einmal ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen speist, können im Tagesverlauf Situationen entstehen, bei denen mehr als 10 Gigawatt (GW) Leistung fehlen. Die wöchentliche Residualnachfrage könnte rund 1,2 Terawattstunde erreichen – das entspricht etwa der Menge an Strom, die ganz Wien in zwei Monaten verbraucht. Auch bei einem massiven Ausbau von Netzen und Speichern wird es zur Bewältigung so einer Situation auch im Jahr 2030 noch thermische Kraftwerke brauchen.

Im Jahr 2030 wollen wir 100 % unseres Stromverbrauchs aus Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie sowie Biomasse decken.